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Jonathan ist eigentlich ein lieber Junge. Nur die Schulleitungen von acht Internaten sind anderer Meinung. Disziplin: mangelhaft, lautet meist ihr Urteil, ehe sie ihn der Schule verweisen.
Nun also die neunte Station seiner Schulkarriere: Leipzig, Thomanerchor-Internat. Nach anfänglichem Zögern findet Jonathan schnell Anschluss und Freunde.
Als sie zusammen einen verlassen wirkenden, heruntergekommenen Wohnwagen zu ihrem Bandentreffpunkt machen, finden sie ein altes Theaterstück. Die Jungen beschließen, dieses Stück aufzuführen. Jonathan komponiert die Musik und ansonsten versuchen sie, den Text so weit wie möglich zu übernehmen. Die Proben erweisen sich als schwierig und immer wieder droht ihr ehrgeiziges Projekt zu scheitern. Da hört der Internatsleiter Justus zufällig einige Zeilen des Textes. Wutentbrannt fordert er das Manuskript und verbietet die Aufführung. Die Jungen sind entsetzt, das passt überhaupt nicht zu dem ruhigen, besonnenen und sehr beliebten Lehrer. Warum reagiert er so heftig auf dieses Theaterstück?
"Das fliegende Klassenzimmer" ist ein Klassiker der Jugendliteratur. Dreimal wurde der Stoff verfilmt: 1954 mit dem unvergessenen Paul Dahlke, 1973 mit Joachim Fuchsberger in der Hauptrolle und 2002 mit Ulrich Noethen als Direkter eines Internats. Diese letzte Verfilmung ist Gegenstand dieser Rezension.
Im Vergleich zu dem über fünfzig Jahre alten ersten Film hat das Drehbuch dieser Neuverfilmung den Originaltext von Erich Kästner nur als Leitlinie und Orientierung genommen. Teilweise entfernt sich der Film sehr weit vom Buch und wartet mit einer großen Anzahl Überraschungen auf. Er ist schwungvoller, mehr "Action" wird geboten und Musik und Text sind deutlich an der heutigen Jugend und ihren Interessen orientiert.
Nachteilig ist das völlige Außerachtlassen der inneren Nöte der Kinder. Waren sie noch Schwerpunkt der ersten Verfilmung, geraten sie nun aus dem Blickfeld. Zudem lebte der alte Film von der wundervoll altmodischen, aber höchst netten Einleitung durch Erich Kästner persönlich. Sie gab dem damaligen Film eine sehr persönliche Note und stand für eine werkgetreue Verfilmung.
Doch die fast zwei Stunden der Neuverfilmung sind sehr unterhaltsam, oft lustig, gelegentlich sehr nachdenklich und dank der wundervollen Kinderdarsteller und der köstlich besetzten Nebenrollen - Piet Klocke gibt einen so herrlichen Lehrer und Vater ab, dass man sich den Bauch halten muss vor Lachen - sehr schnell vorbei.
Insgesamt ein wenig geglättet und um den Tiefgang der Probleme der Kinder bereinigt, gefällt der Film als Unterhaltung, auch wenn Kästner ihn vielleicht als zu laut, zu anbiedernd und zu wenig philosophisch belächelt hätte - aber wer weiß das schon.
Die Extras sind nett gemacht und einen Blick wert. Der "Klassenzimmer-Rap" ist als Video und als Radioversion an Bord dieser schönen DVD und das "Making Of" ist leidlich interessant gemacht. Nur die Interviews hätte man sich sparen können, sie sind eher langweilig.
Fazit: Drei Verfilmungen, drei völlig unterschiedliche Filme. Diese Version aus dem Jahre 2002 ist humorvoll, unterhaltsam und lustig, klammert aber einige Probleme, die in der Buchvorlage zur Geltung kommen, aus.