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 Von den Gracchen bis Sulla

Die römische Republik am Scheideweg 133 - 78 v. Chr.


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Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Gesamtdarstellungen der römischen Geschichte gibt es eine Menge, wobei das gesamte Spektrum von populären Werken bis hin zu Arbeiten von hohem wissenschaftlichen Anspruch abgedeckt wird. Schwieriger wird es bereits bei fundierten Einzeldarstellungen, die bestimmte Aspekte oder Abschnitte der römischen Geschichte behandeln. Seltenheitswert haben Einzeldarstellungen, die nicht nur den aktuellen Forschungsstand zusammenfassen, sondern auch noch so lebendig geschrieben sind, dass die Lektüre zum Vergnügen wird. Herbert Heftner legt mit "Von den Gracchen bis Sulla" eine facettenreiche und plastische Darstellung dieser für die Geschichte der späten römischen Republik so entscheidenden fünfzig Jahre zwischen dem Volkstribunat des älteren Gracchus und dem Ende der Diktatur Sullas vor.
Das komplexe Geschehen, das sich hinter dem Schlagwort "gracchische Agrarreformen" verbirgt, umfasst weit mehr als den Versuch von Teilen der römischen Nobilität, offenkundige Missstände durch Landverteilungen und Koloniegründungen zu lindern. In diesem für die Spätzeit der römischen Republik entscheidenden Konflikt, in dem auf vorher nie dagewesene Weise das Primat der senatorischen Führungsschicht in Frage gestellt wurde, liegt ein Schlüssel zum Verständnis jener tiefgreifenden Widersprüche innerhalb der römischen Gesellschaft, die nach einem Jahrhundert blutiger Auseinandersetzungen in der Machtergreifung Cäsars und dem Prinzipat des Augustus endeten. Die innere Logik dieser bei oberflächlicher Betrachtung chaotisch erscheinenden Zustände aufzudecken, ist eines der Hauptanliegen dieses Buches.

Heftners Darstellung beginnt mit einer vierzig Seiten starken Einführung in den inneren und äußeren Zustand der römischen Republik vor dem Volkstribunat des älteren Gracchus. Dabei kommt die Organisation der römischen Gesellschaft ebenso zur Sprache wie die Schwierigkeiten, vor die sich eine traditionell urban ausgerichtete Führungselite angesichts der raschen Ausdehnung der Reichsgrenzen und der damit verbundenen logistischen und sozialen Probleme konfrontiert sah.

Der Hauptteil widmet sich der Darstellung jenes Konfliktes, den die Auseinandersetzungen um die gracchischen Agrargesetze zum ersten Mal sichtbar werden ließen. Die Art und Weise, in der zunächst Tiberius, zehn Jahre später sein jüngerer Bruder Gaius Gracchus das Tribunenamt gebrauchten, um die römische Gesellschaft zu polarisieren, und ihr fulminantes Scheitern werden in aller Ausführlichkeit dargestellt. Weitere Kapitel widmen sich der Nobilitätsherrschaft und dem Aufstieg des Gaius Marius, dem Bundesgenossenkrieg und dem Krieg gegen Mithridates, um schließlich mit einer Darstellung des Bürgerkrieges und der anschließenden Diktatur Sullas und der berüchtigten Proskriptionen zu enden. Ein wenig stiefmütterlich wird der Krieg gegen Jugurtha behandelt, dem immerhin mit Marius und Sulla zwei der wichtigsten Protagonisten der kommenden Jahre bedeutende Impulse für ihre Karriere verdankten und an dessen chaotischem Verlauf weite Teile der Nobilität entscheidenden Anteil hatten. Angesichts der Komplexität dieses Themas ist es allerdings nachvollziehbar, dass der Verfasser hier zugunsten anderer Aspekte der Kürze den Vorrang gab. Durch die thematische Breite, die Heftner bei der Darstellung seines Themas erreicht, wird dieses kleine Manko jedoch mehr als aufgewogen.

Auch "Von den Gracchen bis Sulla" kann selbstverständlich kein Quellenstudium oder die Lektüre weiterer Einzeldarstellungen ersetzen. Einige Aspekte dieses Abschnittes der römischen Geschichte können zwangsläufig nur gerafft dargeboten werden. Sein Ziel, diesen entscheidenden Konflikt und seine Folgen, das Entstehen der Popularenpartei, die Spaltung innerhalb der senatorischen Führungsschicht, den nachfolgenden Bürgerkrieg und die Proskriptionen, in ihren inneren Zusammenhängen und ihrer Logik in verständlicher Weise darzustellen, ohne dabei auf wissenschaftliche Gründlichkeit zu verzichten, hat Herbert Heftner allerdings erreicht. Dass dabei auch unterschiedliche Diskussionsstandpunkte dargeboten werden, macht seine Darstellung umso nützlicher.

Diverse Karten erleichtern die Orientierung; ein umfangreicher Apparat von Anmerkungen und Quellenverweisen, ein Personen- und Sachregister sowie eine ausführliche Bibliografie runden die Darstellung ab. Wer sich für die späte römische Republik interessiert, kommt an diesem Buch nicht vorbei.


Frank Hoese



Hardcover | Erschienen: 01. März 2006 | ISBN: 3791720031 | Preis: 29,90 Euro | 302 Seiten | Sprache: Deutsch

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