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Es gibt den Moriskentanz, der überall im Sommer auf der Scheibenwelt getanzt wird. Dabei treten Männer in weißer Kleidung auf, die angenähte Glöckchen tragen und heitere Musik spielen. Jung und Alt versammelt sich bei diesem Spektakel, das einem großen Volksfest gleicht. Und dann gibt es noch den anderen Tanz, der heimlich stattfindet, im Winter in aller Stille, denn jede Münze hat zwei Seiten und wehe dem, der den Ablauf der Zeiten stört.
Fräulein Verrat, die Hexe, bei der die fast vierzehnjährige Tiffany Weh lernt, hat einige Schrauben etwas lockerer sitzen. Da sie sowohl blind als auch taub ist, hat sie es in der Fähigkeit des Borgen zur Perfektion gebracht und benutzt meist eine kleine Maus zum sehen. Sie ist etwas wunderlich und hat eine extreme Vorliebe für schwarz, doch Tiffany kann bei ihr eine Menge lernen. Als Fräulein Verrat sie eines Tages mit auf eine Lichtung im Wald nimmt, ahnt sie nicht, welche Schwierigkeiten auf Tiffany warten. Denn diese, angespornt durch die dröhnenden Trommeln, hüpft mitten hinein in den Tanz, dorthin, wo noch ein Platz frei war.
Dieser Platz jedoch war nicht für sie, sondern für die Sommerfrau bestimmt. Durch ihr übermütiges Tanzen hat sie jedoch nun die Aufmerksamkeit des Winterschmieds auf sich gezogen. Er ist verwundert über das mutige kleine Mädchen und beginnt, sich für sie zu interessieren. Anfangs schenkt er ihr Schneeflocken und Rosen aus Eis und modelliert Eisberge nach ihrem Vorbild. Doch als er beginnt, immer menschlicher zu werden, muss Tiffany aktiv werden. Denn wenn sie nicht die Rolle der Sommerfrau übernimmt und den Winter besiegt, wird alles Leben unter einer Eisdecke begraben.
Nach "Kleine freie Männer" und "Ein Hut voller Sterne" ist dies der dritte Roman um die Junghexe Tiffany Weh. Stets an ihrer Seite sind auch die "Wir sind die Größten", die dafür sorgen müssen, dass ihrer ehemaligen Kelda kein Leid geschieht. Vor den Problemen, in denen Tiffany jetzt steckt, können die blauen Männer sie allerdings nicht bewahren. Deswegen muss ein Held her, der dafür sorgt, dass die Geschichte sich so formt, wie sie es soll.
Wieder einmal spinnt Pratchett eine seiner genialen Geschichten auf der Scheibenwelt. "Der Winterschmied" ist ein relativ ernstes Märchen um Tiffany Weh, das jedoch auch den Humor nicht vermissen lässt. Spannende Kämpfe, lebensbedrohliche Gefahren, humorvolle Kommentare und ein etwas anderes Universum verbinden sich zu einem spannenden und spaßigen Roman. Absolutes Highlight sind wieder einmal die "Wir sind die Größten", deren einzige Furcht nach der Bewältigung der Schrift lediglich daraus besteht, mit einer ungeduldigen, die Arme verschränkenden und schmollenden Kelda konfrontiert zu werden.
Die Geschichte selbst spielt mit alten Göttermythen und dem in vielen Scheibenweltromanen erwähnten Moriskentanz. Es macht viel Spaß und Freude, das kleine Universum um Tiffany Weh entwickeln zu sehen. Und welche Lehren kann der Leser daraus ziehen? Hexerei ist keine "MagieH", sondern harte Arbeit, und benötigt die richtige Menge "Buffo". Wer die Welt rettet, darf keinen Dank erwarten, sondern nur noch mehr Arbeit, und wer zu einer Hexe wird, hat wenig Freunde, sondern viele Bittsteller und kleine blaue Männer, die das geheime Tagebuch lesen.
"Der Winterschmied" ist wieder ein Beweis dafür, dass dem großen Humoristen wohl niemals die Ideen ausgehen. Und manche Dinge kann man wesentlich einfacher sagen, indem man sie in Geschichten verpackt. Bleibt nur zu hoffen, dass dies nicht der letzte Teil um Tiffany Weh bleibt, immerhin lauert dort noch eine Romanze im Hintergrund.