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Midgard ist der "Garten in der Mitte" der Schöpfung, gelegen zwischen Himmel und Unterwelt. Midgard ist "Mittelerde", die irdische Heimstatt von uns Menschen. An seinen Rand grenzen die Außenwelten wie Utgard, Nebelheim oder Schwarzalbenheim, wo Gnome, Geister und Götter leben. In unserer heutigen, aufgeklärten Zeit ist das Wissen um die Außenwelten jedoch längst einer allumfassenden Rationalität gewichen. Nur wenige Menschen vermögen diese Welten des Anderen, deren Geister wahrzunehmen. Wolf-Dieter Storl nimmt den Leser in diesem Buch auf seinen ganz persönlichen Streifzug an den Rand unseres Midgard mit, wie er es erlebt.
Das Buch gliedert sich in elf Kapitel inklusive einer Einführung, in der Storl dem Leser auf neun informativen Seiten einen groben Überblick über das Bild der Außenwelten in der nordischen Mythologie gibt. Hier wird ein grobes Verständnis dafür geschaffen, wie Storl die Welt sieht und auf welchem mythologischen Hintergrund seine Erfahrungen basieren. Die folgenden zehn Kapitel sind mit Geschichten und Erlebnissen aus Storls Leben gefüllt. Der Leser wird mitgenommen auf eine Reise durch Zeit und Raum. Er besucht Indien, Irland und Amerika, taucht in die Jugend des Autors ein, die er in Ohio verbrachte, und erlebt schließlich, wie dieser sich mit seiner Familie auf einer Berghütte im Allgäu ansiedelt. Jeder dieser Lebensabschnitte Storls ist mit Begegnungen am Rande Midgards verbunden. Der Autor berichtet von Astralreisen, trifft auf Yama, den indischen König der Totenwelt, und berichtet von Naturgeistern.
Was für den absolut dem Realismus ergebenen Leser hier nach ausgemachtem Blödsinn klingen muss, ist nichts anderes als subjektive Erfahrung eines einzelnen Mannes. Storl beschreibt, wie er diese Begebenheiten erlebt hat, erhebt aber keinen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit seiner Aussagen. Auch will Storl mit diesem Buch kein Weltverbesserer sein, sondern überlässt es dem Leser, Schlussfolgerungen aus dem Gesagten zu ziehen, beziehungsweise seine eigenen Erfahrungen zu sammeln. Dieses Buch ist kein Leitfaden zur Spiritualität, zumindest keiner, der für die breite Masse geeignet wäre. Es ist vielmehr das Gefühl für die Natur, das Storl seinen Lesern wie in so vielen seiner Bücher vermitteln möchte. Die Art und Weise, wie er das tut, ist hier allerdings eine sehr persönlich, fast schon intim zu nennende. Dass dies nicht jedermanns Sache ist, versteht sich von selbst.
"Streifzüge am Rande Midgards" ist ein durch und durch persönliches Buch. Storl spricht über seine mystischen Erfahrungen, über Dinge, die ihn sein Leben lang geprägt und ihn zu der Persönlichkeit gemacht haben, die er heute ist. Dass diese Art von Erfahrung von vielen Menschen angezweifelt wird, versteht sich von selbst. Auch der Rezensent ist ein Kind unserer heutigen Zivilisation und kann viele Dinge, über die Storl schreibt, nicht wirklich nachvollziehen. Aber darum geht es primär auch gar nicht. Natürlich versucht Storl auch, seinen Weg zu erklären, doch jeder Mensch muss auch seinen persönlichen Weg selbst finden. Storl wirbt dafür, dass dies - wenn schon nicht im Einklang - wenigstens mit einem angemessenen Respekt gegenüber unserer Erde geschieht.