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1942 wurden Arnold Daghani und seine Frau deportiert. Er schrieb Tagebuch und berichtete darin über das Lagerleben. 2002 wurde dieses Tagebuch unter dem Titel "Laßt mich leben" auf Deutsch veröffentlicht. Aber Daghani schrieb nicht nur, er malte auch, was ihm schließlich auch die Flucht aus dem Lager ermöglichte.
Das Buch "Der Maler Arnold Daghani" begleitet eine gleichnamige Ausstellung, in der erstmals eine Auswahl von Daghanis Lagerbildern aus Michailowka/Tarassiwka/Bershad dem deutschen Publikum zugänglich gemacht wurde. Zusätzlich wurden später entstandene Pinselzeichnungen und Lithographien aufgenommen. Weiterhin gibt es Wortbeiträge verschiedener Autoren zu Daghanis Leben und Werk und zur Situation der Shoa in Transnistrien. Shoa ist der hebräische Begriff für den Völkermord an den Juden unter den Nationalsozialisten und Transnistrien ist ein Gebiet, das im heutigen Moldawien liegt.
Ein Anliegen des Buches ist "die Aufnahme Arnold Daghanis in unsere Kultur des Erinnerns".
Schon mit diesem Satz beginnt das Dilemma des Buches. Das Zitat macht deutlich, dass es nicht so sehr um den Künstler Daghani geht wie um den jüdischen Künstler Daghani, der den Holocaust überlebt hat. Die Wortbeiträge zu Transnistrien, das auch als "vergessener Holocaust" bezeichnet wird, zeigen weiterhin, dass es den Autoren um mehr geht, als Daghani der deutschen Öffentlichkeit näher zu bringen. Nämlich auch darum, die Shoa in Transnistrien ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken.
Zeitlebens hat Daghani versucht, als Künstler und nicht "nur" als künstlerischer Zeuge der Shoa anerkannt zu werden. Das Begleitbuch zeigt ein weiteres Mal, dass dies nicht gelungen ist. Die im Buch abgedruckten Bilder werden lediglich gezeigt, nicht jedoch weiter thematisiert. Es findet keine Interpretation, keine Auseinandersetzung statt. Viele Bilder enthalten Geschriebenes, das aber zum einen schlecht lesbar und zum anderen auf Englisch ist. Es wurde sich aber nicht die Mühe gemacht, diese Worte dem Leser zusätzlich auf Deutsch oder zumindest lesbar zu präsentieren. Das tatsächliche Werk des Künstlers, aus dem ein Ausschnitt in der Ausstellung zu sehen war, scheint die Autoren nicht sonderlich zu interessieren. Somit ist natürlich auch kein Interesse da, dem Leser diesen Ausschnitt näher zu bringen.
Stattdessen wird "Transnistrien im Kontext historischer Forschung, dokumentarischer Beschreibung und fiktionaler Darstellung" thematisiert. Hin und wieder fällt in diesen Beiträgen natürlich auch der Name Arnold Daghani.
Auch wenn es, nach den Autoren, wenig Literatur zum Holocaust in Transnistrien gibt, so wird jedoch die Literatur, die es gibt, informativer sein, als es ein Begleitbuch zu einer Ausstellung sein kann. Das Ziel, darauf hinzuweisen, dass Transnistrien in der Aufarbeitung der Shoa vergessen worden ist, erreicht das Buch. Leider schießt es dabei um einiges über dieses Ziel hinaus. Das Ziel, auf den Künstler Daghani hinzuweisen, erreicht das Buch nur insofern, als dass es einige Bilder des Künstlers abdruckt und ein paar Seiten seinem Leben und Werk widmet.
Wer die Zielgruppe des Buches ist, lässt sich somit schwer sagen. Vielleicht an Kunst interessierte Historiker. Vielleicht historisch interessierte Künstler. Vielleicht werden auch beide Gruppen enttäuscht sein.