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Nach dem beeindruckenden und wundervollen Auftakt der Wolkenvolk-Trilogie im Sommer 2006 lässt Kai Meyer seine jüngste Jugendbuchtrilogie mit "Lanze und Licht" nun in die zweite Runde gehen. Wie auch sein Vorgänger erschien der Roman in einer leicht gekürzten Lesefassung, eingesprochen von Andreas Fröhlich. Und da die Mischung aus Kai Meyer und Andreas Fröhlich bislang noch jedes Mal begeistern konnte, liegen die Erwartungen für "Lanze und Licht" hoch.
Eigentlich sollte der junge Niccolo unterwegs sein, um für sein Volk, das auf einer Wolke lebt und aufgrund fehlenden Aethers in den Abgrund zu stürzen droht, den wertvollen Drachenatem zu beschaffen, der der Wolke wieder Festigkeit verleihen kann. Doch stattdessen hat sich Niccolo an die Fersen der schönen Xian-Schülerin Mondkind geheftet, der er in unsterblicher Liebe verfallen ist, seit sich das Mädchen seiner Lebenskraft bedient hat. Der Junge weiß, dass er Mondkind töten muss, um das Weiterbestehen der Welt zu sichern, denn diese hat bereits fünf der acht Xian umgebracht, die von den Göttern auserwählt wurden, das Gleichgewicht auf der Erde zu gewährleisten. Doch wie soll Niccolo das Mädchen töten, das er über alles liebt und von dem er weiß, dass es ebenso für ihn empfindet?
Derweil sind Nugua und der Xian Li unterwegs zum mysteriösen Drachenfriedhof, da sie sich dort einen Hinweis auf den Verbleib der verschwundenen Drachen erhoffen. Denn nur der mächtige Yaozi, König der Drachen und Ziehvater Nuguas, kann dem Mädchen noch helfen, nachdem sie der Fluch der purpurnen Hand getroffen hat. Nuguas verbleibende Lebenszeit ist knapp bemessen, doch auf dem Drachenfriedhof begegnen das Mädchen und der Xian keineswegs den erhofften Drachen, sondern dem unersättlichen Seelenschlund, einem Monstrum, das besonders begierig darauf ist, Li zu verschlingen ...
Auch die Schwertmeisterin Wisperwind und ihr tollpatschiger Gefährte Feiqing begegnen auf ihrer Reise zahlreichen Gefahren. Ihre Suche nach der Erinnerung Feiqings führt sie schließlich zu einem Hafen der Geheimen Händler, einem Volk, das mit seinen Schiffen den Himmel kreuzt und überall auf der Welt Handel treibt. Und die Geheimen Händler scheinen sich nicht sonderlich über Feiqings unerwartetes Auftauchen zu freuen ...
Kai Meyer setzt mit seinem jüngsten Roman dort an, wo er seinen Leser am Ende von "Seide und Schwert" zurückgelassen hat und spinnt die Geschichte um "Das Wolkenvolk" einfallsreich weiter. Nachdem die Leser Kai Meyers in der "Merle-Trilogie" bereits die Lagunen Venedigs besuchen durften und in der "Wellenläufer-Trilogie" in die Weiten der karibischen Gewässer entführt wurden, kann "Lanze und Licht" ebenso wie sein Vorgänger die Atmosphäre des altertümlichen Chinas einfangen und wiedergeben. Zudem erscheint dieser historische Hintergrund keinesfalls grobmaschig oder gar lückenhaft, sondern gut durchdacht und hervorragend ausgeklügelt, so dass jedes Einzelteil dazu beiträgt, das gesamte Werk zu einem stimmigen Ganzen zusammenzusetzen. Einen besonderen Reiz erhält "Lanze und Licht" auch dadurch, dass sich hier die Wege der Protagonisten trennen und jeder von ihnen die unterschiedlichsten Abenteuer durchlebt. So kann Kai Meyer das Tempo des eher ruhig angelegten Romans "Seide und Schwert" deutlich steigern, ohne dass dies auf Kosten der wundervollen Sprache, des gekonnten Feinschliffs oder der fantasievollen Detailverliebtheit ginge.
Erneut ist es Andreas Fröhlich, der Kai Meyers Werk mit viel Feingefühl und akustischer Bandbreite hervorragend umzusetzen weiß. All den verschiedenen Figuren verleiht er durch Modulationen seiner angenehmen Stimme noch mehr Tiefe, als sie von Anfang an besitzen, und spannt über die Handlung von "Lanze und Licht" einen einzigen Spannungsbogen, der den Hörer gespannt an den CD-Player bannt. Mit bedacht gesetzten Pausen, ruhigen Passagen und schneller gesprochenen Textabschnitten gelingt es dem Sprecher, der zum nunmehr fünften Mal einen Roman aus der Feder Kai Meyers eingelesen hat, das vorliegende Hörbuch zu einem intensiven Abenteuer für die Ohren werden zu lassen.
Fazit:
Zum wiederholten Male kann die Mischung aus Kai Meyer und Andreas Fröhlich begeistern. Mit "Lanze und Licht" liegt eine intensive und abenteuerliche Geschichte vor, die vom Sprecher angenehm und überaus abwechslungsreich vorgetragen wird, wodurch die acht Stunden Laufzeit der Produktion wie im Fluge und leider viel zu schnell vergehen.