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Sprotte, Frieda, Melanie und Trude, bekannt als "die Wilden Hühner", sind wenig begeistert. Ausgerechnet nach Föhr, einer kleinen Nordseeinsel, geht die Klassenfahrt. Schon die Überfahrt ist zumindest für die seekranke Trude ein einziges Desaster. Doch wider Erwarten wird der Aufenthalt auf Föhr sogar richtig spannend. Auf der Insel soll es ein echtes Gespenst geben. Der Seemann Jap Lornsen scheint im Jugendheim des Nachts durch die Gänge zu wandeln, Goldmünzen am Strand zu verlieren und Fußspuren in den Zimmern zu hinterlassen.
Die "Wilden Hühner" und die Pygmäen, also Fred, Willie, Steve und Torte beschließen das Gespenst zu fangen. Die "verfeindeten" Banden schließen eine Wette ab und setzen alles daran, herauszufinden ob es das Gespenst gibt oder jemand sich mit ihnen einen Schabernack erlaubt.
Gut, dass Wilma als "Huhn auf Probe" bei Sprotte, Frieda, Melli und Trude mitmachen darf, denn sie ist beim Belauschen der Pygmäen absolute Spitze.
1996 erschien der zweite Teil der Buchreihe "Die Wilden Hühner" von Cornelia Funke. Die mittlerweile erfolgreichste deutsche Kinderbuchautorin, in letzter Zeit vor allem mit der Verfilmung des Buches "Herr der Diebe" (
hier nachzulesen ) und dem Roman "Tintenblut" (
hier nachzulesen ) für Furore sorgte, schreibt die Ereignisse, die im Buch "Die Wilden Hühner" begannen, fort.
Sie nimmt die Rivalitäten zwischen den Mädchen ernst, fügt einige neue Probleme hinzu und lässt ein fünftes Huhn auftreten. In gewohnt lockerer, humorvoller Art, schreibt sie eine einfache, für Kinder gut nachvollziehbare Geschichte. Es geht ein wenig spannender zu, als im ersten Buch, doch auch sieben- oder achtjährige Leseratten können dies gut aushalten.
Dieses Abenteuer ist ein wenig farbloser als das Erste, die Charaktere sind den Kindern nun bekannt, Neuerungen sind Mangelware und die Geschichte selbst plätschert sehr ruhig dahin. Bis es wirklich spannend wird, sind über einhundertfünfzig Seiten vorüber. Dennoch fesselt sie vor allem junge Leser.
Die reale Situation, durch nichts aufgebauscht oder künstlich erhöht, vermittelt ein wundervolles Gefühl. Den Leserinnen - meist sind es Mädchen, traut man der Werbung und den Zeitungsberichten - fällt es leicht, sich in die Heldinnen hineinzuversetzen. Die Geschichte könnte fast im eigenen Alltag der Kinder stattfinden, so nahe spielt sie im Heute und Jetzt, so realistisch sind die Reaktionen der Mädchen und Jungen und so normal wirken die Ereignisse.
Cornelia Funke schreibt Bücher, die Kindern einfach gefallen müssen. Sie sind warmherzig, voller kleiner Probleme, nehmen Freundschaft und Vertrauen ernst und übertreiben in keiner einzigen Szene. Sie sind fein beobachtete Berichte aus der Kinderwelt.
Die sehr schöne Umschlagillustration und die netten, kleinen Zeichnungen im Inneren des Buches sind von der Autorin, einer begabten Illustratorin, selbst und runden das Bild dieses Kinderbuchs ab.
Ob beim Vorlesen oder Mitlesen, Überblättern oder Zuhören, "Die Wilden Hühner" sind einfach nur nett. Nichts besonderes, nicht einmaliges oder grandioses, sondern alltäglich, locker und liebevoll. So sollte Kinderbuchliteratur aussehen - auch wenn die Geschichte der Klassenfahrt im Grunde genommen eher enttäuscht. Aber das ist die Ansicht eines Erwachsenen und für den ist dieses Buch zweifellos nicht geschrieben worden.