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Anton macht sich große Sorgen. Seine Mama ist schon länger krank und ihr droht, ihren Job in der nahen Eisdiele zu verlieren. Zwar hilft der Zehnjährige dort aus, so gut er kann, aber der Besitzer hat ihm unmissverständlich klar gemacht, dass er nicht mehr lange ein Kind anstelle einer regulären Bedienung beschäftigen kann.
Derweil hat Antons beste Freundin Luise Pogge, "Pünktchen" genannt, ganz andere Sorgen. Ihre Eltern sind reich, ihr Vater ist ein bekannter Herzchirurg und ihre Mutter ist fast nur noch im Ausland, um auf Wohltätigkeitsveranstaltungen Geld für arme Kinder zu sammeln. Darüber vergessen die beiden fast ihre eigene Tochter. Auch das Kindermädchen, verliebt in einen der Angestellten der Eisdiele, in der Anton arbeitet, kümmert sich kaum um die Bedürfnisse der Kleinen. Einzig die alte Haushälterin hat das Mädchen in ihr Herz geschlossen.
Pünktchen beschließt, Anton zu helfen, indem sie sich nachts aus dem Haus schleicht und im Bahnhof versucht, als Straßenmusikerin Geld zu verdienen. Als aber Anton ein Feuerzeug aus dem Hause Pogge stiehlt und seine Mutter ihm eine Ohrfeige dafür gibt, beschließt der Junge, nach seinem vermeintlich verstorbenen Vater zu suchen. Der Zehnjährige "leiht" sich den Eisdielenbus aus und fährt davon.
Derweil bringt Antons Mutter das Feuerzeug zu den Pogges zurück und gerät heftig mit Pünktchens Mutter aneinander, die kein Verständnis für den Diebstahl hat. Das wiederum veranlasst Pünktchen dazu, ihre Mutter anzukeifen. Bei allem Trubel und Ärger bemerkt niemand, dass sich der Freund des Kindermädchens für den Reichtum der Pogges interessiert und versucht, den Schlüssel für das Haus zu ergattern.
1931 schrieb Erich Kästner seinen Kinder- und Jugendroman
"Pünktchen und Anton".
Berühmt wurde die Verfilmung von Thomas und Erich Engel aus dem Jahre 1953. Sie ist auch heute noch ein wundervolles Beispiel für einen federleichten, beschwingten Film, der Probleme und Sorgen der Kinder auf unterhaltsame Art und Weise thematisiert.
1998 versuchte sich die Regisseurin Caroline Link (
"Jenseits der Stille") an dem Stoff. Sie veränderte zahllose Details und schrieb die Geschichte nahezu komplett neu. Im Grunde verblieben nur der Handlungsrahmen, die Personen und die zentrale Freundschaft zwischen Pünktchen und Anton bestehen. Die Rollen des Kindermädchens und der Mutter von Pünktchen sind stark verändert, die der Haushälterin reduziert auf eine unwichtige Nebenrolle. Vater Pogge wird vom gemütlichen, seine Frau vergötternden Trottel zu einem gestressten und kaum anwesenden Manager-Typ. Auch der Freund des Kindermädchens wird vom Verbrecher zum leichtsinnigen Lebemann.
Am schlimmsten verändert sich der kleine Anton. Er wird vom besorgten Sohn, der hart arbeitet, um einige Groschen zu besorgen, zum Hilfsarbeiter, Dieb und Busfahrer - und das mit zehn Jahren.
Leider sind die "Neuerungen" wenig homogen. Aus der liebenswerten Geschichte einer Kinder-Freundschaft wird eine "Action-Posse". Aus dem lockeren Humor des Buches wird eine dramatische, meist unlustige, viel zu sachlich geratene Geschichte. Die Gesangseinlagen des "modernisierten Märchens" wirken völlig fehl am Platz.
Kinder, die das Buch oder den alten Film kennen, sind ratlos, suchen "ihre" Geschichte und haben Mühe, sich auf den Film einzulassen. Wer aber weder die göttliche Vorlage kennt, noch den Film von 1953 gesehen hat, kann sich mit seinen Kindern diesen Film zu Gemüte führen. Er ist unterhaltsam und manchmal sogar spannend - zumindest für Kinder ab sechs Jahren.
Fazit: Caroline Link hat es nicht vermocht, den Kästnerschen Stoff in eine moderne und gefällige Form zu transportieren. Nicht nur der Humor des Buches bleibt meist auf der Strecke, auch die Motivation der Personen, ihre charakterliche Integrität geht verloren. Viele, teils nette Versatzstücke machen leider keinen guten Film aus. Allenfalls unterhaltsames Mittelmaß ist das Ergebnis - und das haben Kästner, die teils sehr guten Darsteller - allen voran Elea Geissler und Max Felder, die Pünktchen und Anton ein sympathisches Gesicht verleihen - und Niki Reiser, der die gute Filmmusik gemacht hat, nicht verdient.