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Kauft man sich als Student oder Schüler Lehrbücher, so gibt es darunter einige wenige, die nicht nur Arbeit bedeuten, sondern einfach schön sind, sei es nun inhaltlich oder optisch. Man packt sie zu Hause aus und freut sich. Solch ein Buch ist der Anatomieatlas von Thieme. Die Abbildungen sind toll und schon das Durchblättern macht Spaß.
Thieme hat in seiner Prometheus-Reihe drei Anatomieatlanten veröffentlicht: "Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem" ist der erste Band und erschienen im Jahr 2004. Im Jahr darauf folgte "Hals und Innere Organe" und schließlich 2006 "Kopf und Neuroanatomie". Nur der 2006 veröffentlichte Band ist Gegenstand dieser Rezension.
Wie der Titel schon sagt, gibt es zwei große Hauptkapitel: Kopf und Neuroanatomie. In dem Kopf-Kapitel findet man zehn Unterkapitel. Die ersten vier Kapitel befassen sich mit der Systematik der Knochen, Muskulatur, Gefäße und Hirnnerven. Im fünften Kapitel werden diese Informationen in der Topografie des seitlichen und vorderen Kopfes zusammengefasst. Besonderen Regionen des Kopfes wie der Mundhöhle, der Nase, den Augen und den Ohren ist dann jeweils noch ein eigenes Kapitel gewidmet. Kapitel 10 betrachtet zum Schluss nochmal den Kopf im Schnittbild.
Das Kapitel Neuroanatomie beläuft sich auf zwölf Unterkapitel und beginnt mit einer kurzen Einführung in die Neuroanatomie. Es folgen dann Informationen zu den Hirn- und Rückenmarkshäute und den Liquorräumen. Von den Abschnitten des Gehirns werden das Telencephalon, das Diencephalon, der Truncus encephali und das Cerebellum in eigenen Kapiteln besprochen. Weitere Kapitel befassen sich mit den Blutgefäßen, dem Rückenmark und dem vegetativen Nervensystem. Wie dem Kopf, ist auch dem Gehirn ein Kapitel mit Schnittbildanatomie gewidmet. Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit funktionellen Systemen und ihren klinischen Bezügen.
Die Unterkapitel sind in einzelnen Lerneinheiten organisiert, die jeweils auf einer Doppelseite behandelt werden. Auf solch einer Doppelseite findet man dann Abbildungen, Legenden, Tabellen und Texte mit grundlegenden Informationen. Insbesondere die Tabellen geben häufig einen guten Überblick über Strukturen und ihre Funktionen. Und weil dies vorwiegend ein Atlas ist, stehen natürlich die Abbildungen im Vordergrund, so dass die meisten Seiten nicht zu textlastig sind.
Thieme wollte mit seiner Prometheus-Reihe einen neuen Weg gehen und den strukturellen Atlas um funktionelle Bezüge erweitern. Ob der Atlas als Lehrbuch ausreicht, ist wahrscheinlich vom Fach abhängig, grundsätzlich ist es aber sicher nicht verkehrt, ein funktionelles Lehrbuch wie den Trepel, zusätzlich heranzuziehen. Anders gesehen hat man aber im Prometheus einen klaren Ausschnitt des Wesentlichen, was das Lernen vereinfachen kann. Das Ziel, Atlas und Lehrbuch zu kombinieren, kann man aber grundsätzlich als erreicht ansehen.
Die Abbildungen helfen, sich einen räumlichen Eindruck vom Kopf und Gehirn zu verschaffen, was ja insbesondere bei Fächern, die ohne reale Anschauung auskommen müssen, ein Problem darstellt. Dabei besonders hilfreich -und darum hier nochmal lobend erwähnt- ist die Schnittbildanatomie.
Sicher werden einige Leser auch einiges vermissen. So werden zum Beispiel dem Kleinhirn nur vier Doppelseiten gewidmet. Auch eine Übersicht sämtlicher Gyri und Sulci oder der Brodmannschen Areale sucht man vergebens.
Alles in allem ist die Prometheus-Reihe aber ein lobenswertes und gelungenes Projekt, das das Lernen der Anatomie vereinfacht. Sicher ist, dass Menschen unterschiedlich lernen und gerade bei Atlanten, unterschiedliche Abbildungen bevorzugen. Bevor man sich also einen Anatomieatlas kauft, sollte man sich verschiedene Varianten ansehen. Unter diesen sollten die Prometheus-Atlanten aber auf keinen Fall fehlen.