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 Der magische Spiegel des M. C. Escher

Autoren: Bruno Ernst
Übersetzer: Ilse Wirth
Verlag: Taschen, Köln

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Der niederländische Grafiker Maurits Cornelis Escher erlangte erst in seinen letzten beiden Lebensjahrzehnten einige Berühmtheit; seine Popularität steigerte sich nach seinem Tod und ist bis heute ungebrochen. Wer indes nur intuitiv an Eschers Werke herangeht, läuft Gefahr, viele interessante Details und wagemutige Ideen zu versäumen. Daher hat sich Bruno Ernst die Aufgabe gestellt, Eschers Kunst zu erklären, freilich ohne Interpretationen, die Escher selbst gar nicht gewollt hätte, sondern vor allem auf der Basis ihrer mathematisch-technischen Grundlagen.
Zunächst zeichnet der Autor Eschers Biografie nach. Der 1898 geborene Künstler, der sich in Schule und Studium keineswegs durch überdurchschnittliche Begabung auszeichnete, verbrachte viele Jahre in Italien und schuf dort unter dem Eindruck der südlichen Gebirgslandschaften bis 1937 gegenständliche Kunst. Als er die Radikalisierung in seiner Wahlheimat nicht mehr ertragen konnte, kehrte er nach einem kurzen Schweizaufenthalt in die Niederlande zurück. 1937 stellt eine Zäsur in seinem Werk dar. Von da an war es nicht mehr die Abbildung der Wirklichkeit, die seine Kunst bestimmte, sondern das Schaffen eigener, durch komplexe mathematische Gesetze bestimmter Welten. Dabei ist anzumerken, dass Escher zur Enttäuschung manches Mathematikers die naturwissenschaftlichen Grundlagen seiner Welten auf mathematischer Basis, also rein kognitiv, gar nicht begriff, sondern intuitiv anwendete.
An Eschers Werk faszinieren vor allem die regelmäßige Flächenaufteilung, die er auch in seine Metamorphosen - dreidimensionale Figuren gehen in regelmäßig aufgeteilte, zweidimensionale Flächen über und umgekehrt - einbindet, seine Experimente mit der Perspektive, denen unter anderem seine optischen Täuschungen mit ihren ineinander verschachtelten Welten ihre verblüffenden Effekte verdanken, sowie die Spiele mit der Unendlichkeit und dem offensichtlich Unmöglichen.
Der Aufbau des Buchs orientiert sich vor allem an Eschers Schaffensphasen und -gebieten, sodass sich der Leser auf jede Art der Illusion gründlich einlassen und sich ihrem Verständnis widmen kann. Neben Eschers Kunst und der Rezeption seines Werks spielen der Mensch Escher und die Unmöglichkeit, seinen Stil einzuordnen, von Magrittes Spielart des Surrealismus abgesehen, eine wichtige Rolle.

Eschers heute allgemein anerkannte kunsthistorische Bedeutung und die Außergewöhnlichkeit seines Schaffens in vielerlei Beziehung werden durch dieses Buch vorzüglich herausgearbeitet, und der Autor interpretiert die nach 1937 wenig spektakuläre Biografie des Künstlers dahingehend, inwiefern sie dessen Werk inspiriert oder überhaupt ermöglicht hat. Ganz eindeutig ergibt sich ein Zusammenhang aus dem Verlust der an Motiven reichen italienischen Wahlheimat und der Hinwendung zu komplizierten inneren Welten.
Das Hauptaugenmerk liegt jedoch, wie erwähnt, auf dem technischen Aspekt: Wie nutzte Escher die Möglichkeit, mit der Perspektive (oder auch mit mehreren Perspektiven im selben Bild) zu arbeiten, um Effekte und Illusionen entstehen zu lassen, die den Betrachter unweigerlich in ihren Bann ziehen? Zur Veranschaulichung verwendet der Autor Eschers persönlichen Skizzen, Vorarbeiten und Modelle sowie eigene Schemazeichnungen, anhand derer und natürlich der begleitenden Texte sich selbst die komplexesten "Tricks" nachvollziehen lassen, auch wenn man wie Escher die ihnen zugrunde liegende Mathematik nicht zur Gänze theoretisch erfasst. Alle wichtigen Werke des Grafikers werden auf diese Weise in ausreichender Gründlichkeit behandelt. Die unvermeidlich verblüffte Reaktion des Betrachters auf die ineinander verwobenen Welten wird ebenfalls mittels einiger Skizzen oft mehrschrittig erläutert, aus denen der Eindruck auf das Auge hervorgeht.
Sehr ausgewogen erscheint das Verhältnis zwischen den interessanten Texten und der Fülle an sorgsam ausgewählten Bildern und Skizzen. Um einen klassischen Bildband handelt es sich bei diesem Buch nicht. Obwohl es jedoch zumindest an den Laien einen recht hohen Anspruch stellt - anders könnte man die Finessen in Eschers Kunstschaffen nun einmal nicht darlegen -, setzt es keine Vorkenntnisse voraus.
Ein großartig gelungenes Werk, das Kunstfreunden die Möglichkeit eröffnet, Eschers Genialität und Originalität angemessen zu schätzen, und dies zu einem wohl unschlagbaren Preis.

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 01. März 2007 | ISBN: 9783822837061 | Originaltitel: The Magic Mirror of M. C. Escher | Preis: 9,99 Euro | 116 Seiten | Sprache: Deutsch

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