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Hauptmann Cathcart ist erschossen worden. Des Mordes verdächtigt ist Lord Peter Wimseys Bruder, der Lord of Denver. Im Gegensatz zu Peter ist sein Bruder Gerald "ein echter blaublütiger Esel", wie Peter immer betont, und der Herzog hat sich durch sein Schweigen die Mordnacht betreffend sehr verdächtig gemacht. Die Voruntersuchung hat gravierende Verdachtsmomente gegen Gerald, Herzog von Denver, ergeben, und da er entlastende Aussagen über seinen Aufenthaltsort in der Mordnacht seltsamerweise verweigert, wird er bis zur Hauptgerichtsverhandlung inhaftiert.
Alle Beteiligten verstricken sich in Widersprüche. Herzog Gerald schweigt und behauptet, spazieren gewesen zu sein - bei strömendem Regen, stundenlang, ohne zu wissen wohin.
Seine Schwester Mary schweigt ebenso und schützt Krankheit vor, die anderen Zeugen sagen zwar aus, können aber wenig zur Erhellung der Mordnacht beitragen.
Leider hatte der Herzog wüste Drohungen gegen den Toten ausgesprochen, ihm sogar die geplante Heirat mit seiner Schwester verboten, da Cathcart seiner Vermutung nach als Falschspieler seinen Lebensunterhalt bestritt.
Lord Peter steht vor einem Rätsel und, was noch schlimmer für ihn ist, er ist zwar überzeugt, dass sein Bruder unschuldig ist, seine Schwester Mary aber macht sich in seinen Augen sehr verdächtig. Bei einer fast erfolgreichen Fahndung nach dem in der Mordnacht im Garten vermuteten "großen Unbekannten" wird Lord Peter angeschossen. Seine Schwester will den Attentäter schützen und gesteht vor Inspektor Parker den Mord.
Jetzt steckt Lord Peter erst recht in der Bredouille! Wenn er Gerald helfen will, stürzt er seine Schwester ins Unglück. Doch war sie wirklich die Täterin?
Nach "Ein Toter zuwenig" (auch als "Der Tote in der Badewanne" veröffentlicht), ist "Diskrete Zeugen" (auch unter dem Titel "Lord Peters schwerster Fall" veröffentlicht) der zweite Roman, in dem der Gentlemandetektiv Lord Peter Wimsey ermittelt.
Für Fans unverzichtbar, ist der Roman für Einsteiger und Gelegenheitsleser britischer Kriminalgeschichten weniger geeignet. Der Fall ist sehr kompliziert, die Verdächtigen ergehen sich in unzähligen teils unsinnigen Handlungen und der Charakter des Lord Peter erfährt nur erste Ecken und Kanten und ist noch weit von seiner Prägnanz und seinem Facettenreichtum späterer Romane entfernt.
Auch ist das Verhalten des Lords eher dämlich zu nennen und die Ermittlungen scheinen teils mutwillig in die falsche Richtung zu zielen. Die oft endlosen Gespräche im Künstler- und Kommunisten-Milieu sind ebenso verzichtbar wie langweilig. Sie führen meist in die Irre und sind für den eigentlichen Kriminalfall verzichtbar.
Wäre nicht die große Zahl an lesenswerten Charakterstudien, die zeitgenössische Darstellung der britischen Aristokratie und der oft herrlich verschrobene Humor, der einigen der Figuren innewohnt, die Enttäuschung wäre groß. So ist dieses Buch allenfalls Mittelmaß, auch wenn die Intelligenz der Autorin, ihre bewundernswerte Art zu schreiben, ihr unnachahmlicher Stil einen immer noch lesenswerten Roman ergeben.
Fazit: Wer diesen Roman genießen möchte, dem sei die wundervolle Umsetzung als Hörbuch empfohlen (
hier nachzulesen). In dieser Fassung gelingt es, die Schwächen weniger fühlbar werden zu lassen als in der vorliegenden Form. Der Roman hat leider seine Schwächen und eher langatmige Passagen. Einem Fan der Autorin und des wundervollen Lord Peter Wimsey ist dies einerlei - er muss auch dieses Buch verschlingen.