Gespannt hat man sie erwartet, die Fortsetzung der internationalen Bestseller-Reihe "Artemis Fowl". Doch das Warten hat sich gelohnt, denn als "Artemis Fowl - Die verlorene Kolonie" im Frühjahr 2007 endlich auch in seiner deutschen Übersetzung sowohl als gebundene Buchausgabe als auch in einer leicht gekürzten Hörbuchfassung erschien, stellte sich schnell heraus: Das fünfte Abenteuer um das jugendliche und kriminelle Genie Artemis Fowl ist noch spannender, rasanter und einfallsreicher als seine Vorgänger.

Viele Jahrtausende ist es her, dass auch die Dämonen noch auf unserer Welt lebten, doch während die übrigen Völker der Unterirdischen entschieden, sich ins Erdinnere zurückzuziehen und den Menschen die Erdoberfläche zu überlassen, entbrannte ein heftiger Krieg zwischen Unterirdischen und Dämonen. Denn diese wollten sich nicht damit zufrieden geben, sich von den Menschen einfach so verdrängen zu lassen. Als Resultat dieses Krieges wurden die Dämonen auf der Insel Hybras zwischen die Zeiten katapultiert, wo sie seither festhängt. Doch nun scheinen die Dämonen Pläne zu schmieden, um wieder in unsere Welt zurückzukommen. Und wenn das passiert, würde die Hölle auf Erden ausbrechen.
Um das zu verhindern, versucht das Genie Artemis Fowl einen der Dämonen gefangen zu nehmen, die immer wieder für sekundenbruchteile in unserer Welt auftauchen. Doch Artemis, der sonst nie falsch liegt, scheint sich verrechnet zu haben. Dabei sollte der Dämon genau hier auftauchen, in Barcelona. Genau jetzt. Doch nichts passiert. Zunächst jedenfalls, denn dann erscheint der Dämon schließlich - mit etwas Verspätung, dafür aber mit umso mehr Radau. Nur kurz ist der Dämon in unserer Welt, bevor er zwischen die Dimensionen zurückgerissen wird - und dabei Artemis packt und mit sich reißt! Zwar gelingt es dem Jungen schnell, in seine Welt zurückzugelangen, doch nimmt er dabei in Kauf, dass zwei seiner Finger vertauscht werden.
Nun weiß Artemis noch immer nicht mehr über die Pläne der Dämonen, doch bevor er sich darüber ärgern kann, kommt es zu einer weiteren sonderbaren Begegnung, als Artemis auf ein junges Mädchen trifft, das vielleicht zwei Jahre jünger ist als er selbst - und beinahe ebenso intelligent! Als der dem Erdvolk gegenüber inzwischen loyale Artemis erfährt, dass Minerva Paradizo die Erforschung der Dämonen plant und dafür den Nobelpreis einheimsen will, fürchtet er um die Existenz der Unterirdischen. In einem großen Feuerwerk aus Gegenschlägen prallen die beiden Superhirne schließlich aufeinander ...

Nach den abenteuerreichen Bestsellern "Artemis Fowl", "Artemis Fowl - Die Verschwörung", "Artemis Fowl - Der Geheimcode" und "Artemis Fowl - Die Rache" entführt der Autor Eoin Colfer seine Fans und Leser auch im jüngsten Abenteuer seines Helden wieder in die fantastische Welt des Artemis Fowl und brilliert durch rasante Action, feinen Wortwitz und zahlreiche neue Einfälle. Bereits zu Beginn der Geschichte merkt man, dass die Charaktere aus der Feder des Iren keineswegs auf der Stelle treten, sondern sich sowohl körperlich als auch geistig weiterentwickeln. So ist zum Beispiel Artemis Fowl selbst mittlerweile 14 Jahre alt und wirkt sehr viel reifer als in den vorangegangenen Bänden, während Holly Short nicht mehr bei der ZUP ist, sondern zusammen mit dem ehemaligen Dieb Mulch Diggums eine Detektei führt. Dadurch wirkt die Geschichte von Anfang an sehr authentisch und das Identifikationspotenzial der tiefgründigen Charaktere wird nochmals gesteigert. Das Faszinierendste jedoch ist aber, dass sich die Figuren auch während der Hanldung selbst spürbar weiterentwickeln und man tatsächlich das Gefühl hat, es mit realen Gestalten zu tun zu haben.
Doch das allein ist es nicht, was "Artemis Fowl - Die verlorene Kolonie" zum bislang besten Abenteuer der Reihe macht. Auch der rasante Plot, der von Eoin Colfer spannend und intelligent vorangetrieben wird und der mit jeder Menge glänzender Ideen aufwartet, trägt zur Kurzweiligkeit der Geschichte bei und sorgt dafür, dass man das Buch kaum mehr aus der Hand legen beziehungsweise das Hörbuch kaum mehr unterbrechen kann. Den gleichen Effekt haben auch die zahlreichen neuen Charaktere wie Minerva Paradizo oder der Dämon Nummer 1, die Colfer in diesem fünften Band einführt und die dem Leser sicherlich auch in folgenden Erzählungen über Artemis Fowl wieder begegnen werden.
Schließlich treibt Eoin Colfer seine Handlung auf einen krönenden Höhepunkt zu, der eine Überraschung nach der anderen enthüllt und somit wohl eines der genialsten Enden eines Buches überhaupt darstellt. Und was noch mehr freut: Das Ende von "Artemis Fowl - Die verlorene Kolonie" bietet jede Menge Spielraum für eine weitere Fortsetzung.

Rufus Beck hat sich bereits in fünf vorangegangenen Produktionen (die Lesung des Sonderbands "Artemis Fowl - Die Akte" mit eingeschlossen) als "Artemis Fowl"-Interpret hervorgetan und auch die vorliegende, leicht gekürzte Lesung bestreitet der Sprecher mit unglaublicher Kreativität und Souveränität. Mit einer bunten Sprachvielfalt haucht er den vielen Charakteren des Romans akustisches Leben ein und sorgt mit seiner angenehmen Stimme dafür, dass keine einzige Minute des Hörbuchs auch nur annähernd langweilig wird. So kann sich der Hörer entspannt zurücklehnen und schon bald vergessen, dass "Artemis Fowl - Die verlorene Kolonie" von lediglich einem einzigen Sprecher getragen wird. Denn die knapp achtstündige Produktion gleicht durch die Flexibilität ihres Interpreten mehr einem Hörspiel denn einer schlichten Lesung.

Fazit:
Hier stimmt einfach alles! Von den charmanten und liebenswerten Charakteren über die action- und einfallsreiche Handlung, stimmigen Pointen und überraschenden Wendungen bis hin zum wunderbaren Interpreten - "Artemis Fowl - Die verlorene Kolonie" lässt keinen Spielraum für Kritik und entführt seinen Hörer in ein rasantes Abenteuer rund um das jugendliche Superhirn.