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Philip, der unter Mordverdacht stehende Reporter, ist auf der Suche nach den Hintergründen der seltsamen Geschehnisse, die sein Leben in der letzten Woche heimgesucht haben. Wo in Berlin kann er den Schlüssel zur Wahrheit hinter all dem finden? Währenddessen befindet sich Beatrice unfreiwillig auf dem Weg von Lindisfarne in die deutsche Hauptstadt. In ihrer Begleitung ist Cato, der mysteriöse und skrupellose Abgesandte des Vatikan. Während Berlin einen Jahrhundertwinter erlebt, streben die Schicksale dieser drei Menschen zusammen.
Mit "Macht der Toten" liegt nun der dritte Band der Inferno-Trilogie aus der Feder von Marcel Feige vor. An den abschließenden Band eines Romanzyklus sind in der Regel große Erwartungen geknüpft. Plotfäden, die über mehrere Bände hinweg gesponnen wurden, finden hier ihren Abschluss, die einzelnen Teile der Handlung fügen sich zu einem Ganzen zusammen. Um das Kind gleich beim Namen zu nennen: "Macht der Toten" kann die Erwartungen, die man in es setzt, nicht erfüllen.
Was zuerst auffällt, ist der wesentlich geringere Umfang des Bandes im Vergleich zu seinen Vorgängern. Umfassten "Ruf der Toten" und "Schwester der Toten" beide je etwa 270 Seiten, kommt Teil 3 scheinbar mit 170 Seiten aus. Weitere zwanzig Seiten sind anschließend mit einem Interview mit dem Autor und einem Werkstattbericht zur Entstehung der Trilogie aufgefüllt. Es kommt zwar nicht in erster Linie auf den Umfang eines Buches an, doch die Lektüre des Inhalts bestätigt den Eindruck, dass das Buch etwas dünn geraten sei.
Ließen die beiden Vorgängerbände auf einen vielversprechenden Abschluss der Trilogie schließen, so enttäuscht "Macht der Toten" vor allem aufgrund seiner lieblosen Ausarbeitung. Nach Band 2 hat man eigentlich gehofft, dass sich Feige die Verwendung zahlloser Floskeln und unnötiger pseudo-poetischer Umschreibungen abgewöhnt hat. Doch gerade hier dreht er bei der Verwendung unnötigen Füllmaterials voll auf. Dies wird gerade in der Szene deutlich, wo Philip auf sein älteres Ich trifft, dieses sich jedoch seitenweise über irrelevante Sachen auslässt. Als Leser möchte man fast aufschreien, dass er doch endlich zur Sache kommen soll. Der ganzen Szene setzt schließlich die Tatsache die Krone auf, dass diese spiritistische Begegnung im Endeffekt keinerlei Auswirkung besitzt, ja sich aufgrund der weiteren Ereignisse nicht einmal schlüssig erklären lässt. Auch solch überraschende Wendungen wie die Verbindung zwischen Philip und Beatrice verkommen hier zu unwichtigen Randerscheinungen.
Irgendwie erweckt all dies den Anschein, als ob dem Autor die Lust gefehlt hätte, dieses abschließende Buch zu schreiben und damit die Geschichte zu einem ordentlichen Abschluss zu bringen. In Anbetracht dessen, dass sich Feige selbst als Ordnungsfanatiker in punkto Schreiben bezeichnet, eher unwahrscheinlich.
Schade! Der Abschluss dieser Trilogie hätte etwas ganz Großes werden können. Nach einem vielversprechenden ersten und einem etwas schwächelnden zweiten Teil hätte Marcel Feige mit "Macht der Toten" zeigen können, wie bei ihm Höchstform aussieht. Herausgekommen ist jedoch leider sein schwächstes Werk. Für die zu behandelnde Thematik viel zu kurz, dominiert von nichtssagenden Floskeln und jeder Menge Füllmaterial, die den ohnehin schon knappen Platz verbrauchen, bis hin zu einem absolut unbefriedigenden Finale mit jeder Menge offener Fragen. Es tut mir Leid, Herr Feige, aber dieser Band war kein Ruhmesstück. Mit diesem schwachen Abschluss wird auch die Inferno-Trilogie kein Werk sein, das sich "wie eine Rasierklinge ins Gedächtnis tätowiert" - um Kai Meyers Werbespruch aufzugreifen - sondern vielmehr eine enttäuschende Randnotiz in der Liste gegenwärtiger phantastischer Romane. Wirklich sehr schade!