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Auch wenn alle Welt glaubt, sie seien ausgerottet worden - die Templer haben bis in die heutige Zeit überlebt. Inzwischen arbeiten sie für den Vatikan "undercover" als eine paramilitärische Einheit, welche die Menschheit beschützen soll. Auch und gerade vor übernatürlichen Gefahren.
Doch im Moment stehen die Ritter vor einem ganz anderen Problem: Einer ihrer geheimen Stützpunkte ist überrannt und vernichtet worden. Der Präzeptor der Provinz Nordatlantik glaubt, nur einer könne klären, wer diesen Angriff gestartet hat und warum: Cade Williams, genannt der "Ketzer".
Vor sieben Jahren musste Williams mit ansehen, wie seine geliebte Frau von einem Dämon getötet wurde. Er selbst wurde bei dem Angriff schwer verletzt und entstellt, bekam aber auch übersinnliche Fähigkeiten verliehen. Er trat dem Templerorden bei - vor allem, um Rache an dem Wesen nehmen zu können, das er selbst den "Widersacher" nennt.
Als Verstärkung zu seinem Echo-Team bekommt Williams Sean Duncan, den Leibwächter des Präzeptors. Der ist sich nicht sicher, was er über seinen neuen Boss und seine "unkonventionellen" Methoden denken soll. Aber viel Zeit bleibt nicht, denn es folgen weitere Angriffe und schnell wird allen klar, dass ihre Gegner über übernatürliche Kräfte verfügen und mehr wollen, als bloß den Orden zu schwächen - sie sind hinter einer der heiligen Reliquien her, die der Orden bewachen soll. Hinzu kommt, dass es einen Verräter unter den Templern zu geben scheint, der die Feinde kraftvoll unterstützt und Cade und sein Team oft genug in Zugzwang bringt.
"Der Ketzer" von Joseph Nassie wird als erstklassiger Thriller angepriesen und versagt dabei auf ganzer Linie. Zunächst fällt das große Schriftbild negativ auf, das unnötigen Platz schindet. Wenn man aber erst mal mit der Lektüre begonnen hat, zeigt sich, dass dies vielleicht noch der einzige Segen des Buches ist.
Die Handlung, wenn vorhanden, ist an den Haaren herbeigezogen und scheinbar aus billigen Action-Filmen und Computerspielen zusammengeklaubt. Fahrige Dialoge wechseln zwischen Kampfszenen und immer mal wieder wird etwas Horror mit Zombies - hier Wiedergänger genannt - und Dämonen eingestreut. Zur Abrundung der Phantastik gibt es noch Wunderheilungen und ein paar Trips ins Jenseits. Die Lösung des Rätsels, warum die Stützpunkte angegriffen werden und wer dahinter steckt, stört kaum und wird nebenbei abgewickelt.
Die Charaktere sind hohl und eindimensional, wenn sie überhaupt beschrieben werden. Cade ist allem Anschein nach ein Psychopath, der eher in eine Therapie gehört, als mit einer Waffe herumzurennen. Wenn er die einzige Hoffnung der Templer ist, fragt man sich, warum noch nicht jede dahergelaufene Vorstadtgang den Orden ausgelöscht hat.
Duncan ist der wankelmütige Streber, der sich nicht entscheiden kann, ob er Cade bewundert oder doch lieber schreiend weglaufen möchte.
Die anderen Figuren sind scheinbar nur dazu da, um bestimmte Aufgaben zu erfüllen, wie einen Computer zu bedienen.
Die Kapitel sind meist recht kurz, was das Leid aber nicht besonders mildert. Hinzu kommt ein erschreckend schlechter Stil. Der Leser fragt sich, ob der Roman auch im Original so miserabel geschrieben war, dass der Übersetzer sein Leid teilen musste - oder ob er der Meinung war, so ein Machwerk verdiene keine sorgfältige Arbeit.
Der Ketzer ist ein Buch, welches mit einem drittklassigen Action-Film gleichzusetzen ist. Etwas Geballer, ein paar Monster, eine Handlung und Charaktere, die den Namen nicht verdienen. Wer so etwas mag, dürfte hier bestens bedient sein.
Alle anderen werden sich durch eine Handlung quälen, die nicht mitreißt und höchstens langweilt, wenn man nicht zuvor das Buch entnervt in die nächste Ecke pfeffert.
Für diese Menschen dürfte das einzig wirklich Grauenhafte am Ende dieses Romans die Erkenntnis sein, dass es sich um den ersten Teil einer Serie handelt. Aber zum Glück muss man die ja nicht lesen.