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Zu den spannendsten Kapiteln der Forschungsgeschichte gehört zweifellos die Geschichte des Forschers David Livingstone, der auf der Suche nach den sagenumwobenen Nilquellen zwischenzeitlich fünf Jahre verschollen war und auf abenteuerliche Weise von einem Journalisten gefunden wurde.
1866 bricht Livingstone im Dienst der Royal Geographical Society auf, um das uralte Rätsel um den Ursprung des Nils zu lösen. Der Weg zum vermuteten Quellort ist nicht nur aufgrund des beschwerlichen, wechselhaften Geländes, des Klimas und der Bedrohung durch wilde Tiere und Krankheiten fast unmöglich zu meistern; es lauern auch Gefahren in Form von kriegerischen "Eingeborenen" und skrupellosen Sklavenhändlern. Aber Livingstone ist erfahren, als erster Europäer hat er die gewaltigen Wasserfälle des Sambesi gesehen und den afrikanischen Kontinent zu Fuß von West nach Ost durchquert. Er vermutet die Nilquelle im Einzugsbereich des Tanganjika-Sees und macht sich mit einer großen Karawane dorthin auf. Bei der Auswahl der Träger hatte Livingstone keine glückliche Hand, bald machen sie Ärger. Schließlich erreicht die Karawane den Njassa-See (heute Malawi-See). Dort aber verweigern Livingstone die Träger den Dienst, als sie von kriegerischen Auseinandersetzungen in dieser Gegend erfahren. Von da an verliert sich Livingstones Spur; es gibt lediglich eine nicht sonderlich glaubwürdige Meldung, Livingstone sei im Zuge dieser Unruhen getötet worden.
Bald aber finden sich Indizien dafür, dass Livingstone noch lebt. Der "New York Herald" erteilt dem jungen Reisejournalisten Henry Morton Stanley den Auftrag, Livingstone zu finden. Anfang 1871 schließlich bricht Stanley mit einer enormen Karawane auf. Er ist wesentlich härter als Livingstone und kann sich daher bei den Trägern besser Respekt verschaffen. Trotzdem durchlebt er heftige Strapazen, aber dann trifft er auf Menschen, die Livingstone vor nicht allzu langer Zeit gesehen haben. In Udschidschi findet die geschichtsträchtige Begegnung zwischen Stanley und dem völlig mittellosen, kranken Livingstone statt, der in den letzten Jahren noch etliche verstörende Abenteuer erlebt hat. Nachdem Stanley Livingstone versorgt hat, forscht dieser weiter nach den Quellen des Nils, stirbt jedoch, erfolglos geblieben, 1873 am Bangweulu-See.
Kaum minder dramatisch als das Abenteuer aus dem 19. Jahrhundert verläuft die Expedition des Briten Neil McGrigor zu Anfang des 21. Jahrhunderts. Der Abenteurer hat als fachlicher Berater der Autorin fungiert; seine spannende Geschichte alterniert im Buch abschnittsweise mit jener des Dr. Livingstone und Stanleys.
Beide Geschichten sind so spannend erzählt, dass der Leser gar nicht anders kann, als mit den Protagonisten mitzufiebern, immer in dem beklemmenden Bewusstsein, dass es sich um wahre Begebenheiten handelt. Auch vermag die Autorin den Anreiz zur Erforschung des zu Livingstones Zeit den Europäern nur lückenhaft bekannten afrikanischen Kontinents und zur Suche nach der Nilquelle (oder den Nilquellen) plausibel darzustellen; anders könnte man kaum Verständnis für die unmenschlichen Strapazen solcher Expeditionen aufbringen.
Der Leser lernt nicht nur die Leistungen und Abenteuer der porträtierten Forscher kennen, sondern auch ihre höchst unterschiedlichen Charaktere - und Momentaufnahmen der afrikanischen Geschichte, zu der auch der grausame Sklavenhandel und erbitterte Stammeskriege gehören, sowie faszinierende Landschaften. Darüber hinaus bietet das Buch viele Informationen zur auch heute noch existierenden Stammes- und kulturellen Vielfalt Zentral- und Ostafrikas und den Konflikten in dieser Region.
Zur Veranschaulichung der Erzählungen dienen zahlreiche Fotos, teils Originalaufnahmen aus Livingstones Zeit, teils aktuelle Bilder, die den Leser die scheinbare Unbezwingbarkeit des Urwalds ahnen lassen. Skizzen und Landkarten tragen ebenfalls zur besseren Nachvollziehbarkeit bei.
Detaillierte Informationen kann der Leser aus den zahlreichen Infokästen beziehen, die Begriffe, Orte und Begebenheiten aus dem Text aufgreifen oder auch Kurzbiografien enthalten. Sie vermitteln ein sehr differenziertes Bild vom historischen und modernen Afrika und den Menschen, die den Kontinent aus unterschiedlichen Beweggründen bereisten.
Wie bei der Reihe üblich, wird der Band durch eine Chronik, Hinweise zu Büchern, Filmen, Museen und Internet sowie ein Register abgeschlossen.
Dieses Buch ist einfach nur großartig: Selbst Erwachsene werden es kaum aus der Hand legen, bevor sie es durchgelesen und -geschaut haben. Kinder lassen sich erst recht davon faszinieren, zumal sich die erzählerische und die Sachbuchkomponente vorzüglich die Waage halten.