"Rook und der schwarze Mahlstrom" ist der sechste Band der Klippenland-Chroniken. Wie der Titel schon verrät, ist die Hauptperson der Bibliotheksritter Rook Waterbork (und nicht, wie der Klappentext irrtümlicherweise schreibt, Rook Barkwater). Dieser Band der Geschichte von Schreib- und Zeichen-Duo Paul Stewart und Chris Riddell ist wesentlich düsterer als seine Vorgänger.

Rook unternimmt einen Patrouillienflug über den Steinbergen, die von der einstmals fliegenden Stadt Sanktaphrax abgefallen sind. Geröllstadt nennt sich diese Gegend und sie ist bevölkert von Monstern jeder Art. Doch plötzlich stürzt er ab. Er kann sich nicht genau erinnern, was passiert ist, er weiß nur noch, dass etwas Schweres ihn getroffen hat. Voller Trauer sieht er, dass sein Segler, die Sturmhornisse, entzwei gebrochen ist. Da auch ihr Hals in Stücken liegt, lässt sie sich leider nicht mehr flicken. Schweren Herzens lässt er sie zurück und versucht, einen Weg zurück zu den Bibliothekaren zu finden, denn er weiß, wie nötig diese die Informationen brauchen, die er bringen soll. Jeden Tag muss genau geschaut werden, wie das Wetter ist oder ob sich etwas Auffälliges im Klippenland tut. Täglich steigen die Temperaturen und es wird immer schwüler in der Stadt. Das muss etwas zu bedeuten haben. Nachdem er in all den Trümmern sogar einem Schotterghul entkommen konnte, trifft er unerwartet seinen alten Freund Felix. Dieser lebt in Geröllstadt und hat gelernt, dort zu überleben. Nun führt er Rook in sein Reich und zeigt ihm auch, wie er wieder zurück nach Unterstadt gelangen kann, wo unter der Erde die Bibliothekare leben.

Seit Sanktaphrax nicht mehr fliegt, geht es im Klippenland drunter und drüber. Jeder ist nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht und es gibt zahlreiche verfeindete Parteien. Da sind zum Beispiel die Kobold-Armee, die Gefährlichen Harpyien oder Vox Verlis, der selbst ernannte Allerhöchste Akademiker, der inzwischen jedoch ziemlich fett geworden ist und viel von seiner ehemaligen Genialität eingebüsst hat. Sie alle wollen nur eins: Die Herrschaft über Neu-Sanktaphrax, wie sich die abgestürzte Stadt nennt, und Unterstadt. Und ausgerechnet in die Fänge von Vox Verlis gerät Rook, nachdem er von Sklavenhändlern gefangen und verkauft wurde. Sein Plan, zu den Bibliothekaren zurückzukehren, ist gründlich schief gelaufen und nun sieht er sich von Vox und seinen Spießgesellen umgeben, die versuchen, ihm sein Gedächtnis zu rauben und ihn zu einer willenlosen Marionette zu machen.


Mit diesem Band sind die Klippenland-Bücher von Stewart und Riddell endgültig im Bereich der Erwachsenen-Fantasy angekommen, denn die Schlachten werden überaus blutig geschildert und natürlich illustriert, so dass man die Story wirklich keinem Kind zumuten möchte. Auch der feine Humor bleibt dem jungen Leser verborgen.

Das Buch liest sich sehr schnell und der eigentliche Handlungsfaden ist für einen knapp vierhundert Seiten umfassenden Roman relativ kurz gehalten. So kommen aber die Details, die diese Bücher ausmachen, voll zur Geltung. Außerdem nimmt sich der Autor viel Zeit für die verschiedenen Charaktere. Jede einzelne Figur ist liebevoll ausgearbeitet und hat ihre ganz besonderen Eigenarten. Dazu kommen natürlich noch die skurrilen Bewohner des Klippenlandes. Sich so verschiedene, fantasievolle, eigenartige, lebendige und farbenfrohe Völker und Monster auszudenken, verdient alleine schon Bewunderung. Riddells Zeichnungen sorgen wie immer für die perfekte Visualisierung der Story.

"Rook und der schwarze Mahlstrom" kann als Einzelroman gelesen werden, fügt sich aber nahtlos in die Chronik ein. Wer die Vorgänger kennt, wird es etwas leichter mit den Beschreibungen der Welt und ihrer Bewohner haben. Hier liest man eine Geschichte über Verrat und Heldentum, die an sich nicht neu ist, aber in einem ausgefallenen Gewand präsentiert wird. Ein kurzweiliges Fantasy-Lesevergnügen ist garantiert.