Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Der Lovecraftsche Cthulhu-Mythos ist unter Freunden des Horrorgenres natürlich bekannt und regelrecht geliebt unter Fans des Schriftstellers. In Anlehnung an diese ganz eigene Welt schrieb Michael Siefener seinen Roman "Nathaniel", der im Dezember 2006 im Festa Verlag erschien.
Nathaniel lebt ein einfaches und bescheidenes Leben, ohne Höhen und Tiefen, ohne Fragen zu stellen oder den Gründen, warum alles ist, wie es ist, nachzuspüren. Dann aber trifft er zufällig einen Freund aus Kindertagen wieder, doch jener hat sich schrecklich verändert. Angsterfüllt reicht er Nathaniel einen in Öltuch eingewickelten Gegenstand, den dieser zu einer Frau mit Namen Asenath bringen soll.
Noch bevor Nathaniel mehr erfahren kann, wird sein Freund getötet; Nathaniel selbst kann entkommen, doch die Sucher, eine Art Inquisitoren der Priesterschaft des Gottes Guttu, sind ihm auf den Fersen. Er kann nicht in sein altes, geruhsames Leben zurückkehren.
Von nun an ist der bisher so ahnungslos vor sich hin lebende Nathaniel ein Gejagter, der jeden Schritt abwägen muss. Bald schon lernt er eine Gruppe Rebellen kennen, die gegen die Herrscher der Welt kämpfen wollen. Doch zuvor müssen sie eine uralte, geheimnisvolle Bibliothek finden, in der sich die Lösung verbirgt, wie man die Herrscher besiegen kann. Ungewollt wird Nathaniel in die Suche mit einbezogen ... und lernt grauenhafte Schrecken kennen.
Nach den ersten, etwas zähen Seiten wird der Leser, der zunächst gar nicht weiß, wo und wann er sich befindet, unversehens in eine spannende und unterhaltsame Geschichte gerissen. In der Ich-Perspektive erzählt Nathaniel von seiner albtraumhaften Odyssee durch eine Welt, die ihm zunächst oberflächlich vertraut ist und die immer mehr Schrecken und Fremdartigkeiten offenbart; immer mehr entdeckt Nathaniel sich selbst und seinen völlig nutzlosen Platz in einer von grauenhaften Kreaturen beherrschten Welt, in der er sich neu einleben und zurechtfinden muss.
Nathaniel ist als Charakter sinnvoll konzipiert, da er ebenso unwissend wie der Leser von einer Aufregung in die nächste stolpert, ohne das Ziel seiner Reise zu kennen. Das Identifikationspotenzial ist damit enorm hoch, wenngleich die immer wiederkehrenden Überlegungen Nathaniels langatmig wirken; fragt er sich zum x-ten Mal, wie er in dieses Abenteuer hineingeschlittert ist, oder wünscht er sich erneut, in sein unwissendes Leben zurückzukehren, kann das durchaus ermüdend wirken.
Was sich der Käufer dieses Buches klar machen muss (und was er praktischerweise auch auf dem Cover von "Nathaniel" erkennen kann), ist die inhaltliche Verbindung zu dem bereits erwähnten Cthulhu-Mythos. Kenner desselben werden ihre Freude haben an den vielen Anspielungen und Elementen, die sich in Siefeners Roman wiederfinden. Für Leser, die sich in Lovecrafts Welt nicht auskennen, sei der Trost ausgesprochen, dass man zwar über so manche Begebenheit stolpert, die etwas verwirrend erscheint, was den Lesespaß aber kaum trübt, sondern eher dazu anspornt, sich näher mit dem Cthulhu-Mythos auseinanderzusetzen und mehr über ihn zu erfahren.
Sowohl Liebhaber von guter Gruselkost als auch Freunde des Cthulhu-Mythos werden bei "Nathaniel" auf ihre Kosten kommen. Und gerade letztere werden sich freuen über die zahlreichen Hinweise auf diesen Mythos, der vielleicht nicht genau so, aber ähnlich auch aus Lovecrafts Feder hätte stammen können.