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Wir schreiben das Jahr 1898. Acht Jahre sind seit den Ereignissen, die im Roman "Dracula" beschrieben werden, vergangen. Alle dachten, der Graf wäre besiegt. Doch Dracula hat überlebt und die letzten acht Jahre genutzt, um seine Kräfte zu regenerieren. Doch auch seine Gegner von damals sind wachsam. Als sich die Zeichen mehren, dass der Graf wieder aktiv ist, machen sich Van Helsing, Mina Harker, Dr. Seward und Lord Godalming (im Roman noch ohne Adelstitel als Arthur Holmwood bekannt) auf, ihm ein für alle Mal das Handwerk zu legen.
Mit "Fury of Dracula" ist nun im Heidelberger Spieleverlag eines der beliebtesten Brettspiele um den transsilvanischen Blutsaugerfürsten erstmals in deutscher Sprache erschienen. Erstmals wurde das Spiel im Jahr 1987 von Games Workshop veröffentlicht. Nachdem es um die Jahrtausendwende lange Zeit nicht erhältlich war, legten Fantasy Flight Games das mittlerweile zum Klassiker avancierte Spiel neu auf.
"Fury of Dracula" ist für zwei bis fünf Spieler ab zehn Jahren konzipiert. Einer der Spieler übernimmt dabei die Rolle des flüchtenden Grafen, während die übrigen Spieler in die Gestalt der Verfolger schlüpfen. Je nach Anzahl der Mitspieler übernimmt dabei einer alle vier, zwei oder einen Charakter. Der Schauplatz dieser wilden Jagd ist ganz Europa. Ziel des Spiels ist es für die Jäger, Draculas Blutvorrat auf den Wert 0 zu bringen und den Grafen damit zu besiegen. Das Ziel Draculas ist es, seine Vampir-Anzeige auf den Wert 6 zu bringen. Dies gelingt ihm mittels verschiedener Aktionen. So erhält er für den Anbruch jedes neuen Tages 1 Punkt, für die Erschaffung eines neuen Vampirs 2 Punkte und für den Sieg über einen seiner Verfolger je nach besiegtem Charakter 1 bis 3 Punkte.
Jede Spielrunde unterteilt sich in fünf Spielzüge, einem pro beteiligtem Charakter. Der Zug eines Charakters unterteilt sich wiederum in Bewegungs- und Aktionsphase. Zu Beginn einer Spielrunde gibt es zudem noch eine Zeitkontrollphase, in welcher der Tag-/ Nacht-Marker ein Feld weiter bewegt wird; der Tag (oder die Nacht) schreitet voran, die Zeit für die Jäger wird knapper. Diese Phase entfällt jedoch, wenn sich der Graf gerade auf einem Schiff befindet.
Im Gegensatz zu den Jägern reist Dracula verdeckt, das bedeutet, dass seine Verfolger über einen Großteil des Spiels keine Ahnung haben, wo sich der Graf gerade aufhält. Seine letzten sechs Aufenthaltsorte (inklusive des aktuellen) bilden jedoch "Draculas Spur", welche aus verschiedenen Gründen zum Teil offengelegt werden kann. Betritt beispielsweise ein Jäger einen Ort dieser Spur, nimmt er diese auf: Der Dracula-Spieler muss die entsprechende Ortskarte aufdecken. Meist kommt es dann für den entsprechenden Jäger zum Kampf, entweder mit einer Kreatur, die Dracula hinterlassen hat, oder - wenn es besonders dumm läuft - mit dem Grafen selbst.
Kämpfe laufen immer nach dem gleichen Schema ab. In jeder Kampfrunde wählen die beiden Kontrahenten eine Karte aus ihrem Stapel an Kampfkarten und decken diese gleichzeitig auf. Anschließend würfeln beide mit einem W6 und zählen gegebenenfalls vorhandene Bonuspunkte zum Ergebnis hinzu. Diese Bonuspunkte ergeben sich zum Beispiel aus der Verwendung bestimmter Ereigniskarten oder Waffen. Das somit entstandene höhere Würfelergebnis gewinnt. Bei Gleichstand entscheidet der jeweilige Initiativewert. Steht nun der Sieger fest, wird anhand von dessen ausgewählter Kampfkarte ermittelt, welchen Effekt die gewonnene Kampfrunde hat.
Wer "Fury of Dracula" nun als "Scotland Yard" für Fortgeschrittene und Vampirfans bezeichnet, liegt dabei nicht falsch. Beide Spielprinzipien ähneln sich stark, nur dass ersteres aufgrund der größeren Möglichkeit durch beispielsweise die Ereigniskarten wesentlich komplexer ist. Der Grundgedanke ist jedoch derselbe. Damit ist "Fury of Dracula" auf jeden Fall ein Spiel für solche Leute, denen "Scotland Yard” mit der Zeit zu eintönig geworden ist. Aber das Spiel kann auch auf andere Art und Weise punkten. Gerade dem Spieler von Dracula stehen außerordentlich viele Möglichkeiten der Spielgestaltung zur Verfügung. Spielt er eher passiv oder aktiv, offensiv oder defensiv? Macht er selbst Jagd auf die Jäger, versucht er sie in seine Fallen laufen zu lassen oder probiert er aus, wie lange er sich unentdeckt vor ihnen verbergen kann? Für jede dieser Varianten gibt es entsprechende Karten, die ihm dabei helfen können. Gerade taktisches Geschick im Ausspielen von Ereignissen ist hier gefragt - auf beiden Seiten übrigens. Die Jäger selbst haben die Wahl, durch Aufteilen der Gruppe eine möglichst große Fläche abzusuchen, um den Grafen zu stellen. Doch ein Jäger alleine ist normalerweise sehr verwundbar, es sei denn, er rüstet sich dementsprechend aus. Zumal nicht jeder der Jäger die gleichen Stärken und Schwächen hat. Wie man sieht, bietet "Fury of Dracula" eine Menge Varianten, die das Spiel so schnell nicht langweilig werden lassen.
Über die Qualität der Ausstattung braucht man beim Heidelberger Spieleverlag schon fast keine Worte mehr zu verlieren. Üppig und hochwertig sind zwei Schlagworte, die hier mittlerweile zur Norm geworden sind. Neben den liebevoll gestalteten Plastikminiaturen und verschiedenen Kartensets sei besonders hervorgehoben, dass bei diesem Spiel Referenzkarten beiliegen, die in knapper Form einen Überblick über den Ablauf der Spielrunden geben, was gerade bei einem derart komplexen Spiel eigentlich ein Muss ist.
"Fury of Dracula" ist ein weiteres Meisterstück des phantastischen Brettspiels. Eine üppige und qualitativ hochwertige Ausstattung - verbunden mit einem sehr taktischen und komplexen Spielsystem - lassen das Herz des leidenschaftlichen Brettspielers höher schlagen. "Fury of Dracula" ist zweifelsohne nichts, was man mal schnell zwischendurch spielt. Obwohl die Spielzeit aufgrund der zahlreichen Möglichkeiten der Spielgestaltung durch die Spieler stark variieren kann, sollte man sich ausreichend Zeit dafür nehmen. Ein durch und durch gelungenes Spiel mit ansprechender Optik. Höchstnote!