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 Die Pferdelords und der Sturm der Orks


Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Lange Zeit war Ruhe im Land des Pferdekönigs, seit Menschen und Elfen Seite an Seite den dunklen Lord besiegt und die Orks vernichtet hatten. Doch jetzt gehen seltsame Dinge vor, Menschen sterben, und bald ist es gewiss: Die Orks sind zurück und bereiten einen Großangriff vor.
Der zwölfjährige Nedeam, dessen Vater von Orks getötet und dessen Mutter schwer verletzt wurde, weiß nichts mit sich anzufangen in der Stadt Eternas in der Hochmark. Als er mitbekommt, wie Larwyn, die Gattin des Pferdefürsten Garodem, zwei Boten zu dessen Bruder, dem König, schickt, beschließt er, ihnen zu folgen. Und er bekommt auch mit, welche Nachricht die Boten übermitteln sollen:
Die Orks hatten den Pass nach Süden genommen und die Besatzung eines Signalfeuerturms niedergemacht, wodurch die Kette unterbrochen war. In der Nähe hatte man auch die Leiche eines Boten des Königs gefunden, weiß aber nicht, welche Kunde er bringen sollte. Der Pass ist befreit, nur noch vereinzelte Orkgruppen streifen durch die Hochmark und der Fürst selber ist mit einigen Berittenen aufgebrochen, um den Pferdelords in den anderen Marken und dem König beizustehen. Doch Eternas selber ist nahezu ungeschützt und Larwyn fürchtet, dass ein Orkangriff nicht mehr lange auf sich warten lassen wird. Eternas wird fallen, wenn keine Hilfe kommt.
Nedeam reitet den Boten nach, und als er feststellt, dass es die beiden nicht über den geheimen Pfad geschafft haben, fällt dem Jungen eine große Aufgabe zu.
Garodem hat derweil den Großweiler Eodan in der Nordmark erreicht - gerade rechtzeitig, um den Leuten bei der Verteidigung gegen die Orks beizustehen. Nach dem verlustreichen Gefecht beschließt er, die überlebenden Bewohner in die Hochmark zu führen, und wird dabei von den Elfen Lotaras und Leoryn begleitet, denn die Elfen haben die Gefahr ebenfalls gespürt und wollen den alten Bund mit den Menschen erneuern. Der Weg zurück ins Gebirge führt sie an Hammerturm, dem Turm des Weißen Magiers, vorbei - und sie müssen feststellen, dass der Magier der dunklen Macht verfallen ist und die Orkhorden vom Turm ausgesandt werden. Und nicht nur das, plötzlich wird ein Pferdelord ermordet und ein Anschlag auf einen weiteren verübt, aber der Täter muss in den eigenen Reihen lauern ...

Signalfeuer, Weißer Magier, Pferdelords, eine dunkle Macht, die Orks aussendet, ein alter Bund zwischen Elfen und Menschen, eine Bergfestung als letztes Verteidigungsbollwerk - Autor Michael H. Schenk lässt keinen Zweifel daran, dass Tolkiens "Herr der Ringe" ihm als Vorlage diente. Nur sind diesmal keine Hobbits die Helden - auch diese Kleinwüchsigen, die barfuß laufen, gibt es in seiner Welt - sondern die Ebenbilder der Reiter Rohans. Sogar die Namen haben den gleichen Klang, allen voran Garodem.
Tolkien-Fans werden in dieser Adaption vermutlich pure Blasphemie sehen. Andere mögen sich wundern, warum der Autor, über den am Anfang des Buches geschrieben wird, ihn interessiere die Entwicklungsgeschichte der Menschen und dazu gehöre "auch die Entwicklung einer Historie, von Landschaften, Lebensformen und Personen", in dieser Romanreihe nichts wirklich entwickelt, sondern zahlreiche Ideen einfach übernimmt. Ein paar Änderungen bei Namen, Begriffen, Gegebenheiten und Bräuchen hätten ausgereicht, um eine eigenständige Welt zu schaffen. So aber bleiben die ganze Zeit während des Lesens die Fragen im Raum stehen, was der Autor sich dabei gedacht hat und wann endlich Gandalf auftritt.

Und das Lesen zieht sich. Schenks Liebe zu Details und Nebensächlichkeiten grenzt schon an Naturalismus - das geht so weit, dass wir erfahren, womit sich Nedeam auf dem stillen Örtchen den Hintern abwischt. Dinge, die niemand wissen will. Und so geht es weiter, nahezu alles wird detailliert beschrieben. Manchmal stört das den Lesefluss, manchmal wundert man sich über die Stellen im Lauf des Geschehens, an denen diese Beschreibungen platziert wurden. Zum Beispiel wird das Hochland geographisch erst in der Mitte des Buches beschrieben und zwar im Anschluss an gleich zwei Cliffhanger in der Garodem- und der Nedeam-Handlung. Das erhöht nicht die Spannung, sondern verärgert nur. Weiterhin zeigt der Autor mit dieser Liebe zum Detail zwar, dass er sich viele Gedanken über diese Welt gemacht hat, allerdings fallen dann Kleinigkeiten auch umso stärker auf. So kennt man in jener Welt zwar keine Stunden, sondern nur "Zehnteltage", sehr wohl aber Minuten und Sekunden. Und gleichfalls ist die Armbrust, die von einem Ork erbeutet wird, unbekannt und wird "Querbogen" genannt, aber man weiß doch, dass die dazugehörigen Geschosse Bolzen genannt werden. Details, die verwirren.
Die Story selbst baut sich gemächlich auf, hastet dann aber dreihundert Seiten lang von einem Gemetzel zum nächsten und wechselt ganz plötzlich für längere Zeit den Schauplatz, um dann zu einer Schlacht zurückzukehren. Dazwischen gibt es immer wieder kleine Passagen, in denen Randfiguren zu Wort kommen, allerdings ist an diesen Passagen meist nur das Ergebnis von Belang und alles Weitere zieht den Roman nur in die Länge. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Dialog zwischen Händler Helderim und seiner Frau Gunwyn, der nicht nur völlig überflüssig, sondern auch nervig ist. Hochspannung kommt nur selten auf, der sanfte Spannungsbogen hat sehr viele Einbrüche.
Der Autor hat den Figuren eine latent pathetisch-archaische Wortwahl in den Mund gelegt, allerdings auch dem Erzähler. Das führt bisweilen auch zu so seltsamen Stilblüten wie "einer Frau das Gehöft machen" statt "den Hof machen", obwohl letzteres nichts mit Gebäuden zu tun hat. Daneben werden ständig Dinge wiederholt, so dass man sich als Leser bisweilen ein wenig dumm vorkommt, wenn er die gleiche Information nicht nur von zwei Figuren, sondern auch noch vom Erzähler aufgedrückt bekommt. Irgendwann hat man es auch begriffen.
Elfen reden wie Menschen, Krieger wie Handwerker, alle irgendwie gleich. Den Elfen fehlt das Geheimnisumwitterte, und bis auf wenige Ausnahmen, etwa Rattenfänger Barus und Schmied Guntram, gibt es keine wirklich interessanten Charaktere. Das Klischee überwiegt: Die Pferdelords sind ehrenrührig und stolz, Wirt Malvin ausschließlich gewinnorientiert und so weiter. Die Hauptfiguren bleiben blass und uninteressant. Selbst die blutrünstigen Orks, die eigentlich überzeugend dargestellt sind, überraschen mit feinem Vokabular, wenn sie vom "Gesäß" eines Menschen sprechen.

Das Buch, das netterweise drei Karten von der Hochmark, der unbenannten Pseudo-Mittelerde-Welt und der Burg Eternas beinhaltet, kann auf keinem Gebiet wirklich punkten, aber immerhin ist Schenk konsequent und auch nirgends wirklich schlecht. Wem das Motto "Orks töten Menschen, Menschen töten Orks" sowie die sehr detaillierte Weltbeschreibung gefallen und die Adaption des Tolkien-Werkes nichts ausmacht, bekommt hier solide Fantasy ohne großen Anspruch. Leseproben von Band zwei, "Die Pferdelords und die Kristallstadt der Zwerge", und Band drei, "Die Pferdelords und die Barbaren des Dünenlandes", am Ende des Buches lassen vermuten, dass die Reiter der Hochmark noch weit herum kommen. Vielleicht wird das Ganze ja noch interessant.

Stefan Knopp



Taschenbuch | Erschienen: 1. Oktober 2006 | ISBN: 9783899413564 | Preis: 8,95 Euro | 668 Seiten | Sprache: Deutsch

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