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Poker kann man kaum noch ausweichen, auf verschiedenen Fernsehsendern werden Turniere gezeigt, Stefan Raab pokert auch und die Werbungen für die diversen Pokerplattformen sind auch häufig zu sehen. Bei Heel kommen nun Pokerbücher des Avery Cardoza Verlages heraus, den Anfang macht "Das große Pokerbuch" von Ken Warren.
In 26 Kapiteln erklärt Ken Warren die Welt des Pokers. Er beginnt mit der Geschichte des Spiels - das übrigens nur zurückschwappt, es stammt vom deutschen Spiel "Poch" ab, zumindest sagt das Ken Warren. Dann erklärt er die Grundbegriffe des Pokers, das, was bei allen Varianten - und davon gibt es einige - gleich ist.
Er legt allen Spielern dringend ans Herz, sich Aufzeichnungen zu machen, um dann mit Five-Card-Stud zur ersten Variante zu kommen. Dazu kommen 7-Card-Stud, 5-Card-Draw, Texas Holdem und Omaha. Zu jeder Variante gibt es die wichtigsten Unterschiede zu den anderen Varianten, Wahrscheinlichkeiten, gute und schlechte Blätter.
Danach folgen Informationen über Jackpots in Casinos und auch online - da bekommt interessanterweise der das meiste ab, der mit sehr guten Karten verliert, deswegen heißt das Ding dann auch "Bad-Beat-Jackpot".
Das es so exotische Varianten, wie Liars oder Pineapple Poker gibt, ist normalerweise gar nicht bekannt, aber auch die kommen bei Ken Warren vor. Dann geht es aber von den Varianten weg zu anderen wichtigen Fragen. Zuerst wäre da mal die Frage der Pot Odds, die Frage nach den Wahrscheinlichkeiten und wie viel man je nach Gebot heraus bekommt. Aber auch: Wie verhält man sich in Turnieren? Wie blufft man am besten? Wie verraten sich Gegner durch die so genannten Tells?
Und dann geht es mit der Frage nach Geldmanagement und der Auswahl der richtigen Pokerzimmer weiter, und auch wie man Betrug - ein leidiges Thema, das Poker verfolgt - erkennt, kann Ken Warren erklären, ohne dass er ernsthaft Tipps gibt, wie man selbst betrügt.
Ein großes, quasi nachgeschobenes Kapitel kümmert sich noch um die beliebteste Pokervariante, um No-Limit-Holdem im Speziellen. No Limit ist das, was im Fernsehen zu 95 Prozent zu sehen ist, und was den Pokerboom weltweit ausgelöst hat, obwohl es diese Variante schon lange neben den anderen Varianten gab. "Poker im Internet", ein Kartentrick und ein zweiter Blick in die Geschichte runden das Buch dann ab.
Das wirkt alles ein bisschen verworren? So wirkt es auch für den Leser des Buches. Die Kapitel bauen nicht so richtig aufeinander auf, die klassische aus Western bekannte Draw-Variante kommt irgendwo in der Mitte, im Omaha-Teil wird nicht wirklich zwischen Omaha High und Omaha HiLo unterschieden, ganz abgesehen von Limit-, Pot-Limit- und No Limit-Varianten. Warren ist mit sich selbst nicht im Reinen, ob er nun ernsthaft über Online-Poker schreibt, oder nur bei Live-Poker bleibt. Das Online-Kapitel ist dementsprechend nichts sagend. Das größte Problem ist aber die Unverständlichkeit. Das Prinzip der Pot Odds bleibt allen, die es noch nicht kennen, bei Ken Warren verborgen. Das liegt wahrscheinlich auch an der Übersetzung, der man des Öfteren anmerkt, dass sich der Übersetzer nicht so wirklich in der Materie auskennt.
Auch sonst scheint das Buch, oder zumindest die deutsche Fassung, mit heißer Nadel gestrickt zu sein. Orthographische und sachliche Fehler, eine billig anmutende Aufmachung - ein kleiner Lacher am Rande ist der Preisaufdruck auf dem Rückcover: "ca. 22,90 " - und das im Lande der Buchpreisbindung.
In Bausch und Bogen zu verdammen ist das Buch aber auch nicht. Da gibt es schon einige gute Tipps, interessante Zitate und vor allem der Bereich der Stud-Varianten zeigt einen wirklich kenntnisreichen Autor. Anfänger können hier eine Menge lernen, besonders in den leider selten gespielten etwas exotischen Varianten gibt es neue Erkenntnisse. Ein Standardwerk ist dieses Buch allerdings nicht, und wirklich empfehlenswert ist etwas anderes.