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Dass Kinder mit schulischen Schwächen oder Behinderungen einer gezielten Förderung bedürfen, wird heute allgemein anerkannt, und diesen Kindern stehen entsprechend viele - wenn auch sicher nicht ausreichende - Angebote zur Entfaltung im Rahmen ihrer Möglichkeiten zur Verfügung. Anders sieht es mit hoch begabten Kindern aus, die noch immer unter Vorurteilen zu leiden haben. Die einen sehen sie als Sonntagskinder, denen alles zufliegt, die anderen meinen, Hochbegabte seien zerstreute Professoren, ungeeignet für das Alltagsleben. Selbst Pädagogen ist häufig nicht bewusst, dass hoch begabte Kinder und Jugendliche eine auf ihre besonderen Bedürfnisse abgestimmte Förderung benötigen.
Das Buch aus dem Verlag ObersteBrink wendet sich an alle, die mit hoch begabten Kindern zu tun haben, insbesondere an Eltern, Erzieher im Kindergarten sowie Lehrer. In einem einführenden Kapitel wird ein Überblick über das Phänomen Hochbegabung gegeben. Fallbeispiele, die in diesem Buch ohnehin einen hohen Stellenwert haben, zeigen, wie unterschiedlich sich Hochbegabung bei verschiedenen Kindern und Jugendlichen äußern kann. Denn es gibt die Sonntagskinder, es gibt auch die alltagsuntauglichen "Einsteins", es gibt hoch begabte Kinder, die durch Störungen wie ADS auffallen, und es gibt solche, die beliebt sind und ohne alle Probleme die Schule absolvieren.
Im nachfolgenden Kapitel werden vor allem Eltern Möglichkeiten angeboten, Hochbegabung beim Kind anhand einiger Merkmale und Entwicklungs-Besonderheiten zu erkennen. Anschließend wird die Hochbegabung definiert und aufgezeigt, was Begabung, Intelligenz und (schulische) Leistung bedeuten, und wie sie einander gegenseitig beeinflussen und bedingen. Denn nicht jede Hochbegabung führt zu guten schulischen Leistungen. Hier kommt die Förderung als Gegenstand eines eigenen Kapitels ins Spiel: Wer kann und sollte das hoch begabte Kind auf welche Weise fördern?
Ein Kapitel befasst sich mit typischen Problemen hoch begabter Kinder und Möglichkeiten zu deren Behebung; weitere Kapitel zeigen auf, wie hoch begabte Kinder in Kindergarten und Schule auffallen, wie Eltern, Erzieher und Lehrer ihnen behilflich sein können, welche Konflikte drohen und wie diese sich vermeiden oder im Ernstfall entschärfen lassen. Und im Hochbegabten-Forum am Schluss des Buchs geben hoch begabte Kinder und Teens anderen Betroffenen Tipps, während Erwachsene Informationen aus den Antworten auf die häufigsten Fragen zum Thema beziehen können. Zudem werden die anerkannten Intelligenztest-Verfahren erläutert und eine Reihe wichtiger Adressen in den deutschsprachigen Ländern angeboten.
Dieses Buch dürfte eine Erlösung für viele Eltern sein, die bei der Lektüre feststellen, dass sie und ihr Kind keine Sonderfälle sind. Anhand von Checklisten mit Merkmalen, die freilich nicht sämtlich zutreffen müssen, können sie einschätzen, ob ihr Kind möglicherweise hoch begabt ist und besondere Förderung wie frühzeitige Einschulung oder das Überspringen einer Klasse benötigt. Das Buch ist hervorragend gegliedert und besteht aus in sich abgeschlossenen Teilen, sodass Betroffene es nicht zwingend von vorne bis hinten zu lesen brauchen, sondern zunächst Kapitel aussuchen können, die für sie von vordringlichem Interesse sind.
Jedes Kapitel beginnt mit einer stichpunktartigen Übersicht über die wesentlichen Inhalte, gefolgt von den Ausführungen zu den jeweiligen Themen, die häufig von Abbildungen wie Zeugnissen, Bildern und sonstigen Nachweisen der Stärken und Schwächen einzelner Hochbegabter begleitet werden. Farbig unterlegte Infokästen geben "in der Nussschale" einen Überblick über mit Hochbegabung verbundene Besonderheiten. Am Ende jedes Kapitels werden die wichtigsten Fakten und Ratschläge noch einmal kurz zusammengefasst.
Besonders positiv fällt an diesem Buch auf, dass nie ein Versuch unternommen wird, Hochbegabung und Hochbegabte zu normieren. Gerade die Fallbeispiele zeigen, wie unterschiedlich sich Hochbegabung äußert und damit auch die mit ihr verbundenen Bedürfnisse und Schicksale. Da sich jedoch typische Probleme von Hochbegabten definieren lassen, werden hierzu gezielt Analysen und Hilfen angeboten, die auch wirklich umgesetzt werden können und zum Erfolg führen, sprich: dazu, dass die betreffenden Kinder, wie der Titel sagt, hoch begabt und trotzdem glücklich sind.
Das Buch wendet sich, ein wahrer Glücksfall, an alle Menschen, die mit der Hochbegabung von Kindern und Jugendlichen konfrontiert werden: an Eltern, Erzieher, Lehrer und nicht zuletzt die Kinder und Jugendlichen selbst, die in einigen Kapiteln direkt angesprochen werden und so die Erfahrung machen, dass sie mit ihren Besonderheiten ernst genommen werden. Gerade Erzieher und Lehrer wissen trotz vieler Fortbildungsangebote mit hoch begabten Schützlingen oft nichts anzufangen und fordern diese zu wenig, oder sie fühlen sich von ihnen vorgeführt, provoziert und überfordert. Andererseits könnte ein großer Teil der so genannten Underachiever, also Kinder und Jugendliche, deren schulische Leistung weit unterhalb der aufgrund ihres Intelligenzquotienten anzunehmenden liegt, zu besserem Lernverhalten geführt werden, wenn die - freilich mit Mehrarbeit verbundenen - bewährten Ratschläge aus dem Buch in Kindergärten und Schulen umgesetzt würden. Sollten sich Lehrer und Schule trotz nachgewiesener Hochbegabung weigern, den Bedürfnissen des hoch begabten Schülers entgegenzukommen, so finden dessen Eltern im Buch die richtigen Ansprechpartner und Adressen, um dem Kind zu seinem Recht zu verhelfen - und (zu)treffende Antworten auf die provozierenden und verletzenden Sprüche, die man im persönlichen wie schulischen Umfeld und im Kindergarten nicht selten zu hören bekommt.
Dieses Buch ist ein Ratgeber par excellence, der nicht nur auf alle mit dem Phänomen Hochbegabung Konfrontierten gründlich und sensibel eingeht, sondern durch Praxisnähe glänzt und vor allem Hochbegabten und ihren Eltern die Einsicht gibt, dass Hochbegabung ein, wenn auch anspruchsvolles, Geschenk ist und ganz gewiss keine Krankheit.