Nick und Nora sind gestresst. Die Erziehung ihres Sprösslings nimmt vor allem Nick mit, der wenig Neigung verspürt, als Vorbild zu dienen. Ausspannen lässt sich am besten bei einem oder zwei Drinks und guter Musik. Dies bietet die Band auf der "S. S. Fortune", einem im Hafen liegenden Vergnügungsdampfer. Tommy Drake gibt mit seinem Orchester eine hinreißende Vorstellung. Doch ein heftiger Streit zwischen Buddy Hollis und Drake um die Gunst der Sängerin Fran Page trübt ein wenig den Eindruck. Auch einige Geldeintreiber scheinen sich um Drake zu scharen und ihn zu bedrängen.
Als in der Nacht der erschlagene Tommy Drake in seiner Kabine gefunden wird, scheint sich niemand über dessen gewaltsames Ableben zu wundern. Gegen seinen Willen wird Nick zu den Ermittlungen hinzugezogen. Doch die Suche nach dem Motiv und dem möglichen Täter wird zu einem sehr interessanten Exkurs in die Musikszene der Stadt. Mit Clarence ’Clinker’ Krause, einem der Musiker aus Drakes Band, macht sich Nick auf den Weg durch Bars und Clubs. Nora versucht zwar, die Ermittlungen zu unterstützen, wird aber gekonnt von Nick ausgebremst.

Der sechste Fall des "Thin Man" kam 1947 in die amerikanischen Kinos. Der Zweite Weltkrieg war vorüber und die Stimmung im Lande wandte sich anderen Themen zu. Die Zeit der Bars und Musiksessions, des Bebop-Slang und des neu aufkommenden Jazz wird gekonnt aufgegriffen und karikiert. Die lockere, teils hinreißende Filmmusik ist von David Snell, das Drehbuch von Steve Fisher und Nat Perrin nach einer Story von Stanley Roberts. Mit Dashiell Hammett hat dieser Film nur noch dem Namen nach etwas zu tun.
Leider sind der Wortwitz und die Situationskomik nicht mehr vom glänzenden, überragenden Niveau der Vorgänger. Auch der wirre, wenig überzeugende Kriminalfall trübt ein wenig die Freude, Myrna Loy als clevere, aber meist abgemeldete Ehefrau des Detektivs und William Powell als "Thin Man" zu erleben. Leider ist die Persiflage des hartgesottenen Detektivs einer fast unterkühlten Darstellung gewichen, die den Ermittler fast zu dem macht, was die Figur doch eigentlich verfremden und karikieren wollte.
Dennoch ist der sechste Fall ein Leckerbissen für Fans alter Kinofilme und der Serie des "Dünnen Mannes" im Besonderen. Dass sich der dritte Regisseur nach W. S. van Dyke und Richard Thorpe an der Serie versucht, ist durchweg zu spüren. Edward Buzzell verlässt sich sehr viel weniger auf die Dialoge zwischen seinen beiden Stars als auf die Schauplätze, deren Wirkung und Stimmigkeit und sein gesamtes Ensemble. Auch das gelegentlich fast slapstickartige Auftreten von Powell und Loy, die sich permanent aus den ersten fünf Filmen selbst zitieren, funktioniert überraschend gut.
Neben Loy und Powell sind es vor allem die exzellenten Keenan Wynn und Phil Reed, die den Film sehenswert machen.

Nach "Mordsache Dünner Mann" ( hier nachzulesen ), "Nach dem Dünnen Mann" ( hier nachzulesen ), "Noch ein Dünner Mann" ( hier nachzulesen ), "Der Schatten des Dünnen Mannes" ( hier nachzulesen ) und "Der Dünne Mann kehrt heim" ( hier nachzulesen ) ist "Das Lied vom Dünnen Mann" zwar kein krönender, aber ein gelungener Abschluss der herrlich altmodischen Krimiserie.

Wer die teils heftig teuren Filme nicht einzeln erstehen will, sollte zur Box greifen, die durch eine Zusatz-DVD mit diversen Extras geadelt wird. Diese "Dünner Mann Collection" kostet etwa so viel wie drei Einzelfilme und gehört in jede Kinofilm-Sammlung.

Wer den Darsteller des kleinen Nick Charles zu erkennen glaubt: Es ist Dean Stockwell in seiner ersten Kinorolle.