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Historische Romane mit rätselhaften religiösen Hintergründen erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Ein weiteres Thema auf diesem weiten Feld hat Jörg Kastner in diesem Roman aufgegriffen.
1789 hat Napoleon Kairo erobert, nun sollen auch die ganzen geheimnisvollen Schätze gefunden und erforscht werden. Bastien Topart, ein junger Zeichner, begleitet seinen Onkel mit einem Forschertrupp nach Kairo, um in den Pyramiden nach Schätzen zu suchen. Doch nicht Gold oder sonstige Wertsachen finden sie, sondern zunächst einmal eine junge Frau. In einem verschütteten Tempel in der Wüste wollten merkwürdig gekleidete Männer diese junge Frau opfern, doch die Forscher verhinderten dies gerade noch so. Ourida, so der Name der unbekannten Schönen, wird mit nach Kairo in das Haus Bastiens und seines Onkels gebracht. Dort soll sie die französische Sprache erlernen und den Forschern erzählen, was es mit den wie Kreuzrittern gewandeten Männern auf sich hatte.
Doch sobald Ourida unter dem gleichen Dach wie Bastien lebt, häufen sich merkwürdige Vorkommnisse. Er träumt von einem vergangen Leben, einem Leben zur Zeit der Kreuzritter und der Schlacht gegen Sultan Saladin bei Hattin, bei der das so genannte "Wahre Kreuz" verloren ging. Was hat es mit Ourida wirklich auf sich, warum wird sie verfolgt? Warum hat Bastien das Gefühl, sie schon seit langer Zeit zu kennen? Und, was ist das wahre Kreuz und vor allem, wo ist es?
Das Buch ist in 40 Kapitel unterteilt, die immer wieder zwischen Vergangenheit und Gegenwart wechseln. Mal ist Bastien Topart, Zeichner einer Expedition, dann wieder ist er der Tempelritter Roland de Giraud, Verteidiger des Wahren Kreuzes ? Dies führt zu einer Spaltung des Charakters und zu einer inneren Zerrissenheit, da er zu vergessen droht, wer er wirklich ist. Bastien oder Roland, friedlicher Zeichner oder Krieger? Auch die Figur Ouridas ist äußerst geheimnisvoll angelegt, nur nach und nach kann man ihr Details und Antworten entlocken.
Durch die stückweise Aufdeckung und Klärung bleibt der Roman von Kapitel zu Kapitel spannend und nimmt den Leser komplett in Beschlag.
Jörg Kastner versteht es sehr gut, historische Fakten mit schriftstellerischen Erfindungen zu vermischen, so dass der Leser gar nicht mehr weiß, wo die Fakten aufhören und die Fiktion beginnt.
Auch eine gehörige Portion Mystik findet sich im Roman dadurch, dass Bastien von einem vergangenen Leben träumt und eine tiefe Verbindung zu Ourida verspürt, ohne sie je zuvor gesehen zu haben. Immer wieder kreuzen sich Schicksalslinien, um Jahrhunderte später wieder zusammengeführt zu werden ?
Sehr lobenswert ist es, dass dieser Roman, obwohl religiös behaftet, ohne jegliche Vorurteile gegen eine bestimmte Religion oder Gesinnung auskommt, sondern vielmehr betont, dass das friedliche Zusammenleben zwischen den Religionen möglich wäre, wenn doch bloß nicht immer soviel Macht im Spiel wäre ?
Natürlich sind Geschichten über Wiedergeburt und Religion nicht jedermanns Sache, doch wer sich auf diesen Roman einlässt, wird gefesselt und fasziniert sein, da die Geschichte einen wirklich gefangen nimmt und mitfiebern lässt. Im Nachwort des Autors erklärt Jörg Kastner bestimmte Hintergründe des Ägyptenfeldzuges, welches durch zwei Zeittafeln ergänzt werden.