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Jelle und Mieke diskutieren mal wieder. Wie gewöhnlich, denkt Florian. Da lacht seine Mutter plötzlich auf, denn sie hat bemerkt, dass sich ein Vogel auf Florians Kopf niedergelassen hat. Auch Jelle findet das seltsam. Florian betrachtet sich in der Terrassentür. Toll, dieser Tag ist doch kein gewöhnlicher Tag, denkt er. Und das sollte noch nicht alles sein.
Denn ein wenig später trifft er Katja, die große, riesige Katja aus der Klasse über ihm. Und was sagt sie zu ihm? Florian glaubt, er träumt oder ist verrückt, denn Katja sagt laut und deutlich, dass sie ihn liebt. Und ob er mit ihr gehen will. Dieser Tag ist verrückt, kein Zweifel. Oder er selbst ist verrückt geworden, kann auch sein.
Da geschieht etwas noch seltsameres. Sie begegnen einer alten Frau, die sie nach "ihrem Gabel" fragt, um ihre Haustür öffnen zu können. Kann die Oma nicht mal einen Schlüssel von einer Gabel unterscheiden?
Doch der Tag wird immer verrückter. Der Spatz - mittlerweile weiß Florian, dass ein Spatz,
passer domesticus, auf seinem Kopf sitzt - fliegt auf und landet auf Omas Kopf. Als wäre dort sein wirkliches Zuhause. Florian fühlt sich sehr einsam, trotz Katja und Oma.
Am nächsten Tag geht Florian mit Katja zu Omas Haus, doch die Vorhänge sind zugezogen. Oma öffnet nicht und Katja beschließt, dass Florian durchs Fenster einsteigt und die Haustür öffnet. Sie finden Oma im Bett. Sie will nicht aufstehen, ist traurig. Die Kinder beschließen, Frühstück zu machen. Doch der Kühlschrank stinkt fürchterlich und lauter Verdorbenes lauert in seinen Tiefen. Katja beschließt, Oma zu helfen und Florian muss den Kühlschrank sauber machen. Obwohl er gar nicht will. Zur Schule gehen die Kinder auch nicht, schließlich müssen sie Oma helfen.
Guus Kuijer hat ein Kinder- und Jugendbuch geschrieben, das es so wahrscheinlich noch nicht gegeben hat. Er thematisiert eine der schrecklichsten Krankheiten, mit denen sich Kinder konfrontiert sehen, ohne dass die Erwachsenen ihnen erklären, was eigentlich passiert. Alzheimer und der schwierige Umgang mit den betroffenen alten Menschen wird hier aus der Sicht eines Zehnjährigen dargestellt.
Und dies in einem wunderbar einfachen Stil und herrlich klaren Sätzen aber auch den verwirrenden Einfällen und Ansichten eines Kindes. Dessen Gedanken sind sprunghaft, skurril, verwirrt, lebensecht bis an die Schmerzgrenze.
Einfach ist weder das Thema des Buches, noch die ehrliche und offenherzige Art und Weise, in der der Autor seine Geschichte aufbaut, denn er beschönigt nichts, lässt nichts aus und schafft es doch, dass sich Kinder, Jugendliche wie Erwachsene beim Lesen fasziniert fragen, warum sie diese Krankheit nicht auch mit solch offenen Augen wie der Autor und so klaren Gedanken, wie sie der Junge hat, gesehen haben.
Dem Autor gelingt der Balanceakt zwischen traurigem Schicksal und wunderbar leichter Kinderliebe perfekt. Nie hat man das Gefühl, dass ein Erwachsener über Kinder oder über eine Krankheit, die alte Menschen trifft, schreibt. Der vom Autor in den Vordergrund gerückte, innere Monolog des zehnjährigen Jungen ist so erfrischend artverwandt mit den verwirrten Gedanken des alten Menschen und so verständnisvoll mit dem Vergessen, dass man immer das Gefühl hat, tatsächlich einem Kind zu lauschen, das ebensolche Schwierigkeiten hat, sich in der Welt zurecht zu finden, wie der alte, an Alzheimer leidende Mensch.
Dieses kurze, nette und oft sehr poetische Buch des Niederländers Guus Kuijer hat das Zeug zu einem Bestseller. Es trifft den richtigen Ton, vermittelt Wissen, findet in Sprache und Stil den Zugang zu Kindern und jugendlichen Lesern und lässt selbst Erwachsenen aufseufzen.
Sehr passend und gelungen ist die Illustration auf dem Buchdeckel. Sie stammt von Michael Sowa und greift die Einleitung der Geschichte gekonnt auf.