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 Als die Raben noch bunt waren


Cover
Gesamt ++---
Aufmachung
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis


"Es gab einmal eine Zeit", beginnt das Buch, "da waren die Raben bunt." Und auf dem Bild darunter kann man sehen, wie bunt die Raben damals waren. Da gibt es grüne Raben und gelbe und rote und blaue und gepunktete und gestreifte und überhaupt jede erdenkliche Farbvariation. Die Raben sind sehr stolz auf ihre Farbenpracht und werden von den anderen Tieren bewundert. Doch dann, stellt ein Schneemann eine Frage, nämlich, wie denn ein wirklicher, echter Rabe auszusehen hat. Über dieser Frage geraten die Raben in Streit, da jeder meint, seine Farbe sei die richtige, die Urfarbe aller Raben. Aber nicht genug, dass die Raben streiten, welche Farbe denn nun die richtige sei. Sie beginnen auch, nur noch in Schwärmen von Gleichfarbigen zu ziehen, um sich schließlich auch noch untereinander zu bekämpfen. "Nieder mit Flieder", kann man da hören oder auch "Wir lassen nicht locker - ein Rabe ist ocker." Doch dann kommt ein ganz besonderer Regen, der der Farbenpracht der Raben, als auch ihrem Gezanke ein Ende bereitet.

Der Zeigefinger in diesem Buch ist klar und deutlich erhoben, und dennoch ist die Botschaft nicht ganz klar. Soll man nicht zanken und sich bekämpfen, weil man dafür bestraft wird? Ist "Gleich-Sein" gut, weil es Harmonie bedeutet und Vielfalt schlecht, weil sie zu Zwietracht führt? Oder ist es umgekehrt: Ist "Gleich-Sein" schlecht, denn schließlich ist das einheitliche Schwarz ja die Strafe. Ist es nun gut, dass die Raben schwarz sind oder nicht, immerhin streiten sie nicht mehr. Auch nicht ganz nachzuvollziehen ist, dass die Bemerkung des Schneemanns solch heftige Konsequenzen nach sich zieht, denn eigentlich waren die Raben bis zu diesem Zeitpunkt sehr harmonisch.

Nach dem Lesen bleibt dann, trotz der schönen bunten Bilder und der netten Erzählweise, ein schaler Geschmack. Dieser "einfach so von oben kommende" Regen, für den niemand verantwortlich ist, und der zum einen die Auflösung des Gezänks, zum anderen aber auch die Strafe dafür darstellt, ist schwer zu erfassen und seltsam beunruhigend. Für Kinder ebenso wie für Erwachsene. So bunt und schön, wie das Buch aufgemacht ist, so fragwürdig ist sein Inhalt.

Allen Eltern, die ihren Kindern einen bedrohlichen und moralischen Zeigefinger ersparen möchten, sei von diesem Buch abgeraten.

Katja Maria Weinl



Hardcover | Erschienen: 01. Juli 2005 | ISBN: 9783522428309 | Preis: 11,90 Euro | 32 Seiten | Sprache: Deutsch

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