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Die Steinzeit ist ein faszinierendes Thema, mit dem Kinder sich bereits im Grundschulalter gern befassen, zumal es viel Anreiz zum Spielen und Experimentieren bietet.
In der kleinen Geschichtensammlung von Frank Friedrichs findet der Leser sieben Geschichten, einige von ihnen spielen unmittelbar in der Steinzeit und spiegeln zumeist deren Alltag aus kindlicher Sicht wieder, andere sind in unserer Zeit angesiedelt und beschreiben Berührungspunkte von Kindern mit der Steinzeit. So hat etwa Kevin seinen Urlaub in der Bretagne verbracht, eigentlich auf "uncoole" Weise - aber als er seinen Freunden von den steinzeitlichen Monumenten erzählt, die er mit seiner Familie angesehen hat, steht plötzlich er im Mittelpunkt und nicht der Klassenkamerad, der mit seinem Wasserskikurs angibt. In einer anderen Geschichte lernen Sophie und ihre Klasse, wie die Steinzeitmenschen Getreide zu Mehl zu mahlen, daraus einen Fladenteig herzustellen und auf Steinen Fladenbrote zu backen, deren Geschmack und Konsistenz die harte Arbeit freilich nicht rechtfertigen: Sophie möchte daher lieber nicht in der Steinzeit leben! Und Lena lernt in einem Steinzeit-Camp, wie unsere Vorfahren Feuer machten, im Gegensatz zu ihrem Vater, der das für eine leichte Übung hielt und dann doch nicht hinbekommt
Da sind aber auch die anderen Steinzeitgeschichten: Die kleine Tiwi beobachtet den Schamanen eines anderen Stammes bei rätselhaften Tätigkeiten, er sammelt farbige Stein- und Erdklumpen, zerreibt diese und nimmt sie in eine Höhle mit. Was er dort macht, verschlägt der ahnungslosen Tiwi schier den Atem.
Uluru ist ein Steinzeitjäger-Junge und nach Meinung seines Stammes noch zu klein für die Jagd. Dabei würde er so gern Mammuts jagen. Die anderen erklären ihm, dass es seit einiger Zeit keine Mammuts mehr gibt, weil das Klima wärmer geworden ist. Als die Männer zur Jagd aufbrechen, zieht Uluru heimlich los, und prompt begegnet ihm ein Mammut, das vielleicht letzte seiner Art
Was soll Uluru tun?
In einer weiteren Geschichte lernt Nanga, Faustkeile, Speerspitzen und andere Gebrauchsgegenstände aus Feuerstein herzustellen. Ihr Vater bemerkt, wie begabt sie ist, und leitet sie dabei an.
Und Koori hat sich bei der Hasenjagd verlaufen. Sein Jägerstamm zieht dem Wild hinterher, deshalb gibt es kein Lager, das Koori suchen könnte. Plötzlich entdeckt er andere Menschen. Die aber leben in festen Hütten, besitzen zu Kooris Verblüffung zahme Rinder und Wölfe, die ihnen gehorchen, und machen gar nicht den Eindruck, als wollten sie jemals fortziehen. Ob es Koori gelingt, hier Freunde zu finden?
Die Geschichten geben auf unkomplizierte Weise einen altersgerechten Einblick in verschiedene Bereiche des Lebens in der jüngeren Altsteinzeit. Interessant ist hierbei vor allem, dass auch Möglichkeiten vorgestellt werden, wie heutige Kinder die Steinzeit auf spannende Art erleben können, und wo deren durchaus beeindruckenden Spuren noch zu finden sind.
Darüber hinaus zeichnen die Geschichten von den steinzeitlichen Kindern Szenen nach, wie sie sicherlich stattgefunden haben oder, zum Beispiel die Begegnung mit dem übrig gebliebenen Mammut, durchaus stattgefunden haben könnten. Die mystisch-religiösen Hintergründe der Höhlenmalerei werden anhand der Geschichte von Tiwi und dem Schamanen ganz unmittelbar verständlich und wirken völlig natürlich. Freundlich verlaufende Begegnungen zwischen einzelnen Menschen aus Jäger-und-Sammler-Gemeinschaften mit sesshaft gewordenen ersten Bauern wie jene von Koori und den Leuten aus dem Dorf lassen sich heute sogar belegen. Und Nangas eifrig erlernte neue Tätigkeit zeigt auf, welch umfangreiches Repertoire an Gegenständen die Steinzeitmenschen aus einer einzigen Feuersteinknolle schaffen konnten und mussten. Zugleich spüren die Leser, dass gleichaltrige Steinzeitkinder ganz andere Herausforderungen zu bewältigen hatten und vor wesentlich größeren, nicht selten bedrohlichen Schwierigkeiten standen als sie selbst.
All das regt natürlich die Fantasie an und verlockt dazu, die Geschichten weiterzuspinnen und sich intensiver mit der Steinzeit zu befassen - wozu sich zum Beispiel das Abenteuer- und Sachgeschichtenbuch aus der Leselöwen-Reihe anbietet.
Das Buch ist für Leseanfänger konzipiert. Da aber die "Leselöwen" bereits die vierte Stufe der Leseleiter des Loewe-Verlags darstellen und für Kinder ab acht Jahren gedacht sind, werden manche Hilfen der vorherigen Stufen nicht mehr geboten. Die Schrift ist nach wie vor angenehm groß, es gibt jedoch keine inhaltsgebundenen Zeilenumbrüche mehr, und zuweilen werden Wörter getrennt. Natürlich wurde auch das Vokabular demjenigen von Achtjährigen angepasst - Wörter wie "Cluburlaub" und "Steinzeit-Camp" gehören folglich dazu, aber zu komplexe Formulierungen werden nach wie vor vermieden. Die Länge der Geschichten überfordert die Ausdauer durchschnittlicher Achtjähriger nicht. Siebenjährige, die schon gut lesen, kommen mit den Geschichten ebenfalls problemlos zurecht, auch aus inhaltlicher Sicht. Zur Auflockerung finden die jungen Leser wie gewohnt zahlreiche fröhliche, bunte Illustrationen innerhalb der Geschichten.
Das Buch bietet Grundschulkindern mit fortgeschrittenem Lesevermögen nicht nur gute Unterhaltung und ihren Eltern die Gewissheit, dass die Kinder durch altersgemäße Lektüre an die Freude am Lesen herangeführt werden, sondern auch die Möglichkeit zum Einstieg in ein sehr spannendes Sachthema.