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In diesem Band wurden die ersten beiden Heftromane der gleichnamigen Serie von 1973 aus dem Zauberkreisverlag nachgedruckt. Illustriert von Pat Hachfeld.
Der Monstermacher
Der junge Rennfahrer Bernd Hellmer wird das Opfer eines heimtückischen Anschlags. Während eines Grand-Prix-Rennens löst sich ein Rad von seinem Boliden. Hellmer, der in Wirklichkeit Björn Hellmark heißt, erliegt noch im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Der Gewinner des Rennens ist Hellmarks ärgster Konkurrent Onio Yamahoki, ein Japaner. Und tatsächlich sind es die Asiaten, welche Hellmarks Wagen manipulierten. Durch den Sieg von Yamahoki steigen die Erträge des japanischen Taykushi-Konzerns sprunghaft an. Mit diesen Mitteln allerdings wird der dämonische Chirurg Konaki finanziert, der nicht nur das Oberhaupt einer okkulten Sekte ist, sondern auch ein wahnsinniger Wissenschaftler, der Experimente mit menschlichen Hirnen durchführt. Konaki ist der Monstermacher!
Doch der verbrecherische Arzt macht einen schweren Fehler, als er Björn Hellmark für tot hält. Der junge Mann hat noch im Koma eine seltsame Nahtod-Erfahrung. Eine körperlose Wesenheit namens Al Nafuur teilt Hellmark mit, dass das Schicksal eine besondere Aufgabe für ihn bereithält. Hellmark ist ein direkter Nachfahre des Volkes von Xantilon, dem vergessenen Kontinent, der im Sog von Atlantis unterging ...
Meinung:
Dies ist der erste Band von Dan Shockers zweiter Serie "MACABROS". "Ein Mann lebt zum zweiten Mal" hieß es im Untertitel zur zweiten Auflage. Wieso und weshalb, erfährt der Leser in diesem Roman, in dem sich der Autor ausführlich mit der Charakterisierung seines Helden Björn Hellmark und dessen Gefährtin Carminia Brado beschäftigt. Die Handlung ist zunächst noch recht bodenständig, auch wenn durch die telepathische Botschaft Al Nafuurs bereits eine zarte Andeutung auf kommende Abenteuer geliefert wird. Der Roman erschien erstmals 1973, lange bevor Larry Brent seine eigene Serie erhielt. Der Umstand ist wohl dadurch zu erklären, dass "MACABROS" von Anfang an einen stark zyklischen Charakter aufwies. Der Held dieser Grusel-Fantasy-Geschichten ist Björn Hellmark, ein typischer Heftromanheld der siebziger Jahre. So innovativ Shockers Romane oftmals sind, so klischeehaft wirken dennoch seine Protagonisten. Hellmark ist ein dynamischer junger Mann mit einem durchtrainierten Körper, sonnengebräunter Haut und einem sympathischen, offenen Gesicht. Ein echter Sonnyboy eben, dem die Mädchen zu Füßen liegen. Keine Frage also, dass sein weibliches Pendant zu den schönsten und rassigsten Frauen gehört, die es scheinbar auf der ganzen Welt gibt. In der Welt von Dan Shocker gibt es wohl keinen Mann, der nicht hinter Carminia Brado, einer wunderschönen Brasilianerin, herschauen würde. Vermutlich hat der Autor Jürgen Grasmück alias Dan Shocker einige persönliche Wunschvorstellungen seinerseits auf den Helden übertragen. Denn sowohl Grasmück als auch Hellmark wurden beide am 23. Januar geboren, auch wenn Björn Hellmark sechs Jahre jünger ist. Ein 32 jähriger Playboy war dem Schriftsteller wohl nicht glaubhaft genug.
So unglaublich schön und gut die Helden dieser Serie sind, so unwahrscheinlich bösartig, menschenverachtend und dementsprechend fett (= hässlich) ist der Gegenspieler des wackeren Recken, in diesem Roman verkörpert durch den Monstermacher Konaki. Hier merkt man wieder das starke Misstrauen, welches Dan Shocker Zeit seines Lebens für Ärzte hegte, bedingt durch seine Muskelschwund-Erkrankung, die ihn bereits mit 15 Jahren in den Rollstuhl zwang. Für heutige Verhältnisse sind die Experimente mit menschlichen Gehirnen sicherlich nicht weniger verabscheuungswürdig, aber durch Filme wie "Saw" ist der Horror-Fan ganz andere Sachen gewohnt. Zumal die Heftromane bereits vor dreißig Jahren durch den Jugendschutz geprüft wurden. In diesem Kontext wirkt das Verbot, diesen Roman im "Dämonen-Land" von Bastei nachzudrucken, eher antiquiert. Auch Europa ließ diese Geschichte außen vor, als das Tonstudio sich dazu entschloss, diese fantasievolle Serie als Hörspiele auf den Markt zu bringen. Umso erfreulicher ist der Umstand, dass der BLITZ-Verlag nun die komplette Serie dem Fan zugänglich macht, und das in einer ansprechenden Form und Aufmachung.
Doch beim Lesen dieses sprachlich sehr einfach gehaltenen Textes fällt einem nicht die Brutalität auf, sondern die fantasievolle Schreibe, die einen sofort in ihren Bann zieht. Trotz der extremen Schwarz-Weiß-Malerei macht es Spaß, den Roman zu lesen, wenn man bereit ist, sich auf die Thematik einzulassen.
Die Handlung gliedert sich praktisch in zwei Abschnitte und ist für einen Heftroman erstaunlich umfangreich. Der erste Teil beschäftigt sich im Prinzip mit der Vorstellung der Hauptakteure, dem tödlichen Unfall und Björns erstem Kontakt mit Al Nafuur. In der anderen Hälfte der Geschichte begibt sich der wiederbelebte Björn Hellmark nach Tokio, um seinem unheimlichen Gegner das Handwerk zu legen. Dass hierbei der Zufall ein ums andere Mal stark strapaziert wird, stört dabei nicht sonderlich und besonders das Ende ist hervorzuheben, in welchem dem Leser mit einer klassischen Gruselszene das Fürchten gelehrt wird. Bemerkenswert ist darüber hinaus Shockers Allgemeinbildung und sein Einfallsreichtum. Bekannte Fakten und wahre Begebenheiten, beispielsweise über das Phänomen der Exteriorsation oder lebendig Begrabene, lockern den Text auf und verleihen ihm einen Hauch von Authentizität.
Fazit: Geradliniger, einfach gestrickter aber durchaus origineller Einstiegsroman in eine der faszinierendsten Heftromanserien Deutschlands.
Der Fluch der Druidin
Björn Hellmark erhält von seinem geistigen Führer Al Nafuur den Auftrag, mit seiner Yacht vor der Westküste Irlands vor Anker zu gehen. Dort hat das Forschungsschiff Delphin die Nordspitze Xantilons entdeckt. Doch dieser Landstrich gehörte damals den Schwarzen Priestern und so müssen einige Besatzungsmitglieder einen Tauchversuch mit dem Leben bezahlen. Doch das hält Björn Hellmark nicht davon ab, selbst mit einem Einmanntauchboot in die finstere Tiefe hinabzusteigen.
Währenddessen wird auf der irischen Insel Inishkeere die Druidin Kiuna Macgullygosh durch eine Fügung des Schicksals zu unheiligem Leben wiedererweckt. Noch ahnt Björn Hellmark nicht, dass sein abenteuerlicher Weg bald den der blutgierigen Druidin kreuzen wird ...
Meinung:
In der zweiten Story gewinnt Björns Mission bereits mehr und mehr an Profil. Der zyklische Charakter und die Vielschichtigkeit, welche die Serie später erreichen soll, zeichnen sich in dieser Geschichte bereits deutlich ab. Tief unter dem Meeresspiegel entdeckt Björn Hellmark nicht nur die einstige Wirkungsstätte der Schwarzen Priester, sondern auch zwei wichtige Artefakte für seinen späteren Kampf gegen die Mächte der Finsternis: Das Buch der Gesetze und das Schwert des Toten Gottes. Die Handlung der Druidin Kiuna Macgullygosh liest sich zunächst, als ob sie überhaupt nicht zur Handlung gehöre. Obwohl der Roman mit einer atmosphärischen Episode aus der Vergangenheit beginnt, die maßgeblich für die Gruselstimmung verantwortlich ist, scheint die Story um den Fluch der Druidin mit Björns Mission nichts zu tun zu haben. Doch wieder einmal schafft es Dan Shocker, die Fäden am Ende gekonnt zusammenzuführen. So erhält er am Ende auch noch den Spiegel, welcher für ihn einmal äußerst wichtig werden soll. Damit sind bereits die wichtigsten Eckpfeiler für Hellmarks weitere Abenteuer errichtet worden.
Erstmals reist Björn auch in eine fremde und feindliche Dimension und gibt damit einen Vorgeschmack von dem, was in späteren Romanen bereits zum Alltag gehört. Hier merkt man deutlich, dass Dan Shocker es genießt, den doch recht engen Grenzen der Larry Brent-Romane zu entfliehen, die trotz aller Horror-Elemente eher bodenständig blieben. Die Dimensionsreisen lassen sich bei Shockers erster Serie an einer Hand abzählen und die Dämonengöttin Rha-Ta-N?My wurde ebenfalls später ausgemustert und bei MACABROS aufgenommen. Die Charaktere sind alle mehr oder weniger sympathisch, aber auf alle Fälle nicht unglaubwürdig.
Fazit: Mit diesem Roman landete Dan Shocker einen Volltreffer. Die ideale Mischung aus Horror und Fantasy.
Als Cover wurde das Titelbild des ersten MACABROS-Heftromans verwendet. Nostalgie pur, von dem einstigen Larry-Brent- und MACABROS-Stammzeichner Lonati. Das Motiv passt allerdings nur bedingt zur Handlung und wirkt reichlich verspielt.
Die Innenillustrationen von Pat Hachfeld zeigen eines von Konakis Monstern und die Druidin beim Blutbiss. Die Bilder weisen einen starken Comiccharakter auf, passen aber durchaus zur Handlung, wenngleich Konakis Monster eine nur faustgroße Kugel auf den Schultern sitzen haben.
Fazit:
Die ersten beiden Heftromane der Serie als großer Pilotroman in einem Band. Hier werden die Weichen für 58 Bücher voller Fantasie und Kreativität gestellt. Die Geschichten aus dem vorliegenden Roman gehören noch eher in den Bereich "Horror" und führen den Leser behutsam an das Genre "Fantasy" heran. Björn Hellmark und Carminia Brado wirken zunächst noch recht stereotyp, aber dennoch so sympathisch, dass man den Werdegang dieser Figuren gerne weiterverfolgt.