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Sieben Jahre ist Annas Familie nun schon auf der Flucht und angefangen hat alles im März 1933. Durch die Schweiz und Frankreich hat sie ihr Weg geführt und nun befinden sich ihre Familie seit 1935 in London. Doch der Krieg streckte nun auch dorthin seinen Finger aus. "Wo immer ihr auch hingeht, wir werden euch kriegen, denn wir werden die ganze Welt erobern", so verabschiedeten die deutschen Nazis noch zu Anfang die Flüchtlinge ...
Mittlerweile ist Anna fast 16 und hat nach der mittleren Reife die Schule verlassen, da ihr die Mädchenschule zu doof geworden ist. Gelernt hat sie dort sowieso fast nichts.
Ihr großer Bruder Max ist mehr und mehr Engländer geworden und hat es sogar geschafft, ein Stipendium für ein Jurastudium in Cambridge zu ergattern.
Allerdings ist das Leben hier ganz anders als in Frankreich, denn ihre Eltern fühlen sich hier einfach nicht heimisch. Ihr Vater spricht nur gebrochen Englisch, während sein Französisch perfekt ist und, was noch viel schlimmer ist, er findet keine Arbeit. Annas Mutter schafft es gerade so, mit einem Nachlassverwaltungsjob die Miete für sich und ihren Mann aufzubringen. Anna lebt derweil in einem amerikanischen Haushalt in London - kostenlos.
Aber Anna ist besessen davon zu arbeiten und dank der guten Noten schaffte sie es mit Hilfe eines Zuschusses durch die Flüchtlingshilfe, eine Handelsschule zu besuchen, um dort Stenographie zu erlernen. Einmal wird sie noch dankbar dafür sein.
Denn umso näher der Krieg kommt, umso mehr Menschen verlassen London - so auch die Bartholemews, die amerikanische Familie, bei der Anna lebt. Sie wollen zurück nach Amerika gehen und Anna musste in das Hotel zu ihren Eltern zurück ziehen.
Zu allem Ärger werden nun auch Ausländer in allen größeren Küstenstädten interniert, so auch Max und das zwei Wochen vor seinem Examen.
Der Krieg kommt immer näher, kein Geld und eine ungewisse Zukunft oder gibt es vielleicht etwas, worin Anna noch Zuflucht finden könnte? Vielleicht ihr Talent zur Malerei?
"Warten bis der Frieden kommt" ist der zweite Teil einer Jugendbuchreihe von Judith Kerr über die Familie von Anna, geflüchtet vor dem Naziregime, denn sie sind Juden. Dieses Buch nimmt sich Annas Zeit in England an. Es behandelt die Problematik der vielen Flüchtlinge aus allen europäischen Ländern, die die letzten Flecken suchen, in die Hitler noch nicht Einzug gehalten hat und selbst dort sie werden zu Unrecht verurteilt und müssen damit rechnen, eingesperrt zu werden um zu verhindern, das jemand Hitler helfen könnte.
Nicht genug Geld zum Leben, aber zu viel, um zu sterben- das ist der harte Alltag mit dem sie kämpfen müssen, heimatlos.
"Warten bis der Frieden kommt" steht in nichts ihrem ersten Buch "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" nach. Spannend und einfühlsam bringt Judith Kerr eine Welt herüber, in der man nicht wusste, ob man den nächsten Tag noch erlebt. Wie musste dies wohl für ein Kind oder eine Heranwachsende sein?
Durch ihre Hauptperson Anna, mit der sie und der Krieg sich entwickeln, bekommt man einen Einblick in das Leben, das Leben so vieler Flüchtlinge, von denen es Tausende gegeben haben muss.
Auch wenn es ein Jugendbuch ist, fesselt diese Reihe auch die älteren Generationen, denn mit so viel Herz und Einfühlungsvermögen hat Judith ihre eigene Kindheit in diesem Werk nachempfunden.
Durch die Perspektive der älter werdenden Anna gibt sie den jungen Lesern den Eindruck, direkt dabei und mit Anna betroffen zu sein, ganz so, als ob ihre beste Freundin ihnen gerade über ihr Leben erzählt.
So entsteht ein fesselndes Werk über eine Zeit, die noch heute aktuell ist, auch noch 60 Jahre nach dem Ende dieser Tragödie.
Wer seinem Kind diese Zeit nahe bringen möchte, sollte nicht darauf verzichten, seinen Kinder diese Bücher zur Hand zu geben, denn für sie ist das doch alles schon so weit weg und kann ihnen so vielleicht wieder näher gebracht werden.