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 Die Chroniken von Blarnia

Die ultimative Parodie

Autoren: Michael Gerber
Übersetzer: Tina Hohl
Verlag: Goldmann Verlag

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


"Die Chroniken von Blarnia" wird als Parodie auf C.S. LewisÂ’ berühmtes Werk "Die Chroniken von Narnia" beschrieben. Michael Gerber zog aus, um LewisÂ’ Geschichte durch den Kakao zu ziehen, und das hat er auch in jeder Hinsicht getan.

Aufgrund von Geldnot, mangelndem Interesse an ihren Kindern und anderen Gründen vermietet das Perversie-Ehepaar seine vier Kinder an den verrückten Professor Berke, der an ihnen medizinische Experimente durchführen will - Tierschützer konnten Tierexperimente endlich abschaffen und außerdem entfällt das lästige Überführen der Ergebnisse auf den menschlichen Organismus. Zudem können sich Eltern ihrer Blagen erledigen. Eine richtige Win-Win-Situation für beide Seiten also.
Die Perversie-Kinder sind allerdings anderer Meinung. Pete, ein vor Testosteron strotzender Kraftprotz, der gerne Gewalt anwendet, ob es ihm nun hilft oder nicht; Sue, eine verklemmte Zicke, die sehr auf Ordentlichkeit bedacht ist; Ed, der Intelligenzbolzen der Familie, der sich seinen minderbemittelten Geschwistern überlegen fühlt; und Loo, die von Todessehnsucht getrieben keine Möglichkeit auslässt, sich umzubringen, und dabei jedoch immer wieder scheitert. Dieses seltsame Quartett flüchtet und findet sich plötzlich in Blarnia wieder, wo sie die Feiste Hexe besiegen und endlich wieder Gerechtigkeit herstellen sollen.

"Die Chroniken von Blarnia" erfüllt den Anspruch einer Parodie nicht. Obwohl sich der Beginn gut anlässt, gehen dem Autor schon bald die Witze aus. Das in Parodien sehr gerne verwendete Stilmittel, dass der Autor in das Werk eingreift, um die Handlung voranzutreiben, Plotlücken abzudecken und ähnliches, wird von Gerber so oft benutzt, dass der Roman als ein Episodenstück anmutet - immer wenn eine gewisse Lage vollständig ausgenutzt wurde, schreitet der Autor ein und geht zur nächsten Situation über. Dadurch wird dieses Stilmittel jedoch so sehr abgenutzt, dass man zum Ende hin nur noch darauf wartet, damit endlich die Geschichte weitergeht.
Auch die übertrieben gezeichneten Figuren verlieren nach einigen Kapiteln ihre Anziehungskraft - diese "Hauptfiguren" tragen kaum zum Fortgang der Geschichte bei, was äußerst schade ist, denn alle Figuren tragen ein hohes Potenzial mit sich, das der Autor jedoch bei weitem nicht ausschöpft.
Somit ist "Die Chroniken von Blarnia" nur ein Versuch einer Parodie, die sich selbst durch ein Übermaß an übertriebenen Situationen, unfähigen Figuren und misslungener Plotführung torpediert. Schade, denn viele Einfälle des Autors sind durchaus witzig und hätten dem Roman gut getan, wenn sie mehr verwendet worden wären. So wird zum Beispiel aus dem mächtigen Löwen Aslan der asthmakranke Hauskater Asthma, der sich gegen seine vielen Jünger, besonders gegen die zwei rabiaten Wüstenrennmäuse, die sich als seine linke und rechte Hand aufspielen, nicht durchsetzen kann. Das hätte sich in der Geschichte gut verarbeiten lassen, allerdings belässt Gerber es dabei, diese Figur einzuführen, ohne ihre Eigenheiten im weiteren Verlauf der Ereignisse zu benutzen.

Fazit: ein Roman, der viele gute Ansätze erkennen lässt, der aber nicht das halten kann, was er verspricht.

Sabine Hunsicker



Taschenbuch | Erschienen: 01. Dezember 2005 | ISBN: 9783442462117 | Originaltitel: The Chronicles of Blarnia | Preis: 7,95 Euro | 254 Seiten | Sprache: Deutsch

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