Noch einmal - das letzte Mal - betreten die zwei wohl ausgebufftesten Helden der Fantasy die Bühne der Welt Nehwon, wo die Götter ihre hinterfotzigen Spiele mit den Menschen treiben, der Tod ein hinterlistiger und nachtragender Geselle ist und Ärger an jeder Ecke wartet. Die Rede ist natürlich von Fafhrd und dem Grauen Mausling, jenen zwei aberwitzigen Figuren aus der Feder des amerikanischen Schriftstellers Fritz Leiber, deren Abenteuer die Edition Phantasia nun mit diesem vierten Band ("Das Meerweib") fulminant beschließt.
Noch einmal führt der Weg der zwei ungleichen Helden in die Eislande zurück, wo der nunmehr einhändige Fafhrd einer geheimnisvollen Schönheit zum Meer folgt; noch einmal geraten Fafhrd und der Mausling mit den Mächten der Unterwelt, diversen sinistren Gottheiten - darunter Loki - und Assassinen aneinander; in einer Holzkiste entdeckt der frischgebackene Kapitän Grauer Mausling ein von seiner Mannschaft an Bord geschmuggeltes Mädchen, das sich jedoch schnell als etwas ganz anderes entpuppt; und ein letztes Mal werden die Säbel geschwungen, heulen die Bogensehnen, werden hübsche Frauen verführt, vernascht und verlassen.
Vor allem der turbulente Zwist mit den Göttern ("Der Fluch des Banalen und der Sterne") ist wieder einmal bester Lesestoff aus Leibers Feder. Gewürzt werden die einzelnen Geschichten durch exzellente Dialoge, hier und da einer Prise deftigen Sex und heiteren Liebeswirren; und auch wenn diese letzten Geschichten von Leiber etwas ruhiger und geordneter wirken als jene des vorausgehenden Bandes, ist "Das Meerweib" ein toller Abschluss dieser Gesamtausgabe geworden.

Dazu tragen wieder einmal die Neuübersetzung von Joachim Körber, ein paar abschließende Aufsätze (darunter einer von Gisbert Haefs und einer von Körber selbst) sowie eine umfassende Bibliographie im Anhang bei, die vor allem eines zeigen: die Edition Phantasia ist ihrem Anspruch, Leibers Werk als unverzichtbaren Teil des Fantasy-Kanons zu definieren, gerecht geworden. Die vorliegende Gesamtausgabe aller vier Bände überzeugt durch die Liebe zum Detail, den spürbaren Enthusiasmus des Herausgebers und die offenen Bekenntnisse großer Fantasyautoren (Neil Gaiman, Michael Moorcock, Raymond Feist) zu Leibers durchweg origineller Reihe. So wird sie wohl auf Jahre hinaus zum unverzichtbaren Bestandteil der Bücherregale eines jeden Fantasyfans werden, gleich neben der Tolkienausgabe, mit ihrem giftgrünen Broschureinband eine stetige Aufforderung, mal wieder "den Leiber" zur Hand zu nehmen und die eine oder andere Geschichte wiederzulesen.