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Grausam und barbarisch ist die Zeit, in der Aeldred, Sohn des Gademar und König der Anglcyn, sein Reich beherrscht. Durch den Bau einzelner Festungen versucht er, sein Land vor den jährlichen Raubzügen der Erlinger zu schützen, die stets im Sommer mit ihren Schiffen über das Meer kommen, plündernd in das Land einfallen und Tote und Hunger zurücklassen. Gleichzeitig ist er bestrebt, die Kultur und Religion zu einer neuen Blütezeit zu führen. Denn er weiß, dass sein Land in der Hand seines Sohnes Athelbert eines Tages gut behütet sein wird.
Das Reich der Cyngael steht auch unter dem Einfluss König Aeldreds, doch sind dieser und seine Kämpfer weit entfernt, weshalb dort viele Streitigkeiten zwischen den einzelnen Fürsten herrschen. Man stiehlt sich gegenseitig das Vieh, doch ansonsten bleiben die Konflikte unblutig. Vor Jahren wurde die Gegend von den Erlingern beständig überfallen, doch seit dem Triumph von Brynn ap Hywll über einen der Beutetrupps halten sie sich fern. Seither wird der Herr von Brynnfell auch "Erlingers Fluch" genannt.
Bei den Erlingern gilt man nichts, wenn man nicht kämpfend stirbt. Dennoch träumt so mancher von einem Stück Land, das er im Alter bebauen kann, und einer Familie, die seinen Namen weiterträgt. Für Thorkell Einarson ist dieser Traum gestorben, als er im Suff einen Mann erschlagen hat. Die Gemeinschaft hat ihn von der Insel verstoßen. Seine Frau Frigga und sein Sohn Bern blieben verachtet und verarmt zurück. Doch Bern flieht von seiner Heimatinsel und beschließt, sich ganz alleine eine neue Zukunft aufzubauen.
Drei Völker und drei unterschiedliche Handlungsstricke sind es, die in "Die Fürsten des Nordens" ineinander verwoben werden. Es ist eine kriegerische, grausame Zeit, die langsam zu Ende geht und einem aufgeklärteren Zeitalter weichen muss. Doch eine alte Schmach der Erlinger muss wieder gut gemacht werden, weshalb das Blut vieler Kämpfer den Boden des sonst so friedlichen Königreichs tränken wird. Aber auch die seltsamen Angehörigen der Feenwelt schmieden ihre Pläne, enthüllen ihre Existenz ausgewählten Menschen und entscheiden gemeinsam mit ihnen den Verlauf der Geschichte.
Wortgewaltig und stilsicher erschafft Guy Gavriel Kay ein gewaltiges und lebendiges Bild einer fernen Vergangenheit. Schnell erkennt der Leser, dass die Grundlagen der Geschichte die historischen Wikinger, Angelsachsen und Waliser abbilden. Dennoch gelingt es dem Autor, aus diesen geschichtlichen Vorlagen etwas komplett neues zu erschaffen, das den Leser gefangen nimmt. Nur am Rande kann man bei diesem Roman von Fantasy sprechen. Er beschwört eine düstere kriegerische Zeit herauf, die überzeugend und spannend ist. Historische Tatsachen verschmelzen mit dichterischer Freiheit zu bewegendem und grandiosem Lesestoff. Gerade die Darstellung der Ereignisse in unterschiedlichen Ausblicken in Zukunft und Vergangenheit und der Wechsel zwischen einzelnen Blickwinkeln schaffen den umfassenden Eindruck, den der Leser von der Geschichte erhält. Dennoch verliert die Geschichte nie an Schwung und der Leser nie an Überblick.
"Die Fürsten des Nordens" ist ein gewaltiger Roman, den man gelesen haben muss. Ein großes Werk, frei von Kitsch und Zierrat, eine Geschichte, die den Leser überzeugt, fesselt und bis zur letzten Seite in eine fremde Welt eintauchen lässt.