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Der Wolf galt in Deutschland lange Zeit als ausgestorben. Die scheuen Rudeltiere, die in vielen Märchen und Geschichten das Böse verkörpern, wurden Anfang des letzten Jahrhunderts ausgerottet; ihre Wiedereinführung in deutsche Wälder gestaltet sich als langwieriger und behutsamer Akt. Obwohl der Mensch für seine zeitweilige Ausrottung in Deutschland sorgte, ist man nach wie vor fasziniert von dem Wolf. Eine Möglichkeit, ihn zu bewundern - wenn auch nicht in freier Wildbahn -, bietet sich im saarländischen Merzig. Dort hat Werner Freund einen Wolfspark errichtet, in dem verschiedene Wolfsarten in weitläufigen Gehegen leben.
In dem Bildband "Wolfsfreund" widmen sich Hildegard Hoppe, eine Mitarbeiterin Freunds, und Fotograf Hartmann Jenal der faszinierenden und beeindruckenden Beziehung zwischen Werner Freund und seinen Wölfen, die trotz aller Nähe zum Menschen noch immer ihre wilde Natur beibehalten haben.
Der Bildband ist in vier große Blöcke aufgeteilt, die sich nach den Wolfsarten im Wolfspark richten. Zunächst werden die arktischen Wölfe vorgestellt, die mit ihrem weißen Fell einen wunderschönen Blickfang darstellen. Es folgen die seltenen und zurückgezogen lebenden indischen Wölfe. Europäische und sibirische Wölfe bilden den dritten Block; der Bildband schließt letztlich mit den nordamerikanischen Timberwölfen ab. Die wenigen Texte zu den meistens ganzseitigen Bildern behandeln jeweils die gezeigte Wolfsart, schweifen jedoch oft ab und berichten aus Freunds langjähriger Erfahrung mit den Tieren. Die Texte sind gespickt mit vielen Erlebnissen und Anekdoten; der Leser erfährt durch Text und Bildunterschriften die Namen der Wölfe und wie sie den Weg zu Freund fanden beziehungsweise wie sein Verhältnis zu ihnen ist. Den meisten Raum nehmen aber, wie es sein soll, die Fotografien in Anspruch. Beinahe keine Seite des Buches kommt ohne Wolfsbild aus.
Und diese Bilder können sich sehen lassen: Sämtliche Fotos weisen eine exzellente Bildqualität auf. Tages- wie Nachtaufnahmen zeigen sich gleichwertig gelungen, scharf und übersichtlich. Es ist ein aufregendes Abenteuer für den Leser, sich so hautnah dabei zu fühlen, wenn Werner Freund die Welpen liebevoll mit der Flasche füttert, die erwachsenen Tiere mit lebenden Hühnern lockt oder sich mitten unter den Wölfen befindet, wenn diese einen Machtkampf austragen. Umso persönlicher werden diese Bilder, indem die jeweiligen Texte und Bildunterschriften den abgebildeten Tieren Persönlichkeit und Charakter verleihen. Durch die Einteilung nach Wolfsarten kann der Leser auch ohne Vorwissen die Wölfe nach Aussehen und Körperbau recht gut voneinander zu unterscheiden lernen.
Das einzige Manko dieses wunderschönen Bildbandes über Wölfe sind die Texte, die in der Ich-Form geschrieben sind, die aber nicht immer aus Sicht Hildegard Hoppes, sondern immer wieder mal auch aus Werner Freunds Sicht geschildert werden. Das verwirrt den Leser, der sich stets aufs Neue fragen muss, wer zu ihm spricht. Ein paar weiterführende Informationen zu den Wolfsarten, ob im Text oder in einem Glossar, hätten den Bildband noch abgerundet.
"Wolfsfreund" bietet tolle Bilder in einwandfreier Qualität und edler Verpackung, die dem Leser und Betrachter die faszinierende Welt der Wölfe näher bringen. Spannend, aufregend, beeindruckend - bei diesen Fotos kann man sich nur fragen, wie ein solch wunderbares Tier jemals so gnadenlos gejagt werden konnte.