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Wie oft hat man sich nach der Lektüre eines besonders einfallsreichen Romanes der fantastischen Literatur schon gesagt, dass jetzt wohl endgültig alle Ideen dieses Genres erschöpft sein müssten? Wie oft hat man sich gedacht, dass nun alle erdenklichen Arten von Helden und Anti-Helden die literarische Bühne betreten haben müssten? Und doch - immer wieder gelingt es zu einem solchen Zeitpunkt einem Autor, für eine turbulente Überraschung zu sorgen. Und im Jahr 2007 heißt dieser Autor Derek Landy, der dem Leser in seinem gleichnamigen Debüt den untoten Detektiv Skulduggery Pleasant vorstellt.
Der Tod von Stephanies Onkel Gordon kommt für alle seine Angehörigen unerwartet und überraschend. Doch noch größer ist die Überraschung, als Gordons Anwalt dessen Testament verliest und verkündet, dass es Stephanie ist, der er sein gesamtes Anwesen hinterlässt. Dabei war sich Stephanie gar nicht bewusst, dass sie die Lieblingsnichte ihres Onkels gewesen ist - allerdings, wenn sie genauer darüber nachdenkt, sind ihre Cousinen, die Zwillinge Carol und Crystal, nicht unbedingt die angenehmsten Personen, ebenso wie deren Eltern. Doch schon in der ersten Nacht, die Stephanies Eltern sie in Gordons Anwesen allein lassen, findet sich das zwölfjährige Mädchen in einer lebensbedrohlichen Situation wieder, als ein Fremder in das Haus einzudringen und ihr irgendeinen Schlüssel zu entwenden versucht. Wie aus dem Nichts taucht ein unheimlich dünner Mann im Anzug auf und eilt Stephanie zu Hilfe. Das Mädchen ist diesem Mann, der sich Skulduggery Pleasant nennt, bereits zwei Mal begegnet - einmal auf der Beerdigung ihres Onkels und einmal bei der Verlesung seines Testaments. Beide Male war Skulduggery Pleasant von Kopf bis Fuß vermummt gewesen, den Kragen des Mantels hochgeschlagen, einen Schal vor das Gesicht gewickelt und einen Schlapphut tief über die Augen gezogen. Doch beim Kampf mit dem Fremden enthüllt Skulduggery seine wahre Identität: Stephanie staunt nicht schlecht, als hinter dem Schal ein Totenschädel zum Vorschein kommt und die mysteriöse Gestalt dem Eindringling Feuerbälle entgegenwirft!
Von diesem Moment an lernt Stephanie eine ihr fremde Welt kennen, die parallel zu der ihren existiert. Sie erfährt, dass ihr Onkel - der im Übrigen Autor von Horrorgeschichten gewesen ist - Kontakt zu Kreisen hatte, die ihn zu seinen Büchern inspiriert haben. Skulduggery erzählt ihr, dass er einer der Freunde ihres Onkels gewesen und nicht nur ein Zauberer, sondern auch ein Detektiv sei. Und natürlich ein Skelett, und das schon seit etlichen Jahren. Nun beginnt für Stephanie ein haarsträubendes Abenteuer, bei dem sie schwarzen Magiern, Vampiren und allerlei anderen dunklen Kreaturen begegnet. Denn Nefarian Serpine, die Verkörperung des Bösen, hat einen teuflischen Plan ausgeheckt, um die Macht an sich zu reißen ...
Derek Landy, Drehbuchautor der Zombie-Filme "Dead Bodies" und "Boy Eats Girl", legt mit dem Roman "Skulduggery Pleasant" sein Debüt als Schriftsteller vor. Entgegen dem Titel ist es jedoch nicht der Detektiv selbst, der die Hauptrolle des Buches übernimmt, sondern die jugendliche Stephanie, die von einem Tag auf den anderen in eine magische, aber auch sehr gefährliche Welt katapultiert wird, in der sie nur an der Seite Skulduggerys überleben kann. Derek Landy schildert die Gefühle und Gedanken seiner Protagonistin gleichermaßen eindringlich wie überzeugend und gibt dem Leser die Möglichkeit, sich besonders mit dieser Figur zu identifizieren. Zwar kann man auch mit den anderen Charakteren mitfiebern - allen voran natürlich mit Skulduggery Pleasant selbst, aber auch mit dem bulligen Schneider Ghastly Bespoke oder der wendigen Kämpferin Tanith Low -, doch entsteht hier keine wirkliche emotionale Bindung zwischen dem Leser und den Figuren, zumindest bei den beiden letztgenannten. Doch muss man Derek Landy zugestehen, dass sowohl Ghastly als auch Tanith zwei Charaktere sind, die in "Skulduggery Pleasant" trotz ihrer Rolle als Begleiter und Beschützer Stephanies nur Nebenrollen einnehmen und viel zu selten zum Einsatz kommen - es bleibt zu hoffen, dass der Autor diese Figuren in der Fortsetzung weiter ausbaut und ihnen mehr Hintergrund und Tiefe verleiht. Das Potenzial dazu haben Ghastly und Tanith auf jeden Fall. Der titelgebende Skulduggery hingegen wirkt zwar zu Beginn noch sehr distanziert, wird im Verlauf der Handlung jedoch zu einem sympathischen und liebenswerten Charakter, der vor allem durch seinen Wortwitz und seine Ironie zu bestechen weiß.
Die vorliegende Geschichte beginnt überaus vielversprechend und glänzt mit Spannung, Humor und neuen Einfällen, doch bei Beenden der Lektüre hat man als Leser das Gefühl, als hätte "Skulduggery Pleasant" etwas gefehlt - ein Gefühl, dass vermutlich daher rührt, dass sich Derek Landy im letzten Drittel seiner Erzählung allzu sehr in klischeehaften und standardisierten Situationen und Begebenheiten verliert, wie man sie schon viel zu oft gelesen oder gesehen hat.
Fazit:
"Skulduggery Pleasant" ist der vielversprechende Auftakt zu einer neuen fantastischen Jugendbuchreihe, der mit überraschenden Wendungen und sowohl spritzigen als auch unterhaltsamen Dialogen zu gefallen weiß. Es bleibt jedoch zu hoffen, dass es Derek Landy gelingt, in den Folgebänden auf die klischeehaften Elemente zu verzichten, die vor allem den Schluss dieses Buches ein wenig trüben.
Hinweis:
Die deutsche Übersetzung zu "Skulduggery Pleasant" soll unter dem Titel "Skulduggery Pleasant. Der Gentleman mit der Feuerhand" im September 2007 im Loewe Verlag erscheinen. Zeitgleich dazu soll die gekürzte Hörbuchfassung des Romans auf den Markt gebracht werden, für die Hörcompany gelesen von Rainer Strecker.