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Irgendwann ist es einfach so weit: Anna Regeniter steht mit ihren Koffern in London und plant, sich hier ein neues Leben aufzubauen. Was nicht ganz so einfach ist. Zwar bekommt sie den Job als Deutschlehrerin an einer englischen Schule, aber eine Wohnung oder überhaupt eine halbwegs bezahlbare Unterkunft zu finden, wird schon schwerer.
Ungefähr so schwer, wie sich anfangs in den öffentlichen Verkehrsmitteln der britischen Hauptstadt zurecht zu finden oder erst mal englische Freunde kennen zu lernen.
Von all diesen und anderen Problem, die einem im Alltagsleben in London begegnen, erzählt Anna Regeniter in ihrem Buch "Ein Jahr in London". Herausgekommen ist eine Mischung irgendwo zwischen Roman und Reisebericht.
Die Autorin erzählt von Problemen im Job, den engen und überteuerten Behausungen, den Schwierigkeiten im täglichen Verkehrschaos von London - und immer wieder über die unterschiedlichen Menschen, die sie trifft. Darunter sind Berühmtheiten wie Jude Law, aber eben auch ihre Mitbewohner, die aus den unterschiedlichsten Ländern oder Teilen Englands kommen und schnell gute Freunde und Stützen in ihrem neuen Leben werden.
Menschen, die von England nur die alten Klischees vom schlechten Wetter und noch schlechterem Essen kennen, werden von diesem Buch sicher überrascht sein.
Hier wird ein modernes England dargestellt, das Deutschland nur über den Zweiten Weltkrieg oder den Fußball kennt und oft genug nicht in die altbekannte Schublade passen will.
Menschen, die England besser kennen, werden hier vieles wieder erkennen. Da sind Details, die man vielleicht selbst von seinen Reisen auf die Insel kennt, oder die man von Bekannten erfahren hat, die, wie Anna, selbst umgezogen sind.
Doch gerade Englandkenner werden das eine oder andere moderne Klischee in diesem Buch finden. Ab und zu wird so das Lesevergnügen etwas geschmälert.
Zudem scheint es der Erzählung etwas an Herz zu fehlen. Es ist weder ein ironischer Bericht über die Gräuel des britischen Alltags noch eine Liebeserklärung an die neue Heimat. Dieses Buch ist irgendwo dazwischen.
Vielleicht vermag es deswegen nicht so sehr zu fesseln. Man wird gut unterhalten, kann das Buch aber auch getrost schließen und auch eine Weile liegen lassen.
Positiv zu vermerken sind aber die Orte, die Anna Regeniter in ihrem Buch durch die Geschichte hinweg vorstellt. So wird der eine oder andere Londontourist sicher noch interessante Sightseeing-Attraktionen gefunden haben, auf die er alleine vielleicht nicht gestoßen wäre. Ebenso werden durch die Beschreibung der Bräuche dem Leser auch mal Urlaubszeiten abseits der bekannten Sommermonate und Feiertage wie Silvester vorgestellt.
Am Ende ist es nette Urlaubslektüre: ein nettes, kurzweiliges, aber nicht fesselndes Abtauchen in die Straßen von London, das einen Reiseführer gut ergänzen kann. Dabei ist es egal, ob man die im Buch beschriebenen Plätze vor Ort erkunden oder nur vom heimischen Sofa aus von ihnen träumen möchte.