Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Ein Buch über Frauen und Handarbeiten, genauer Frauen, die nähen, weben, sticken? Vertritt das nicht ein furchtbar altmodisches, konservatives Frauenbild?
Natürlich waren Handarbeiten auch immer eine Notwendigkeit, die beherrscht werden musste, um den Alltag zu meistern. Irgendwas musste immer genäht, geflickt oder gestopft werden. Es ist also kein Wunder, das diese Tätigkeit in unzähligen Bildern festgehalten wurde.
Dabei wurde das Bild der nähenden Frau zu einer Metapher für die Tugenden von Fügsamkeit und Bildung, die besonders im 19. Jahrhundert eine gute Ehefrau ausmachen sollten.
Auf der anderen Seite konnte Handarbeit auch ein Zeichen der Kreativität der Frauen sein. Etwa, wenn sie sich der Gobelinstickerei widmeten oder mit Seide arbeiteten. Ein früher Bereich, in dem Frauen ihre künstlerischen Talente ausleben konnten.
Heute dagegen wird oft der Verlust der Handarbeiten beklagt. Gail Carolyn Sirna sieht das allerdings anders. In ihrem Vorwort "Ein Lob der Handarbeit" zu ihrem Buch "Frauen, die nie den Faden verlieren" aus dem Elisabeth Sandmann Verlag erzählt sie von den Strickvereinen, die es überall auf der Welt gibt und für die sie auch als Lehrerin gearbeitet hat. Und sie erzählt, wie aus einem Vortrag zum Thema "Bildnisse in der Stickerei" eine Obsession entstand, die Grundlage einer riesigen Sammlung von nähenden, strickenden, stickenden Frauen in der Kunstgeschichte wurde, von der ein Teil in diesem Band versammelt ist.
Nach dem Vorwort folgt eine kulturgeschichtliche Überlegung zum Thema "Tugendhafte Spinnereien" von Thomas Blisniewski. Hier geht der Autor auf die alte Verknüpfung von Handarbeit und Tugend ein. Eine Verbindung, die auch auf dem Misstrauen der Männer den Frauen gegenüber herrührte. Vergessen wird aber nicht zu erwähnen, dass Handarbeit eben auch ein mühsamer Broterwerb war.
Nach diesen beiden kurzen Einführungen folgt der Hauptteil des Buches. Hier werden chronologisch die Bilder der Frauen und ihrer Handarbeiten gezeigt. Dabei ist für jedes Bild eine Doppeltseite reserviert. Eine Seite beherbergt das Bild, die andere den Text, der etwas über den Künstler und das entsprechende Werk erzählt.
So lässt sich der Wandel der Motive, von christlichen Themen zu Frauen, die sich mit Handarbeiten die Zeit vertreiben, nachvollziehen.
Die Bilder haben eine hervorragende Qualität, die es ermöglicht, die im Text beschriebenen Details zu suchen und zu erkennen. Die Texte sind informativ und vielseitig und um das Buch noch etwas abwechslungsreicher zu gestalten, sind die Textseiten in jeweils zum Gemälde passenden Farben gehalten, oft erkennt man hinter dem Text noch mal das beschriebene Bild. Ein netter Einfall, der dem Buch eine ganz eigene Atmosphäre verleiht.
Ob man nun etwas mit Handarbeit anfangen kann, oder nicht - aus welchen Gründen auch immer - dieses Buch ist ein interessanter Streifzug durch die Kunstgeschichte mit dem Fokus auf ein ganz bestimmtes Thema. Dabei finden sich hier so berühmte Maler, wie Renoir, Monet, Matisse, Vermeers, Dalà oder Waterhouse.
Herausgekommen ist am Ende ein interessantes, hübsches Buch, beim dem es sich lohnt, einen Blick zu riskieren.