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 Ente, Tod und Tulpe

Autoren: Wolf Erlbruch
Illustratoren: Wolf Erlbruch
Verlag: Kunstmann

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Irgendwie fühlt sich die Ente nicht ganz wohl. Sie kommt sich verfolgt vor. Und als sie sich umsieht, steht jemand neben ihr, der ganz seltsam aussieht. Gekleidet wie eine Entenmagd, mit hübschem blaukariertem Kleid, grinst ihr ein Totenschädel entgegen.
Zwar erschrickt die Ente heftig, doch möchte sie gerne wissen, warum der Tod ihr folgt. Sachlich und ehrlich antwortet ihr der Tod, dass er sie eigentlich schon ihr ganzes Leben begleitet, nur nicht von ihr bemerkt wurde.
Ente und Tod beginnen sich zu unterhalten, unternehmen ganz verschiedene Dinge miteinander und es sieht fast so aus, als würden sie Freunde werden können. Wäre da nicht das Ende, das der Ente zweifellos - wie jedem anderen - droht: der Tod.

Anfang 2007 erschien das neue Bilderbuch von Wolf Erlbruch. Bereits der Titel Ente, Tod und Tulpe ist Programm. Er nimmt sich der Frage an, was eine Ente bewegt, wenn sie den Tod bemerkt und Zeit hat, sich mit ihm zu unterhalten, ihn kennen zu lernen und vertraut mit ihm zu werden.
Dies gelingt Wolf Erlbruch mit sparsam gezeichneten, einfachen Bildern. Sie zeigen außer der Ente, dem in ein Kleid gewandeten Tod und sehr wenigen Details eigentlich nichts. Die Bilder sind fast verstörend schlicht, der Text ist es ebenso. Die wenigen, kurzen, abgehackten Halbsätze sind bewusst restringiert. Es entsteht ein unmittelbarer, sehr direkter Zusammenhang zwischen den Bildern und dem Text. Keine Beschreibungen, Attribute oder der vermehrte Einsatz von Adjektiven trübt diese Wirkung.
Der Leser wird konsequent auf den Kernpunkt der Geschichte gestoßen: dem Verhältnis des lebendigen Wesens mit dem Tod.

Doch das Geniale dieses Buches ist der multiple Zugang zu der Geschichte. Kinder ab fünf Jahren erleben ihn unmittelbar und direkt aus der Zeichnung heraus. Für sie ist der Kontakt zwischen Tod und Ente normal und endet zwangsläufig mit dem Tod der Ente. Sie verstehen die Beziehung des Lebendigen mit dem Tod als kausal und natürlich.
Ältere Kinder nehmen den Zusammenhang zwischen Bildern, Text und Aussage differenzierter war, kommen aber zu dem selben Schluss.
Jugendliche und Erwachsene hingegen  auch für sie ist dieses Buch geeignet und empfehlenswert  bemerken die zahllosen Zwischentöne, die durch winzige zeichnerische Hinweise, kleinste Satzwendungen und Anspielungen aus der schlichten Beziehung eine komplexe, vielschichtige Schicksalsgemeinschaft machen. Für sie steht zwischen den Zeilen eine ganze Menge an unausgesprochenen Ängsten und Bildern, die aus dem einfachen Buch ein spannendes Kunstwerk und eine tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Tod werden lassen.

Dieses Bilderbuch eignet sich für Kinder ab fünf Jahren ebenso wie für Erwachsene. Jede Altersgruppe wird einen eigenen Zugang zu der Geschichte finden und in ihr einen spezifischen Bedeutungshintergrund finden.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 1. März 2007 | ISBN: 9783888974618 | Preis: 14,90 Euro | 32 Seiten | Sprache: Deutsch

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