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 Lady Vengeance - Special Edition

Regisseure: Park Chan-wook
Schauspieler: Choi Min-sik, Lee Yeong-ae
Verlag: e-m-s

Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Dreizehn Jahre lang saß Lee Geum-ja zu Unrecht im Gefängnis. Dreizehn Jahre lang schmiedete sie in Ruhe ihren Racheplan und gab sich als engelsgleiche Wohltäterin aus, um das Vertrauen und die Unterstützung ihrer Mitinsassen zu gewinnen. Nun ist Geum-ja wieder frei und der Zeitpunkt ihrer Rache gekommen. Sie beginnt, all die Gefallen, die ihr die mittlerweile ebenfalls freigelassenen Freundinnen des Frauengefängnisses noch schulden, einzufordern und so ihren Plan umzusetzen, um es dem perversen Lehrer und Kindermörder Baek heimzuzahlen, der sie dreizehn Jahre zuvor mit dem Leben ihrer Tochter erpresste, einen Mord zuzugeben, den Geum-ja nicht begangen hatte.
Doch ihre Tochter ist noch immer am Leben und in der Fürsorge australischer Adoptiveltern - ein fremdes Wesen, das eine andere Sprache spricht und seinerseits Rachegedanken an die Mutter hegt, die sie einst verlassen hat. Unfähig, sich selbst zu vergeben, lebt Geum-ja nur noch für ihren Plan. Aus dem ehemaligen Engel der Strafanstalt ist ein Racheengel geworden.


Es ist schwierig, den Inhalt von Park Chan-wooks Abschluss seiner Trilogie über das Thema Rache, die bisher "Sympathy for Mr. Vengeance" und den großartigen "Oldboy" umfasste, wiederzugeben. Einerseits wird in "Lady Vengeance" weniger eine Handlung erzählt als die Hauptfigur der Geum-ja in unterschiedlichen Zuständen beschrieben. Andererseits ist die Story, die dabei übrig bleibt, größtenteils in kleine Häppchen fragmentiert und durcheinander gewürfelt worden, sodass man beim ersten Mal kaum eine Chance hat, einen Sinn in den wild zusammengesetzten Handlungsfetzen, die keine erkennbare Chronologie besitzen, zu erkennen. Die erste Hälfte des Films besteht vor allem aus Rückblenden in das Gefängnis, in denen Geum-ja als Engelsfigur inklusive Heiligenschein gezeigt wird, wie sie als gute Samariterin den anderen Insassen hilft. Dem wird zwischendurch die freigelassene Geum-ja gegenübergestellt, die sich mit schwarzer Kleidung und rotem Lidschatten selbst zum Racheengel stilisiert, während sie ihre Freunde mit erkaltetem Blick um Gefallen bittet. Regisseur Chan-Wook portraitiert seine Heroine somit als kaltes, stures Rachevehikel, als verbitterte Person mit nur einem einzigen Lebensziel, wie bereits Dae-su Oh in "Oldboy". Natürlich wird auch Geum-ja mit einer Realität konfrontiert, die zu komplex ist, als dass sie durch ihre simplen Rachegelüste befriedigt werden könnte. Anstatt dass die Konfrontation mit ihrer Tochter Geum-jas Zorn noch weiter anfacht, sorgt es bei ihr für Resignation, denn sie sieht ihre eigenen Rachegefühle in diesem entfremdeten Wesen gespiegelt. Das Thema Rache wird also ganz und gar nicht in Form eines orgiastischen Blutbades der Marke "Kill Bill" inszeniert, sondern als melancholische Meditation darüber, was sie aus einem Menschen machen kann, der sie zu seinem einzigen Lebenszweck erkoren hat, sich nun mit einer komplexeren Realität konfrontiert sieht und letztendlich doch nur nach Erlösung strebt.

Ab der Hälfte des Films entwickelt sich die Handlung dann völlig linear in der Gegenwart und führt den Plan Geum-jas zu einem unerwarteten Finale, das das Thema noch mal von einer völlig anderen Seite beleuchtet und einen zwingt, die eigene Position zu den dortigen Geschehnisse ganz genau abzuwägen. Keine einfache Aufgabe.
Wo der Film bis dahin wie ein Popart-Gemälde daher kam - bunt, schnell geschnitten, voller optischer Tricks, fast schon schrill - driftet "Lady Vengeance" später immer mehr ins Monochromatische ab, wird letztendlich gar zum Schwarzweißfilm. Obwohl dies nur eine technische Spielerei zu sein scheint, ist Park Chan-wooks Regie dennoch schlicht brillant. Einstellungen fließen ineinander über, die Vergangenheit driftet in die Gegenwart, die in Traumsequenzen übergehen, Zeitlupen- und subtile Computereffekte sorgen für visuellen Hochgenuss. Beim ersten Mal versteht man das alles zwar noch nicht so richtig, aber es sieht schon mal toll aus. Vor allem Hauptdarstellerin Lee Yeong-ae ist absolut hinreißend und schafft es sogar, ihren Gegenpart Choi Min-sik, der als Bösewicht Herr Baek zugegeben nur eine kurze Rolle hat, an die Wand zu spielen.
Und dennoch hinterlässt "Lady Vengeance" einen recht unbefriedigt. Vor allem die erste Hälfte des Films wirkt im Nachhinein mit all ihren verwirrenden Spielereien bemerkenswert überflüssig - Geum-jas Treffen mit den anderen Insassen innerhalb und außerhalb des Gefängnisses scheinen keine größere Funktion für den Kern des Films zu haben, der sich zwischen Geum-ja, ihrer Tochter und Herrn Baek abspielt. So besitzt der Film gleichzeitig große Tiefe und große Leere. Alleine die Regie und die umwerfende Lee Yeong-ae machen "Lady Vengeance" jedoch sehenswert.

Die visuellen Qualitäten des Films werden durch eine DVD mit hoher Bild- und Tonqualität unterstützt. Auf der zweiten DVD der Special Edition befindet sich Bonusmaterial mit Dauer von mehreren Stunden, darunter, neben dem obligatorischen Making Of, Features beispielsweise zu den Hauptfiguren, dem Make-Up, den Computereffekten oder der Premiere bei den Filmfestspielen in Venedig. Des Weiteren sind alternative Szenen, Trailer und Biografien enthalten. Insgesamt sehr informatives, gutes Bonusmaterial, das die Standards erfüllt.

Julius Kündiger



DVD | Disc-Anzahl: 2 | Erschienen: 01. Mai 2007 | FSK: 16 | Laufzeit: 110 Minuten | Originaltitel: Chinjeolhan geumjassi | Preis: 17 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Koreanisch

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