Populärwissenschaftliche Bücher über Astronomie und Astrophysik sind in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen, die meisten von ihnen für jedermann verständlich aufbereitet.
Wer nicht vom Fach ist, jedoch keine Scheu vor Physik hat und den Kosmos weniger von der "populären" als von der "wissenschaftlichen" Seite her betrachten möchte, kann sich mit Johannes V. Feitzingers Buch über den aktuellen Stand der astrophysikalischen und kosmologischen Forschung informieren. Als Einleitung dient ein kurzer geschichtlicher Abriss der Entdeckung der Galaxien, gefolgt von der Klassifikation der Galaxien. Auch die folgenden beiden Kapitel widmen sich systematischen Themen. In "Die Bausteine der Galaxien" geht es nicht nur um Sterne und interstellare Materie, sondern beispielsweise auch um die gegenseitige Beeinflussung der Komponenten, aus denen sich die Galaxien zusammensetzen, sowie um Wechselwirkungen zwischen Galaxien selbst. Das nächste Kapitel behandelt die verschiedenen Strukturen von Galaxien - Scheibengalaxien, elliptische Galaxien, Balkengalaxien und so weiter.
Der Kosmos selbst ist Thema zweier weiterer Kapitel: Wie wird die Expansion des Universums nachgewiesen, wie bestimmt man Entfernungen in kosmischem Maßstab? Wie sehen die den Galaxien übergeordneten kosmischen Strukturen aus, und wie verhalten sie sich?
Anschließend kehrt der Autor zum galaktischen Maßstab zurück und erläutert die verschiedenen Aktivitäten von Galaxien und deren Antriebskräfte. Auch vollzieht er die Entstehung und den Werdegang von Galaxien anhand des heutigen Kenntnisstands nach.
Das komplexe Abschlusskapitel gibt einen Überblick über die aktuelle wissenschaftliche Sicht des Kosmos in seiner Gesamtheit, vor allem über seine Entstehung, seine Entwicklung und sein voraussichtliches Ende. Besondere Bedeutung kommt bei der Betrachtung des Kosmos der so genannten Dunklen Materie und Dunklen Energie zu; der Autor verschafft dem Leser auch hierzu einen interessanten Einblick in den derzeitigen Forschungsstand.

Wie eingangs erwähnt: wenn Sie ein populärwissenschaftliches Buch über das Universum suchen, das keinerlei physikalisches Verständnis voraussetzt, sollten Sie sich an andere Veröffentlichungen halten. Daher orientiert sich die im Rahmen dieser Rezension vorgenommene Bewertung an den Bedürfnissen und Erwartungen der Zielgruppe. Johannes V. Feitzinger richtet sich zwar nicht an ein Fachpublikum, und es sind zur Lektüre auch keine Physikkenntnisse über jene einer "normalen" Gymnasiastenkarriere - oder entsprechendes angelesenes Hintergrundwissen - hinaus notwendig, wohl aber die Fähigkeit und Bereitschaft, sich auf komplexere physikalische Zusammenhänge einzulassen. Diese Zusammenhänge wiederum weiß der Autor interessant und trotz des hohen wissenschaftlichen Niveaus für die Zielgruppe verständlich zu erläutern. Die Faszination, die von Galaxien und den Tiefen des Universums ausgeht, wird durch die Lektüre geradezu greifbar, zumal der Autor nicht zögert einzuräumen, dass viele, auch bedeutende, Rätsel des Kosmos wie etwa jenes um die Dunkle Materie und Energie noch längst nicht gelöst sind.
Der eigentliche Kapiteltext ist überwiegend frei von Gleichungen, Ableitungen und komplexen Naturgesetzen; diese werden kontextnah in farbig unterlegten Infokästen formuliert und erklärt. Zur Veranschaulichung des Texts dienen zahlreiche informative, farbige Grafiken und Aufnahmen von hoher Qualität. Die sehr ansprechende Aufmachung und hochwertige Verarbeitung ist an Übersichtlichkeit und "didaktischem" Nutzen kaum zu übertreffen. Deshalb wirkt auch der nicht ganz geringe Preis gerechtfertigt.
Für Leser mit einem tiefer gehenden Interesse an Astronomie, Astrophysik und Kosmologie und insbesondere auch an der von den Wissenschaftlern vorgenommenen Kategorisierung und Systematik in diesen Bereichen bietet dieses Buch interessante, anspruchsvolle und optisch bestens aufbereitete Lektüre und zeigt auf, was die Forschung bereits alles weiß - und wo ihre Grenzen derzeit liegen.