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 Morgenstern

Der Weg durchs Schwarze Tor


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Tschantscha Falkentochter kann gar nichts dafür, dass sie halt ein Mädchen ist. Ihre Eltern hatten aber einen Sohn gewollt und da war die Enttäuschung groß. Von ihrer Familie kann Falkentochter also kaum auf Liebe und Entgegenkommen hoffen, einzig Mian, die älteste ihrer vier Schwestern, hält eisern zu ihr. Freunde hat Falkentochter derweil in anderen Familien der Stadt gefunden. Da ist Sonnenjunge, der Sohn des Vereinigers Orion, und dessen Frau Ariina. Diese Leute aus dem Sonnenvolk sind für Falkentochter zu Ersatzeltern und Lehrern geworden. Weiterhin sind da Eridian, ein Fürst des Sternenvolkes, der ihr das Kämpfen beibringt, und Amian und Tarkan, ebenfalls von diesem Volk.
Wie so oft nimmt die Politik auch im Dreivölkerreich Morgenstern keine Rücksicht auf kleine Mädchen. Am Tag der Wahl eines neuen Vereinigers kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen Orion und Eridian, der Falkentochter hilflos beiwohnen muss. Orion unterliegt und wird mit seiner Familie verbannt, Eridian wird neuer Vereiniger und die Vertreter des Sonnen- und Mondvolkes, die ihm nicht die Treue schwören wollen, verlassen ebenfalls die Stadt. Es sind harte Zeiten für Falkentochter. Die, die sie liebt, sind fort, und der, den sie bislang geliebt hat, soll ein unentschuldbares Verbrechen begangen haben.
Jahre später meldet sich Orion zurück: Er tötet Eridian. Dessen unbeherrschter Sohn Torian sinnt auf Rache, wird dummerweise auch noch zum neuen Vereiniger ernannt und rüstet zum Krieg. Falkentochter ist verzweifelt, mag diese Situation nicht einfach bei Verwandten aussitzen und entsinnt sich einer alten Geschichte: Neben Morgenstern gibt es auch das Land Abendstern, in dem die Götter leben. Verbunden sind die beiden Reiche durch das Schwarze Tor, das als nahezu unpassierbar gilt. Aber eine kleine Chance gibt es doch, und die muss sie nutzen. Also bricht sie auf zu einer gefahrvollen Reise ...

Huch, schon durch? Das ging schnell. Das Buch der jungen Schweizer Autorin Simone Eva Höhn liest sich recht angenehm. Der Erzählstil ist schlicht, ein wenig verträumt und durchweg sympathisch, und abgesehen von anfänglichen Schwierigkeiten, die Figuren den jeweiligen Völkern zuzuordnen, ist die Geschichte verständlich und nachvollziehbar erzählt. Einfühlsam bringt sie dem Leser die Gefühlswelt ihrer Hauptfigur nahe, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird - mit drei Ausnahmen, aber während noch nachvollziehbar ist, dass Tschantschas Geburt aus Mians Perspektive beschrieben ist, wirken die beiden kurzen Passagen um Sonnenjunge fehl am Platz, eben weil es nur zwei sind. Das wirkt inkonsequent und hätte vermieden oder aber ausgebaut werden können.
Aber das trübt das Lesevergnügen letztlich nicht. Die Geschichte ist ebenfalls nicht sonderlich komplex, muss sie aber auch nicht, solange sie gut erzählt ist. Sie hat etwas von Romeo und Julia, ist recht emotional, aber nicht rührselig, die Autorin schont ihre Hauptfigur nicht und der Leser leidet durchaus mit. Spannend ist das Ganze ebenfalls, besonders die Passage im Schwarzen Tor ist packend beschrieben und gehört zu den besten im ganzen Buch. Manches geht zu schnell, bei anderen Szenen ist es gut, dass sich die Autorin nicht allzu lange aufgehalten hat - der Lesefluss wird nie getrübt durch langatmige Passagen.
Zugleich liest es sich auch wie eine Parabel auf das Erwachsenwerden, die Emanzipation von den Eltern, den Wunsch nach Selbstbestimmung, die Suche nach dem Platz im Leben, das Aufgreifen und Loslassen von Vorbildern, und all das macht "Morgenstern" besonders als Jugendbuch interessant. Störend ist allerdings, dass man hier für ein broschiertes Taschenbuch mit 221 Seiten mit großem Zeilenabstand und ohne nennenswerte Aufmachung satte 16,50 Euro bezahlen muss, das mutet doch recht teuer an.

Eine schöne, leicht märchenhafte und einfühlsame Geschichte hat Simone Eva Höhn da geschrieben, mit einer Hauptfigur, die nicht stark ist, aber einen starken Willen hat und mit der sich Jugendliche identifizieren können. Ein gutes Lesevergnügen zwischendurch, kein literarischer Goldschatz, aber ein nettes kleines Fantasy-Kleinod.

Stefan Knopp



Taschenbuch | Erschienen: 1. Dezember 2006 | ISBN: 9783897745094 | Preis: 16,50 Euro | 221 Seiten | Sprache: Deutsch

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