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In der stürmischen Nacht, in der Rudy Tocks Sohn James zur Welt kommt, liegt gleichzeitig Rudys Vater Josef im Sterben. Während Rudy ruhelos zwischen dem Wartezimmer und dem Sterbezimmer des Vaters hin und her wandert, erwartet auch Konrad Beezo, ein verbitterter Zirkusclown, die Geburt seines ersten Kindes.
Bei seinen kurzen Aufenthalten im Wartezimmer wird Rudy schnell klar, dass Konrad Beezo sich ziemlich merkwürdig verhält, so dass Rudy lieber zum Sterbebett seines Vaters entflieht. Dort erlebt der sterbende Josef einen letzten lichten Moment und nennt seinem Sohn in einer Prophezeiung fünf Daten, die fünf schreckliche Tage im Leben des noch nicht geborenen James Tock bezeichnen. Rudys Vater stirbt in der gleichen Minute, in der James Tock zur Welt kommt - und der Clown Konrad Beezo in der Klink Amok läuft, nachdem seine Frau bei der Geburt ihres Sohnes gestorben ist. Wahllos erschießt Beezo Ärzte und Schwestern, verschont aber Rudy Tock, der genauso wie sein neugeborener Sohn und seine Frau mit dem Schrecken davon kommen. Sie ahnen nicht, dass Konrad Beezo und sein Sohn noch schreckliche Rollen im Leben von James Tock spielen werden und unmittelbar mit den prophezeiten fünf schicksalhaften Tagen zu tun haben ...
Mit seinem Roman "Trauma" schlägt Horrorautor Dean Koontz eher ungewohnte Wege ein - zwar hat die Geschichte viel von einem Psychothriller und Schauerroman, sie ist aber auch ungewöhnlich humorvoll. Das liegt an dem Protagonisten James Tock, der aus der Ich-Perspektive sein Leben erzählt, nachdem bereits vier der schicksalhaften Tage verstrichen sind. Der fünfte und letzte Tag aus der Prophezeiung seines Großvaters liegt noch vor ihm, und James hofft, mit dem Leben davon zu kommen. Wie James, der von allen stets nur Jimmy genannt wird - was sein Opa ebenfalls prophezeit hatte - besitzt auch seine Familie einen unerschütterlichen Humor, der fast nie versiegt. Koontz’ Schilderungen auch der dramatischsten Ereignisse sind gespickt mit ironischen, witzigen oder schwarzhumorigen Bemerkungen und Beobachtungen von Jimmy Tock. Teilweise ist dies tatsächlich witzig und gelungen, es geht aber manchmal schwer auf Kosten der Spannung. Vor allem der erste Unglückstag ist sehr langatmig beschrieben und nach einhundert Seiten gehen einem die ständigen witzigen Seitenhiebe eher auf den Geist, weil sie unglaubwürdig wirken. In Augenblicken höchster Dramatik, Verzweiflung und Todesangst bleibt Jimmy stets überaus ironisch - das liest sich zwar ganz gut und durchgängig locker-leicht, teilweise rutscht diese Erzählweise aber ins Lächerliche ab.
Koontz hat diesem Effekt am Anfang des Romans vorgegriffen, indem er Jimmy sich direkt an den Leser wenden lässt:
"Wir werden zusammen lachen, aber manchmal wird das Lachen weh tun."So fiebert man mit Jimmy mit und bleibt natürlich vor allem am Ball, weil man unbedingt wissen will, was an den fünf prophezeiten Tagen passiert. Die ersten beiden Tage verschlingen schon fast drei Viertel des Buches, danach geht es etwas kompakter und schneller zur Sache.
Manche von Dean Koontz’ Horrorromanen zeichnen sich durch eine fast zweifelhafte Brutalität aus, die teilweise ins geschmacklos Sadistische entgleist. "Trauma" ist ein ungewöhnlicher und gelungener Kontrast zu dieser Art Terrorgeschichten und bietet dennoch eine Bedrohung, die dem Leser Schauer über den Rücken jagen kann: psychopathische Clowns und schicksalhafte Prophezeiungen. Streckenweise funktioniert der unerschütterliche Humor der Hauptfigur Jimmy Tock nicht, und manchmal wird die Geschichte gar langatmig. Im Ganzen ist Jimmy mit seiner Vorliebe für Backwaren - und überhaupt alles Essbare -, seiner Tollpatschigkeit und seiner Durchschnittlichkeit aber eine sehr liebenswerte Romanfigur. Auch wenn die Geschichte eine Variation von Koontz’ Standard-Thema "Das Böse bricht über Unschuldige herein, die sich dann zur Wehr setzen müssen" ist, weiß sie zu gefallen. So ist "Trauma" insgesamt lesenswert, sprachlich amüsant und fesselnd und dabei irgendwie anders, als man erwartet. Wie fast immer nervt allerdings die Übersetzung des Originaltitels "Life Expectancy"; der deutsche Titel "Trauma" passt einfach nicht so gut und wirkt beliebig.