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Das alte Ägypten und seine Kultur kann schon für Grundschulkinder interessant sein, wenn man das Thema kindgerecht darstellt: mit einem sympathischen kleinen Helden, der sich als Identifikationsfigur eignet, und natürlich spannenden Geschichten.
Aaron lebt mit seiner Familie in einem Bauerndorf am Nil. Immer, wenn der Nil die Felder überschwemmt, muss sein Vater wie alle Bauern an der Pyramidenbaustelle eine Art Fronarbeit leisten. Wie gern würde Aaron mitkommen und so eine Pyramide sehen!
Aber erst einmal muss der Nil über die Ufer treten. Da Katzen in Ägypten als göttliche Wesen verehrt werden - die Leser erfahren auch, warum -, bittet Aaron seine eigene Katze, das große Ereignis zu veranlassen. Und tatsächlich, ob es nun an der Katze liegt oder nicht, der Nil flutet die Äcker. Bei der großen Prozession und der Opferung von Gaben an die Götter benimmt sich Aarons Katze ganz und gar nicht göttlich und sorgt für viel Gelächter, aber, wie Aaron richtig feststellt, wer kann einer Katze schon irgendetwas verübeln?
Und dann nimmt Aarons Vater seinen Sohn tatsächlich mit zu der gewaltigen Baustelle. Aaron ist sehr aufgeregt, fast hätte er zugelassen, dass ein gemeiner Dieb das mitgenommene Ferkel stiehlt!
Von dem begonnenen Pyramidenbau ist Aaron gar nicht begeistert, denn es scheint, als ob die Pyramide niemals fertig würde. Aber die Baustelle erweist sich als interessanter Ort mit Tausenden von Menschen, die dort alle arbeiten. In der Mittagspause macht Aaron eine Entdeckungstour auf der Pyramide und kann dabei mehr oder weniger zufällig dem obersten Baumeister behilflich sein. Später lernt er auch das künftige Grab des Pharao kennen und erfährt einiges über die Bestattung der Pharaonen. Aaron möchte gar nicht mehr nach Hause zurück. Kurz bevor er und sein Vater abreisen müssen, holen plötzlich Soldaten die beiden ab und bringen sie zum obersten Baumeister. Der will aus gutem Grund den aufgeweckten Aaron bei sich behalten - und seine Familie gleich mit. Katzen haben anscheinend doch göttliche Fähigkeiten …
Die sechs Geschichten des Buchs folgen auch inhaltlich unmittelbar aufeinander, sind aber in sich abgeschlossen, weshalb sich weniger passionierte Leser einer nach der anderen widmen können. Die Handlung ist jedoch so spannend aufgebaut, dass sie durchaus zum Lesen mehrerer Geschichten nacheinander anspornt.
Aaron erweist sich als schlauer und selbstbewusster Junge, der sich für die Sitten seines Landes interessiert und recht gut mit der altägyptischen Götterwelt und vielen Gebräuchen auskennt. Daher lernen die Leser ganz nebenbei einiges über die kulturellen Gepflogenheiten Ägyptens zur Pharaonenzeit, beispielsweise über die Mumifizierung und aufwändige Bestattung der Könige, über die Bedeutung des jährlichen Nilhochwassers und über die kulthafte Verehrung der Katzen, deren Ursprünge angesichts eines von Getreidevorräten abhängigen Landes auf der Hand liegen. Nicht nur spannend, sondern auch voller Humor schildert der Autor die Abenteuer des Jungen.
Die Lesestufe 4 der "Lesebiene"-Reihe erfordert naturgemäß die Fähigkeit, flüssig und schon etwas ausdauernd zu lesen. Auch die Schrift (übrigens serifenlos, so, wie Kinder sie in der ersten Klasse im Druckschriftlehrgang lernen) ist nicht mehr ganz so groß wie bei den vorhergehenden Lesestufen, aber immer noch komfortabel. Das Buch enthält viele Illustrationen, jedoch gibt es hier und da auch Doppelseiten ohne Bild. Ans Ende jedes Kapitels schließen sich zwei "Leserätsel"-Fragen an, die auf Kinder eher wie ein anspornendes Quiz als wie eine Abfrage wirken und so dazu animieren, Texte aufmerksam zu lesen und zu verstehen.
Das Buch hätte, was Inhalt, Erzählstil und Illustration betrifft, eigentlich eine Bewertung mit vier Sternen verdient, wenn da nicht zwei Fehler hineingeraten wären, einmal eine Wortverdoppelung und zum anderen zwei in der Reihenfolge vertauschte Wörter - das sieht man in einem Erstleserbuch natürlich nicht gern.
Da das Buch unterhaltsame und informative Lektüre bietet und zudem von der Aufmachung und vom Preis her wirklich überzeugt, ist es trotz der beiden kleinen "Stolperfallen" grundsätzlich zu empfehlen.