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 Kinderängste und Schüchternheit überwinden

Ein Praxisratgeber für Eltern


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Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis


Immer mehr Kinder ängstigen sich vor der Schule so sehr, dass es zu psychosomatischen Symptomen wie massiven Bauch- und Kopfschmerzen sowie Kreislaufproblemen kommt. Teenager bringen beim Referat kein Wort heraus, und Grundschulkinder scheuen sich bereits davor, Mitschüler oder gar die Lehrerin anzusprechen. Dieses Phänomen nennt man Sozialangst.
Das vorliegende Buch befasst sich mit verschiedenen Sozialängsten und bietet zahlreiche der Praxis entnommene Strategien zur Bewältigung dieser Probleme.
Im einleitenden Kapitel lernen die Leser, zwischen "normaler Schüchternheit" und Sozialangst zu unterscheiden, das darauf folgende Kapitel zeigt die Ursachen für Sozialängste auf, sofern wir sie heute bereits kennen. Das dritte Kapitel, unmittelbar an die Eltern gerichtet, erläutert bausteinartig ein System, wie solche Sozialängste nach und nach überwunden oder zumindest eingeschränkt werden können. Anschließend geht es um die unmittelbare Arbeit mit dem Kind zusammen, das natürlich unbedingt einbezogen werden muss. Entspannungsübungen für Kinder sind daher ein besonders wichtiges Thema in diesem Buch.
Weitere Kapitel stellen die Konfrontationstherapie vor, mittels derer das Kind Schritt für Schritt lernt, sich seiner spezifischen Angst zu stellen und zu beobachten, dass sie sich aushalten und vielleicht sogar überwinden lässt, sowie eine Anleitung, wie soziale Fähigkeiten, zum Beispiel das für Kinder so wichtige Freundschaftenschließen, erlernt werden können - auch hier sind die Eltern in unterstützender Funktion gefragt.
Spezielle Ängste wie der noch nicht lange als spezielles Problem erkannte selektive Mutismus (wenn Kinder sich zu Hause ganz normal verhalten, jedoch außerstande sind, beispielsweise mit der Lehrerin oder mit Fremden zu sprechen) und die bereits erwähnte Schulangst werden ebenfalls gesondert thematisiert. Auch Störungen wie ADS/ADHS, die häufig mit Sozialangst einhergehen, sind Gegenstand eines eigenen Kapitels. Im Anhang finden sich Tipps zu Therapien.

Für Eltern, deren Kinder die genannten Symptome aufweisen, erweist sich dieses Buch als sehr hilfreich. Diverse Checklisten ermöglichen ihnen, ihr Kind zu beobachten und anhand der Vorgaben realistisch einzuschätzen. Mancher Leser mag sein Kind in einem der zahlreichen Fallbeispiele wieder erkennen, die sehr deutlich aufzeigen, wie wichtig Therapie für Kinder mit Sozialangst ist. Bemerkenswert objektiv diskutieren die Autoren auch die Frage, ob Medikamente in manchen Fällen sinnvoll sind, oder ob man sie grundsätzlich meiden sollte.
Die ausgesprochen praxisorientierten Anleitungen zum Abbau der Ängste, vor allem aber zu deren gründlicher Betrachtung und Einschätzung durch das betroffene Kind, überzeugen ebenfalls. Für jüngere Kinder steht Jerry der Spürhund zur Verfügung, der erkundet, ob die Ängste begründet und ob die Folgen wirklich inakzeptabel sind, falls dem so ist. Älteren Kindern und Jugendlichen kann man die Fragen ohne Jerry präsentieren. Den Möglichkeiten der Kinder und Jugendlichen kommt zudem der Umstand entgegen, dass die Zielsetzungen sich vom Umfang her in Grenzen halten und vor allem durch ihre konkrete, an alltäglichen Situationen orientierte Formulierung überzeugen.
Realistisch sind auch die Hinweise darauf, dass derartige von Eltern ausgehende Bemühungen natürlich viel bewirken können, häufig jedoch keine Therapie ersetzen. Wer solche Therapien durchführt und mit welcher Zielsetzung, kann der Leser im Anhang erfahren.
Hat man jedoch ein Kind, das einfach überdurchschnittlich schüchtern, jedoch eindeutig nicht von Sozialängsten geplagt ist, so erweist sich der Ratgeber als mäßig hilfreich; der Titel wirkt angesichts der Tatsache, dass es eben nicht um alltägliche Kinderängste und Schüchternheit geht, nicht ganz angemessen. Die Ratschläge lassen sich natürlich auch für Kinder (und mit ihnen) umsetzen, die nicht krankhaft ängstlich sind, sondern lediglich in Einzelsituationen etwas gehemmt und allzu zurückhaltend, ohne dass es sie übermäßig belastet. Deren Eltern empfinden entweder weite Teile des Ratgebers als nutzlos oder interpretieren, aufgeschreckt durch die Fragen, eine Störung in ihr Kind hinein, die höchstwahrscheinlich gar nicht vorliegt.
Letztlich ist dieses Buch also sehr hilfreich für Eltern von Kindern, bei denen in der Tat eine ausgeprägte Sozialangst vorliegt, die ihr Leben signifikant beeinträchtigt. Auch Eltern von "normal schüchternen" Kindern können einigen Nutzen daraus ziehen, sollten aber darauf achten, sich bezüglich des Ausmaßes der kindlichen Scheu nicht verunsichern zu lassen.

Regina Károlyi



Taschenbuch | Erschienen: 01. April 2007 | ISBN: 9783407228925 | Originaltitel: Nurturing the Shy Child: Practical Help for Raising Confident and Socially Skilled Kids and Teens | Preis: 14,90 Euro | 240 Seiten | Sprache: Deutsch

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