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Der zweite Band der neuen Vampir-Serie schließt inhaltlich direkt an die Kurzgeschichte Wolfgang Hohlbeins aus Band 1 an.
Dilara soll wegen Mordes an den Tyburn Gallowes hängen, wird aber, schon im Sterben begriffen, von Antediluvian, dem mächtigsten Nosferati, zu einer Vampirin gemacht.
In der Schattenchronik findet sie ein Bild von sich, und als Dilara den Vampirfürsten danach fragt, erfährt sie, dass sie selbst auf dem Bild dargestellt wird. Demnach muss sie schon einmal wiedergeboren worden sein. Doch Antediluvian gibt sein Wissen nicht vollends preis und Dilara, die sich selbst weigert ihr Leben in den Reihen der Nosferati zu fristen, wird immer mehr zu einer Gefahr für den Ur-Vampir. Als Dilara eine Konferenz der Vampire belauscht, bei der Antediluvian zu verstehen gibt, dass er Dilara beseitigen wird, weiß die Vampirin, dass ihr ehemaliger Mentor zu ihrem schlimmsten Feind mutiert ist.
Den Leser erwartet mit diesem Buch keine traditionelle Vampir-Story. Auch Action wird kaum geboten, dafür aber eine atmosphärisch dicht erzählte Handlung. Die Heldin der neuen Serie gehört dabei nicht gerade zu den "Guten", wenn man sie aus Sicht der Menschen betrachtet, denn für Dilara sind selbige Nahrung und Lebenselixier, bestenfalls dafür geeignet, ein wenig Abwechslung in den bisweilen tristen Alltag einer Jahrhunderte alten Vampirin zu bringen. Diese arrogant-herabwürdigende Haltung "uns" gegenüber mag den Leser zunächst abschrecken - doch mal ehrlich: Wir verhalten uns den Tieren gegenüber ja auch nicht anders.
Auch die Story um Roderick Herrington, der mehr und mehr dem Zauber Dilaras erliegt und dabei herausfindet, dass ihn mit dem Volk der Nosferati mehr verbindet als ihm lieb ist, gefällt und bietet sehr interessante Ansätze. Dieser Part enthält die Horror-Elemente der Geschichte, welche ansonsten nur in Antediluvians Azteken-Ritualen enthalten sind.
Womit dieses Buch fast schon übersättigt ist, sind die träumerischen, romantischen Gedanken und Gefühle Dilaras gegenüber ihrem Geliebten Calvin. Für eine 400 Jahre alte Blutsaugerin verhält sie sich manchmal recht pubertär und die Frotzeleien zwischen den beiden Partnern wirken an einigen Stellen eher albern und unpassend. Das liegt möglicherweise daran, dass die Beziehung zwischen den Charakteren zu schnell und zu intensiv aufgebaut wird.
Das Ende kann man als solches nicht bezeichnen und kommt sehr abrupt. Man merkt, dass die Serie aufgebaut wird und einen starken zyklenhaften Charakter besitzt.
Man sollte das Buch also nicht unbedingt als Vampirgeschichte für zwischendurch betrachten, da würde man als Leser etwas in der Luft hängen gelassen. Im Verlauf der Serie wird sich aber sicherlich ein stimmiges Gesamtbild ergeben, welches seine ganz eigene Welt beinhaltet. "Kuss der Verdammnis" ist jedenfalls ein gelungener Einstiegsroman in die neue vielversprechende Dark-Fantasy-Reihe aus dem BLITZ-Verlag.