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Wenn es einen Erforscher des rheinischen Universums gibt, dann ist das der Immi aus Südtirol, der Wahlbonner Konrad Beikircher. "Die rheinische Neunte" ist somit das neunte Programm, das Beikircher zu seiner rheinischen Trilogie zählt. Auf zwei CDs erklärt Beikircher die rheinische Welt und beantwortet auch die Frage, ob der kleine Ludwig von Beethoven "Eier jekläut hät", also "Eier geklaut hat".
Egal ob rheinische Wallfahrt, Bonner Wochenmarkt oder die unauslöschliche Liebe der Rheinländer zu Bayern - die leider nicht erwidert wird. Egal ob Magggele - wohlgemerkt im Booklet mit drei "g" geschrieben -, oder Schmuggeln, jede Menge rheinische Themen werden bewegt. Dabei geht es eigentlich die ganze Zeit nur um Beethoven und die geklauten Eier, aber Beikircher kommt immer wieder vom Hölzchen aufs Stöckchen, erzählt vom Kurfürsten, der auf der Ü30-Party starb, erzählt auch noch über Bestattungsweisen im Mittelalter und die Organtrennung.
Speziell die Geschichte über das Schmuggeln im Rheinland, besonders in den Jahren direkt nach dem Zweiten Weltkrieg, ist wahrlich unglaublich. Hier kann man zum Beispiel auch lernen, dass in den Städten des Rheinlands bis zu neunzig Prozent des konsumierten Kaffees geschmuggelt war. In Belgien war der Kaffee billig, im Rheinland gab es ihn kaum und war teuer, und so musste die Not bekämpft werden. Und alle haben mitgemacht, teilweise ganze Dörfer waren Nacht für Nacht unterwegs.
Auch das Sittengemälde über den Bonner Wochenmarkt besonders in der großen Zeit, als Bonn noch Hauptstadt war, ist ein reiner Genuss. Jeder Stand auf dem Markt hat sein eigenes Original, und Beikircher macht sie alle nach, erklärt ihre Sprüche und lässt den Markt als Hörspiel wiedererstehen.
Wer Beikirchers Liebe zum Rheinland nicht versteht und teilt, der wird mit dieser Doppel-CD eventuell seine Schwierigkeiten haben. Beikircher erzählt mit so viel Liebe über den Rheinländer, dass man, gehört man einer anderen deutschen Volksgruppe an, vielleicht nicht ganz nachvollziehen kann, was es denn am Rheinland so besonderes gibt. Lebt man aber im rheinischen Universum, so kann man sich in dieses Programm reinlegen. Kaum einer kann so erzählen, mit so viel Spaß und Liebe, mit so viel Wortwitz und wunderbaren Details, mit so großer Beherrschung aller rheinischen und sonstigen deutschen Dialekte, wie Konrad Beikircher. Und deswegen kann man von dieser CD nicht mehr lassen, muss sie sich mehrfach anhören, weil es wirklich witzig ist, und eben nicht nur witzig, sondern auch tief und liebevoll. Lokalkolorit in schönster Form und unbedingte Kaufempfehlung für alle, sogar für Bayern - aber nur, wenn sie das Rheinland mögen.