Der "The World Travel Atlas" von Kunth besteht aus einem vierhundertsechzehn Seiten dicken Atlas, der die Welt in physischen Karten darstellt und einer DVD, die weitergehende Informationen enthält.

Zunächst fällt bei dem Kartenwerk die enorme Dicke auf. Doch mehr als ein Viertel dieses Paperback-Buches ist das sehr ausführliche Namensverzeichnis. Ansonsten bilden die Karten die gesamte Welt ab, Europa bis zu einem Maßstab von 1: 2 250 000 und außereuropäische Länder bis zu einem Maßstab von 1: 4 500 000. Dies bedeutet, dass ein Kartenzentimeter im günstigsten Fall zwanzig Kilometer, meist aber vierzig Kilometer abbildet. Mehr als eine grobe Übersicht ist also nicht zu erwarten. Für eine Reise ist hier allenfalls die Route festlegbar und die eine oder andere Sehenswürdigkeit in einer Entfernung von bis zu einhundert Kilometer abgebildet.
Die Legende informiert über zahlreiche Naturlandschaften und Sehenswürdigkeiten, die Dichte der Piktogramme ist jedoch gering und kaum nutzbar. Sie dient vielmehr einer ersten Übersicht.

Der Sinn und Nutzen dieses Atlasses ist dem zu Folge gering und kaum jemand wird dieses dicke, schwere und durch den Paperback-Einband recht schnell angestoßene Buch mit in den Urlaub nehmen. Diesen Atlas als "World Travel Atlas" zu bezeichnen ist kaum sinnvoll - zumindest gilt dies für die gedruckte Variante.

Doch dem Atlas liegt eine DVD bei, die auf einem Windows-Computer ohne Probleme installiert werden kann.
Nach einem (nicht abschaltbaren) Intro, dass im "Windows Media Player" abläuft, öffnet sich die Programmseite.
Man sieht einen großen Kartenausschnitt und ein Menu am oberen Rand. Dies enthält die verzichtbaren Punkte "Datei", "Bearbeiten" und "Ansicht" - zumindest für die gelegentliche Nutzung des virtuellen Atlasses. Hat man Reiserouten und Kartenausschnitte gespeichert, kann man diese hier aufrufen.
Im Menupunkt "Karten" verbergen sich die gleichen Karten wie im gedruckten Atlas, nur kann man hier mit einem einfachen Mausklick heranzoomen. Wer allerdings einen anderen Maßstab erwartet wird enttäuscht - auch Satellitenbilder sind nicht hinterlegt.
Neben dem Punkt "Eigene Reisen", der mögliche individuelle Datensätze enthält, ist vor allem der Punkt "Piktrogramme" interessant, denn sämtliche andere Menu-Punkte sind entweder Legendenerläuterungen oder ein Register, das wiederum alle Kartennamen enthält.

Unter "Piktogramme" findet man nun sämtliche weltweit im Atlas abgedruckten oder am Bildschirm sichtbaren Sehenswürdigkeiten. Wählt man eine der Piktogramme an - man kann sie dankenswerter Weise auf ein beliebiges Land beschränken - werden etwa zehn bis zwanzig "Naturdenkmäler" aufgelistet. Nur sehr wenige Länder bieten mehr als diese, recht gering wirkende Anzahl. Klickt man diese Piktogramme an, erscheint der passende Kartenausschnitt, klickt man in diesem Ausschnitt auf das Piktogramm erhält man eine sehr knappe Information. Meist ist dies nur ein allgemeiner Satz. Unter diesem Satz findet man ein oder zwei Internet-Links, die eine Homepage des Naturdenkmals oder der Sehenswürdigkeit öffnet. Hier kann man dann in der betreffenden Seite eine weitere Recherche beginnen.

Der Nutzen des Atlasses ist gering, der der DVD noch geringer. Sucht man von zu Hause aus Informationen landet man spätestens nach einer Minute auf der Internet-Seite des Reiseziels und verlässt damit die DVD. Die Informationen, die auf der DVD selbst nutzbar sind, sind sehr gering und wenig aussagekräftig.
Bei aller Sorgfalt und Datenflut, die im Atlas und der DVD zu finden sind, erfordern sie einen Computer mit Internetanschluss - das ist im Urlaub kaum möglich oder praktikabel und zu Hause auch ohne den Atlas und seine Software leistbar. Leider ist "Google-Map", ein kostenloses Tool von "google" sehr viel potenter und aussagekräftiger, als die Informationen, die man aus diesem Atlas gewinnen kann.
Gehört man zu den Mitmenschen, die ohne Computer durchs Leben gehen, ist der Atlas nicht mehr als eine grobe Orientierungsmöglichkeit auf Länderebene und steht damit in direkter Konkurrenz zu günstigeren Landeskarten.