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Deutschland ist wieder geteilt! Wie ein eiserner Vorhang durchzieht der 10. Längengrad das Land und spaltet es in Ost und West. Nun, zumindest geografisch, denn im Politik- oder Geschichtsunterricht wird Günter Burkhardts "Deutschland - Finden Sie Minden?" wohl kaum zu didaktischen Zwecken eingesetzt werden. Außerdem ist der, das (natürlich wiedervereinte) Deutschland darstellende, Spielplan noch in weitere Areale und Sektoren aufgeteilt. Neben dem 10. Längengrad teilen 50. und 52. Breitengrad das Land noch in Norden, Mitte und Süden. Jeder der so entstehenden sechs Abschnitte ist weiterhin in mehrere rechteckige, nummerierte Sektoren aufgeteilt, die ihrerseits wiederum in je vier Bereiche unterteilt sind, die jeweils circa 50 x 75 Kilometer bundesdeutscher Fläche entsprechen. Ebenfalls auf dem Plan eingezeichnet sind einige der größten deutschen Städte, Höhenunterschiede, die Grenzen der Bundesländer und wichtige Gewässer. Das muss an Hilfsmitteln ausreichen, will man die zahlreichen Orte einkreisen, die es in diesem Spiel zu finden gilt.
Wo liegt denn jetzt nochmal Ingolstadt? Oder Hameln? Was verbirgt sich hinter Solling? Und wo ist eigentlich Adidas stationiert? All das sind Fragen, denen man sich in "Deutschland - Finden Sie Minden?" stellen muss. In einer Runde werden so viele Karten auf den Tisch gelegt wie Spieler teilnehmen. Darunter sind relativ bekannte Orte wie Düsseldorf oder Leipzip in Gelb, schwierigere Städte wie Hof oder Hildesheim in Orange, landschaftliche Orte wie der Hunsrück oder das Ostfriesland in Grün und Firmen wie der Kosmos-Verlag sowie Sehenswürdigkeiten wie der Lange Eugen in Blau. Derjenige, der bisher am schlechtesten abgeschnitten hat, also ganz hinten liegt, darf sich zuerst eine der Karten aussuchen. Der Beste hat das Nachsehen und muss nehmen, was übrig bleibt. Immerhin darf man einmal pro Spiel eine ungeliebte Karte austauschen. Dann gilt es jedoch für jeden Spieler, die Position seines aktuellen Orts zu bestimmen, was in vier Schritten geschieht. Zuerst muss man sich entscheiden, ob der Ort östlich oder westlich des 10. Längengrads liegt, der den Spielplan durchzieht. Danach kann man noch tippen, ob der Ort im Norden, in der Mitte oder im Süden des Landes liegt. Wenn man sich recht sicher ist, wird man als nächstes noch die Nummer des Sektors angeben und ihn zum Schluss vielleicht sogar auf die letzten 50 x 75 km genau angeben können. Je mehr man tippt, desto mehr schränkt man den vermuteten Punkt eines Orts ein. Über die Angabe, ob dieser im Osten oder Westen liegt, muss man jedoch nicht hinaus gehen, man kann auch nur einen oder zwei Tipps über die aktuelle Karte abgeben, was bei für den Norddeutschen obskur klingenden Orten wie Villingen-Schwenningen eine dankbare Alternative ist. Denn wenn auch nur einer der bis zu vier Tipps von den Koordinaten auf der Rückseite der Karte abweicht, geht man leer aus. Ansonsten gibt es für jeden richtigen Tipp einen Punkt. Einen Anreiz zu zocken gibt es jedoch auch: Gelbe Karten darf man behalten, wenn man alle vier Koordinaten richtig hat, orangene und blaue bei drei richtigen Tipps und grüne bei zwei. Wer zum Schluss die meisten Karten einer Farbe hat, bekommt fünf Extrapunkte - das ermutigt, auch mal einen Tipp mehr abzugeben, wenn man es nicht genau weiß.
"Deutschland - Finden Sie Minden?" fällt klar in die Kategorien Lern- und Quizspiel, schafft es aber, sich von beiden Genres ein wenig abzuheben. Für ein Lernspiel ist es erfreulich wenig trocken, beim gemeinsamen Rätseln über die Koordinaten einiger Städte entsteht viel heitere Kommunikation. Und für ein Quizspiel braucht man hier kein exaktes Wissen - eine ungefähre Ahnung und manchmal auch nur ein bisschen Glück beim Setzen der Tippsteine reichen schon völlig aus. Das führt dazu, dass hier ein Spiel für eine große Anzahl von Zielgruppen vorliegt - Kinder können genauso sehr Freude an "Finden Sie Minden?" haben wie Erwachsene oder auch Senioren. Wenn Papa dem Sohnemann jedoch mal wieder zeigt, wer hier bildungsmäßig die Nase vorne hat, wird schnell klar: Vermischen sollte man diese Zielgruppen nicht, ansonsten wird das Spiel ganz schnell sehr unfair, trotz des netten Mechanismus, der den besten Spieler deutlich benachteiligt.
So schön der Spielplan auch gearbeitet ist, einige der anderen Spielelemente sorgen eher für Stirnrunzeln. Die Spielerfarben sind eher matt, ja regelrecht hässlich gehalten - und warum gibt es kein Grün? Die mitgelieferten Chips zum Kartentauschen sind auch nicht der Hammer, eine Figur, mit der man die Position eines Orts auf dem Spielplan anzeigen kann, ist gar völlig nutzlos und wird beim Spielen fast nie benötigt. Genauso wie die drei Einbuchtungen in der Spieleschachtel, bei denen man sich ernsthaft fragt, was denn da aufbewahrt werden soll, wenn man auch alles in die wiederverschließbare Tüte packen kann, die mitgeliefert ist. Und wenn eine Partie wegen schwieriger Karten mal länger dauert, dann fällt einem der recht eintönige Spielverlauf von "Finden Sie Minden?" durchaus unangenehm auf. In dessen Hektik und Routine wird dann das didaktische Ziel des Spiels auch häufiger mal verfehlt. Ich beispielsweise weiß immer noch nicht, wo denn jetzt Villingen-Schwenningen liegt - Osten oder Westen? Ach, dass wir uns diese Frage wirklich immer noch stellen müssen ...