Der junge Sebastian Dark, halb Elfe, halb Mensch, sieht sich genötigt, das Erbe seines Vaters anzutreten und eine Anstellung als Hofnarr zu suchen, auch wenn er sich nicht gerade als Spaßmacher eignet. Er hat vom sagenhaft reichen König Septimus von Keladon gehört, für den angeblich derzeit kein Hofnarr arbeitet. Sebastian bricht mit seinem Wagen und Max, einem sprechenden Büffelop als Zugtier, in Richtung des Königreichs Keladon auf. Unterwegs freundet er sich mit einem zwerggestaltigen Krieger namens Cornelius an, der ebenfalls nach Keladon möchte, um dort in der kühnen Garde des Königs zu dienen. Die beiden und Max werden zufällig Zeugen eines Brigantenüberfalls auf ein junges Mädchen und seine Eskorte. Sie retten todesmutig das Mädchen und es stellt sich heraus, dass es sich bei der vorläufig etwas hochnäsigen jungen Dame um Kerin, die Nichte des Königs von Keladon, handelt, dessen Regentschaft in einem Jahr zu ihren Gunsten enden wird.
Beim König stößt der Bericht von der Rettungsaktion auf wenig Begeisterung. Schnell spürt Sebastian mit der von seiner Elfenmutter geerbten Intuition, dass König Septimus ein eigenartiges Spiel mit ihm und seinen Begleitern treibt, vor allem jedoch mit der Prinzessin. Ehe er das Ränkespiel völlig durchschaut, wird er bereits zu dessen Opfer, ebenso wie die schöne Kerin. Der geschickte Cornelius kann sich mühsam aus der für ihn vom König sorgfältig erdachten Falle retten und eilt Sebastian zu Hilfe. Ihn und Max, den Büffelop, kann er befreien, aber Prinzessin Kerin geht bereits auf Geheiß des Königs einem entwürdigenden Schicksal in der Fremde entgegen. Sebastian, Cornelius und Max machen sich auf um sie zu finden. Ob sie gegen die Feindschaft aller Briganten ankommen können? Und selbst wenn die Befreiung der Prinzessin glücken sollte: Was wird aus Keladon? Wie kann Kerin ihr Erbe antreten?

Für junge Fantasyfreunde bietet dieses Buch spannende Unterhaltung. Trotz des relativ linearen, auf die Zielgruppe - Kinder und Jugendliche ab etwa zwölf Jahren - zugeschnittenen Aufbaus flacht die Handlung niemals ab, sondern strebt immer neuen fulminanten Szenen zu, bis es am Ende zu einem erbitterten Kampf um das ganze Königreich kommt.
Die Charaktere wirken glaubwürdig; Sebastian ist in seiner Welt ein typischer Siebzehnjähriger mit entsprechend hochfliegenden Träumen und Sehnsüchten, Prinzessin Kerin fühlt sich hin- und hergerissen zwischen ihrer Verantwortung für ihr Königreich und ihrer allmählich aufkeimenden Liebe zu Sebastian und der nur hüftgroße Cornelius möchte zwar eigentlich als Söldner arbeiten, doch er besitzt einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.
Der falsche König, unterstützt von einer hinterhältigen, aber letztlich zweitklassigen Hexe, hängt an Macht und Reichtum und wirkt überzeugend brutal und skrupellos, immer bereit, sogar Verbündete zu opfern.
Auch die Szenerien werden anschaulich beschrieben, sodass die Weite der Prärie, die Königreiche voneinander trennt, und die Pracht des keladonischen Könighofs geradezu plastisch vor dem inneren Auge des Lesers entstehen. Für humorige Einlagen sorgt der Büffelop Max, dessen Eigensinn, vielleicht etwas überzogenes Selbstwertgefühl und Sarkasmus den Leser immer wieder amüsieren.
Atemlos spannend sind vor allem die Kampfszenen, in die der Berufskrieger Cornelius verwickelt wird. Das Buch kommt natürlich nicht ohne eine Reihe von Toten und Schwerverletzten aus. Brutalität kann man ihm trotzdem nicht vorwerfen; die Kampfhandlungen werden sachlich geschildert, ohne alle Blutrünstigkeit - Krieg gehört nun einmal zu den Fantasywelten nicht minder als zur realen Welt. Zum Ausgleich wird die erste Liebe zwischen Prinzessin Kerin und Sebastian sehr sensibel geschildert, während die Leser auch einen Eindruck davon erhalten, wie schwer Verantwortung mitunter wiegen kann.
Da das Ende gleichzeitig einen Neuanfang darstellt, kann man auf einen weiteren Band mit den inzwischen vertrauten, sympathischen Protagonisten hoffen. "Sebastian Dark" bietet Kinder- und Jugendfantasy von hoher Qualität und vermag sogar Leser zu fesseln, die mit Fantasy im Grunde weniger anzufangen wissen. Ein rundum gelungener Roman!