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Wer kennt sie nicht, die im Film oft gezeigten mittelalterlichen höfischen Bankette und Völlereien? Die Tische biegen sich unter der schieren Last der Speisen und Getränke. Allerlei an gebratenen Fleisch vom Schwein und Rind, Geflügel. Exotische Früchte, Pasteten, Ausgezogenes und Kuchen. Dazu so mancherlei Getränk. Wein, Met, Bier und Säfte. Es wurde geschlemmt und gesoffen, bis man außer Stande war sich zu regen und zu benehmen.
Nun, wie schon der Titel verrät, war dem natürlich nicht so. Jedenfalls nicht immer. Viele solcher Vorurteile haften der Zeit zwischen dem 5. und 15. Jahrhundert an, von Karl dem Großen nebst seinen Vorfahren bis hin zu Luther.
Auch Vorurteile bezüglich der Tischsitten, die im Mittelalter geherrscht haben sollen sind sehr verbreitet. Man erinnere sich an das Zitat, dass Luther in den Mund gelegt wird.
Dazu ist zu sagen, dass wie bei jedem Vorurteil ein kleiner wahrer Kern drinsteckt. Irgendwer hat irgendwas gemacht und das wurde dann auf alle umgemünzt.
Die Eß- und Trinkgewohnheiten sind/waren im Mittelalter ebenso wie heute Bestandteil der kulturellen Identität einer Gesellschaft und einzelner sozialer Schichten.
Das Mittelalter war geprägt von Hungersnöten, die vor allem die unteren sozialen Schichten betraf. Natürlich gab es Zeiten, in denen Speisen im Überfluss zu geben schien und die Leute natürlich diesen Umstand auch feierten.
In diesem Heftchen wird zu Beginn auf die Vorurteile und deren Entstehung kurz eingegangen. Danach beginnt das eigentliche Thema. Es werden unterschiedliche Formen von Küchen beschrieben und deren Stellung als wichtigster Raum im sozialen Familiengefüge. Denn dies war der Ort, wo es eine Heizquelle und Nahrung gab, in dem sich die Familien zu den Mahlzeiten trafen . Die Küchen auf Burgen und Schlössern waren dagegen zur späteren Zeit schon von der Herrschaft separiert, dennoch traf sich dort die Dienerschaft.
Ein Kapitel geht kurz auf das Kücheninventar ein, von dem heute noch einiges Verwendung findet.
Mit knapp 14 Seiten nimmt das Kapitel über die Nahrungsmittel einen großen Teil des Büchleins in Beschlag. Es werden die Themen über Lagerung und Haltbarmachung angeschnitten und auch die Speisen der Armen und Reichen.
Weitere Kapitel über Getränke, den Esstisch, das Besteck, Trinkgefäße, Speise- und Mahlzeitordnungen werden angerissen. Den Abschluss Büchleins bildet das kurze Kapitel über Tisch"zuchten", also der Tischsitten.
Der Historiker Peter Hibst erläutert in kurzen und leicht verständlichen Texten das Thema Essen und Trinken im Mittelalter. Die Textpassagen sind nicht lang und einfach gehalten. Es werden Aussprüche und Regeln, sofern der Originaltext von ihnen erhalten ist, so wiedergegeben und graphisch vom Fließtext hervorgehoben. Das Büchlein ist sehr klein und passt in fast jede Tasche. Die Abbildungen in dem Heftchen sind Kopien von Holzschnitten und Gemälden, allerdings in schwarz/weiß gehalten. Sie werden näher beschrieben und tituliert.
Das Buch ist kein umfangreiches Nachschlagewerk und erhebt für sich nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Es ist eher ein Aperitif für das Thema Mittelalter und Essen. Rezepte werden in diesem Buch nicht genau wiedergeben. Rundum ein kurzweiliges und informatives Buch.
Für alle, die sich einmal einen Einblick verschaffen wollen ist dieses Heftchen durchaus geeignet und weckt Neugier auf Mehr. Leider wird es nicht mehr neu aufgelegt.