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"Nordlicht" heißt der zweite Roman der Autorin Karin Schulze in ihrer Fantasy-Saga um die Schwestern Lena und Hanna mit dem Auftaktroman "Nordland". "Nordlicht" setzt die Ereignisse aus dem Vorgängerband fort und greift die Reisen der Schwestern auf.
Gemeinsam mit Natas reisen Lena und ihre Tochter Sophie zu Natas’ Heim, der Seefeste Nagelfarsend. Dort wollen sie für den Winter bleiben - oder für immer? Danach sieht es zunächst aus. Nachdem Lena auf Nagelfarsend all ihre Freunde wieder gesehen hat, darunter die Gaukler, ihre Schwester Hanna, Torga, ihre Mutter die Weißfrau und viele andere, sollte ihr Glück perfekt sein, denn sie alle kamen, um Lenas und Natas’ Hochzeit zu feiern. Doch eine Aufgabe wartet auf Lena, der sie sich nicht entziehen kann: Sie muss den Indianerjungen Nemitsno zu seinem Stamm ins Markland bringen, denn sein bisheriger Gefährte und Mentor ist nunmehr zu alt dafür geworden. Eine weite und gefährliche Reise wartet auf die junge Mutter, ihre Tochter und den Raben Corax.
Derweil bleiben die Gäste nicht auf Nagelfarsend. Hanna, ihre Mutter und die Gaukler wählen den Weg nach Rom, und auch Natas sowie seine Halbschwester Geraldine hält es nicht länger in der Seefeste. Welche Abenteuer werden noch auf die Freunde warten?
Die Zeit um 1000 nach Christus ist reizvoll für Fantasygeschichten, denn diese Zeit lässt sich wunderbar mit den Mythen und Sagen von damals verknüpfen. Genau das tut Schulze; sie lässt Alben, Zwerge und Kobolde auftreten, die der Geschichte den phantastischen Aspekt zukommen lassen. Auch die Ereignisse um die mächtige Weißfrau passen da hinein, während Persönlichkeiten, die wirklich existierten, und die Problematik der Vertreibung der alten Glaubensrichtungen durch das Christentum Elemente des Buches sind, die historisch belegt werden können.
Die Ausgangsbasis ist also eine gute: Phantastische Elemente, gepaart mit einem historischen Hintergrund, wissen den Leser zu unterhalten. Leider aber ist die Darstellung dieser Grundlagen unmotiviert und distanziert. Zu keinem Zeitpunkt will Spannung aufkommen, obwohl Schulze solche Momente zur Genüge hat. Ob Torgas erste große Jagd mit den Jägern, ob Lenas Abenteuer auf der Reise ins Markland oder die eindrucksvolle Demonstration der Macht der Weißfrau; alles wird beiläufig und rasch abgehandelt. So passiert auf den 217 Seiten des Romans recht viel, jedoch eben nur nebenher. Man fiebert auf all den Reisen der Charaktere nicht mit, wichtige Geschehnisse werden oftmals nur als Rückblick kurz angerissen, der mögliche Ideenreichtum nicht im Entferntesten ausgeschöpft. Der Roman kann durch diesen oberflächlichen und belanglosen Stil weder als Reisebericht durch die Vergangenheit noch als Fantasystory fesseln.
Ob als Blick in vergangene Zeiten oder Fantasyroman mit historischen Elementen: "Nordlicht" kann weder als das eine noch als das andere punkten. Der stellenweise etwas antiquierte, nette Schreibstil kann leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass trotz des Ideenpotenzials, das im Roman angedeutet wird, die Ausarbeitung desselben doch misslungen ist. Mehr Spannung und Tiefgang hätten "Nordlicht" sehr gut getan.