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Chemie-Versuche für Vorschul- und jüngere Grundschulkinder zu Hause? Da dürften viele Eltern zusammenzucken, denn das klingt nach reichlich Aufräum- und Putzarbeit und natürlich auch nicht ganz ungefährlich.
Dieses Buch bietet den Beweis, dass sich attraktive und aussagekräftige Experimente recht leicht durchführen lassen und auch keine teure und aufwändig zu organisierende Ausrüstung erfordern. Fast alle "Chemikalien" und Geräte findet man in einem normalen Haushalt, die restlichen, zum Beispiel Jodlösung, kann man im Supermarkt oder in der Apotheke für wenig Geld kaufen.
Worum geht es? Im ersten Experiment werden Cent-Münzen grün, und zwar aus demselben Grund wie Kupferdächer. Mit Brausepulver und einer leeren Filmdose kann man eine kleine Rakete starten lassen, dank dem Effekt, der Korken beim Öffnen einer Sektflasche so schön knallend davonschießen lässt. Brausepulver eignet sich zudem als Basis für einen Feuer-, vielmehr Kerzenflammenlöscher. Ganz einfach kann man übrigens aus normalen Gummibärchen richtige Monsterbären erzeugen, allerdings potenziert sich mit dem Volumen nicht der Geschmack.
Ein Muss bei Kinderexperimenten ist natürlich Geheimtinte. Die in diesem Buch vorgestellte ist jedenfalls ökologisch völlig unbedenklich und dennoch effektiv. Toll sieht natürlich auch die gestreifte Flüssigkeit aus einem anderen Experiment aus: Mischt man gelbliches Pflanzenöl und mit Lebensmittelfarbe versetztes Wasser, so bilden sich rasch zwei Schichten, gelb oben, die andere Farbe unten.
Nicht alle im Buch aufgeführten Experimente sind so spektakulär, doch auch die ruhiger ablaufenden Versuche führen zu interessanten Erkenntnissen und befassen sich mit wichtigen Fragestellungen und Themen, deren Bedeutung Kinder durchaus erfassen. Zu nennen wären beispielsweise die Simulation einer Kläranlage, die Suche nach Stärke als Bestandteil von recht unterschiedlichen Lebensmitteln und Untersuchungen zum Vorgang des Verrostens. Insgesamt neunzehn Experimente werden im Buch vorgestellt.
Eltern kommen nicht umhin, das Buch ebenfalls zu lesen, denn bei einigen Versuchen müssen sie, vor allem, wenn der wissenschaftliche Nachwuchs noch sehr jung ist, Aufsicht führen und gegebenenfalls auch einmal mit anpacken. Die meisten Experimente können die Kinder jedoch problemlos selbst durchführen und verstehen.
Das Buch ist angenehm übersichtlich aufgemacht und räumt jedem Experiment eine Doppelseite ein. Zu jedem Versuch gibt es die Rubrik "Du brauchst" mit Zutaten und Geräten sowie, abgesetzt, eine klare, wenig aufwändige Durchführungsanleitung. Unter "Was ist passiert?" findet man zum einen die Beschreibung des Versuchsergebnisses, zum anderen die Erklärung. Ein farbig unterlegter Infokasten enthält Angaben zur Nutzung des beobachteten Effekts bei praktischen Anwendungen oder durch die Natur oder vertiefende Informationen zum Thema. Diese Kästen werden stets durch Fotos illustriert.
Lustige Cartoons lockern den Text auf und bieten zuweilen versteckte weiterführende Informationen. Auf der zweiten Seite zu jedem Experiment findet der Leser Fotos, die den Versuch Schritt für Schritt dokumentieren - sofern notwendig -, sodass gegebenenfalls auch die Versuchsanordnungen verständlicher werden als durch reinen Text. Die Aufmachung und Ausstattung des Buchs sind optimal, zumal die Buchdeckel sehr robust wirken und auch das Papier fest ist - da darf schon mal ein Glas mit Wasser in der Nähe umfallen …
Anzumerken wäre, dass die Erklärungen "Was ist passiert?" nicht immer die Wissbegier der Nachwuchsforscher stillen und auch zuweilen Begriffe fallen, mit denen Fünfjährige, selbst jüngere Schulkinder, nichts anfangen können. Hoffentlich wissen die geschätzten Eltern, was (Riesen-) Moleküle sind, und können dieses Wissen ihrem Nachwuchs vermitteln?
Insgesamt aber handelt es sich bei der "Chemie-Werkstatt" um ein inhaltlich wie konzeptionell sehr gelungenes Experimentierbuch, das dem kindlichen Forscherdrang entgegenkommt und Eltern in keinerlei Hinsicht über Gebühr belastet, im Gegenteil, den meisten von ihnen werden die Versuche ebenfalls Spaß machen und vielleicht sogar die eine oder andere Erkenntnis bescheren.